David Gerrold: Inmitten der Unendlichkeit

 

David Gerrold: Inmitten der Unendlichkeit
(Bastei Lübbe 23180)


Mit diesem Roman liegt nun die Fortsetzung von „Die Reise der Jona“ (SOLAR-X 98) vor. Ein weiterer Band, „Sternenjagd“, ist bereits erschienen und wird demnächst hier besprochen.
Abgesehen von dem Beharren der Klappentextautoren, das Raumschiff „Sternenwolf“ immer noch „Jona“ nennen zu wollen, wobei sie nicht einmal in der Lage sind, diesen Begriff richtig zu interpretieren, schließt sich auch der Inhalt des Buches unmittelbar an den ersten Teil an, den man zum Verständnis besser genau kennen sollte.
Das Schiff Kapitän Kories befindet sich nach dem letzten Abenteuer, bei dem ein morthanischer Saboteur an Bord gelangte, in der Nähe des strategisch wichtigen Stardocks, mitten im Nirgendwo. Die „Sternenwolf“ ist von feindlicher Nanotech verseucht, und es stellt sich auch bald heraus, daß der Saboteur sogar einen sogenannten Kobold an Bord schmuggeln konnte, ein lebendes Geschöpf, das nur ein Ziel kennt: das Schiff am Fortfliegen zu hindern, damit es als Boje für den Feind dienen kann, welcher Stardock zerstören will. Korie muß nun die „Sternenwolf“ dekontaminieren und den Kobold fangen. (Der Klappentext spricht vom Entschärfen einer Bombe - die Untertreibung des Jahres!) Zu seinen Problemen kommt noch, daß die Admiralität ihm das Schiff an liebsten wegnehmen und verschrotten würde.
Die Suche nach dem Kobold und den von ihm an Bord angebrachten Fallen bildet den führenden Handlungsstrang des Romans. Daneben erfährt der Leser in berichtenden Rückblicken eine Menge über Kories Leben und Karriere, der eigentlich ein brillanter Offizier ist. Pech für ihn, daß man ihn weiter oben nicht so recht mag und er in letzter Zeit das Unglück anzuziehen scheint. Außerdem entwickelt sich der an Bord befindliche „gute“ Morthaner Brik auffällig weiter, bis er sogar eine Beziehung zu einer Frau beginnt (Die Morthaner haben weder Frauen noch Geschlechtsleben, das stört eine drei Meter große Kriegerrasse nur.) Das Buch wäre übrigens ein positives Beispiel für die Frage nach Sex in der SF, die auf dem letzten Elstercon diskutiert wurde. Ohne daß er übertrieben in den Vordergrund gerückt würde, hat er an dieser Stelle eine bestimmte Funktion für die Handlung.
In einer komplizierten Aktion gelingt es schließlich, den Kobold (der sich als vier Kobolde herausstellt), zu überlisten und zu vernichten. Nebenbei analysieren die „berufsmäßigen Paranoiker“ - wie sie sich selbst nennen - der Crew noch das Vordringen der morthanischen Flotten und stellen fest, daß das menschliche Oberkommando dies offenbar falsch interpretiert hat. Durch ihre Anstrengungen können sie zunächst erst einmal verhindern, daß Stardock gefunden und angegriffen wird.
Am Rande bemerkt, entwickelt Gerrold in diesen Büchern eine relativ neuartige Vorstellung von Raumschiffproduktion, genauer gesagt Massenproduktion. Um das zu beleuchten, werden auch die Rückblicke auf Kories Leben benutzt.
Der Roman ist eine Space Opera, wenn man ihn schon irgendwo einordnen muß, und besitzt als solche viele Elemente militärischer SF. Er ist jedoch kein reiner Vertreter der letzteren, da die militärischen Belange nicht unbedingt im Vordergrund stehen.

The Middle of Nowhere, © 1995 by David Gerrold, übersetzt von Axel Merz 1996, 365 Seiten, DM 9.90 

SX 102

 

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