Ben Aaronovitch: Ein Wispern unter Baker Street

Ben Aaronovitch: Ein Wispern unter Baker Street
(dtv München 2013)

Auch der dritte Kriminalfall des Zauberlehrlings und Polizisten Petr Grant ist verwickelt und vielschichtig. Zunächst scheint es sich um einen Mord zu handeln, als ein Mann mit Stichverletzungen aus den U-Bahn-Tunneln kommt und auf einem Bahnsteig stirbt. Doch die Mordwaffe ist eine Tonscherbe aus einem Material, das als „unzerbrechliches“ Steingut bezeichnet wird. Warum es dann
trotzdem eine Scherbe ist, hat große Bedeutung für die Aufklärung des Falls.
Aber der ist, wie gesagt, nicht so einfach. An dem komischen Steingut ist auch etwas Magisches, und so muss Peter Grant von der Sondereinheit „Folly“ der Londoner Polizei wieder einmal gefährlichen und nicht ganz menschlichen Spuren nachgehen.
Wer bei Baker Street an Sherlock Holmes denkt, ist allerdings auf einem Irrweg, der Name wurde bloß mal wieder im Deutschen verwendet. Tatsächlich geht es um das Londoner U-Bahn-Netz und seine
Entstehung, oder vielmehr um die Menschen, die es ursprünglich bauten. So ähnlich wie die Flüsse in London so etwas wie eigene Gottheiten besitzen, so scheinen auch andere Dinge und Orte Genii loci auszubilden. Jedenfalls ist es ein Teil von dem, was Grant im Laufe seiner Ermittlungen enthüllen kann.
Unterstützt wird er von einer FBI-Agentin, denn der Tote war der Sohn eines amerikanischen Senators, und seinen schon aus den anderen Büchern bekannten Begleitern.

Das dritte Buch der Serie vertieft auch das Hintergrundwissen um die Schattenwelt magischer Geschöpfe, die uns scheinbar umgibt. Das klingt angesichts der gegenwärtig aktuellen Fernsehserien nicht besonders spektakulär, ist jedoch viel plausibler und normaler zu lesen als etwa „Grimm“ oder all diese Vampir-Serien zu schauen sind. Nicht einmal die fast immer reibungslose Akzeptanz der magischen Welt durch neu eingeweihte Personen ist unlogisch. Wenn man vor einem lebensgroßen Geist steht, der eine Aussage zu einem beobachteten Verbrechen macht, muss man logischerweise an seine Existenz glauben, wie Grant sagt.
Was man bei Aaronovitch mehr oder weniger überlesen muss, ist seine äußerst detailreiche Beschreibung Londons. Vermutlich könnte man den Weg der Protagonisten auf dem Stadtplan nachverfolgen und all die historischen Hintergrundinformationen sind schön und gut, aber nicht wirklich für die Handlung erforderlich. Das macht die Bücher nicht unbedingt langatmig, aber man
versteht als Nicht-Londoner nicht so richtig, was da eigentlich läuft. Zum Glück gilt das nicht für die Handlung selbst.


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