David Gibbins: The Last Gospel

David Gibbins: The Last Gospel
(Headline, London 2008)

Den Beschreibungen nach sollte das Buch um den Star-Archäologen Jack Howard - über den es noch weiter Abenteuer gibt - eine Mischung aus Dan Brown und Indiana Jones sein. Tatsächlich war es eine recht langatmige Abhandlung über Religionsgeschichte, die mit unglaubwürdigen Erforschungen vorzugsweise unterirdischer Gänge und Katakomben gemischt wird, durchsetzt von einer Dan Brownschen Schnitzeljagd. Letztere genauso wenig glaubhaft wie beim Vorbild. Als ob ein 2000 Jahre altes Rätsel tatsächlich auch heute noch in allen Bestandteilen erhalten wäre! In der Realität wäre die Spur nie zu verfolgen.
Nun gut, falls man sich eigentlich für die Geschichte des Christentums interessiert, kann man das Buch
als unterhaltsames Geschichtsbuch lesen. Vorausgesetzt, man ist in der Lage, Fiktion von echter Historie zu unterscheiden. Leider wird selbst der geschichtliche Teil ziemlich ungeschickt vermittelt. Jack ist ständig dabei, seinem Kollegen Costas das alles haarklein zu erklären. Komisch, denn der ist
doch auch Archäologe.
Es geht natürlich wieder mal um Jesus und um eine böse Gruppierung in der Kirche, die das Wissen der
Urchristen mit aller Gewalt unterdrücken will. In diesem Fall hat Jesus wohl dem Imperator Claudius das einzige von ihm existierende schriftliche Dokument anvertraut, eben das letzte Gospel oder Evangelium. Eigentlich weist nichts darauf hin, dass der historische Jesus überhaupt schreiben konnte.
Claudius lebte in diesem Buch noch viel langer als in der Wirklichkeit und wurde zu einem der ersten
Christen, weil er in seiner Jugend Jesus begegnet war. Wobei die Darstellung von Jesus das Einzige war, was mir an dem Buch wirklich plausibel erschien. Für den Autor ist er ein ganz normaler Mensch. An keiner Stelle kommt etwas Übernatürliches ins Spiel.
Die Kette der erstaunlichen Entdeckungen durch eine einzige Person ist dabei fast noch phantastischer als die Entdeckungen selbst, aber sonst würde ja die ganze Geschichte irgendwie nicht funktionieren.
Am Ende bleibt ein zwiespältiger Eindruck. Zu viel historische Referate, zu wenig nachvollziehbare Handlung. Ein Angriff auf die Institution Kirche, die so etwas allerdings kalt lassen dürfte. Zu ungeschickt wird er vorgetragen. 

2014

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