Stranger Things


Nachdem die Serie von vielen Leuten so bejubelt wurde, entschlossen wir uns, sie ebenfalls anzusehen. Nun sind wir mit den drei aktuellen Staffeln durch und fragen uns noch immer, was den anderen daran so gefällt. Zunächst erscheint es als eine weitere Kinder- oder Jugendserie, da die Hauptfiguren nun mal Kinder sind. Sowas schaue ich mir normalerweise nicht an. Nach einer Weile merkt man, dass die Filme für Kinder um P 12 nicht unbedingt geeignet sind. Trotzdem fehlt es völlig an Identifikationsfiguren. Irgendwann wird das irgendwie der Sheriff. Auch wenn er recht unsympathisch wirkt und seine Handlungen nicht gerade von so etwas wie Vorsicht oder Intelligenz geprägt sind. (Verglichen mit seinen beiden Hilfssheriffs wirkt er allerdings wie ein Akademiker.)
Winona Ryders Figur dagegen ist der Prototyp einer hysterischen Mutter. Unsympathisch und schwer glaubhaft.
Die anderen sind ein paar ältere Jugendliche auf dem geistig-emotionalen Niveau von Fünftklässlern (oder Schimpansen) und die Gruppe der Kinder, von denen eines in der ersten Folge in eine Paralleldimension verschwindet. Darum geht es in der 1. Staffel dann auch. Die Kinder wirken entweder vollkommen verblödet oder unsympathisch. Ich wiederhole mich hier absichtlich. Keine der Figuren der Serie – außer Elfi – kann man als Sympathieträger betrachten. Und Elfi ist so anders, dass es auch hier schwerfällt.
Man fragt sich ständig, wieso die Typen in der Serie eigentlich nichts mitkriegen. Die Eltern oder Lehrer merken nicht, was ihre Kinder so treiben. Die Kinder selbst checken erst mal gar nichts und denken ausschließlich in Bahnen von AD&D oder so etwas. Man hat hier beschlossen, dass sie mal wieder die Nerds sein müssen, die sozialen Außenseiter, und so werden sie gnadenlos überzeichnet. Scheinbar sind alle Figuren der Serie so eine Art Archetypen. Die Mutter, der versoffene Sheriff, der völlig idiotisch wirkende Lehrer und sogar die bösen Wissenschaftler oder später die Russen. Alles überzogene Schablonengestalten.
Das Phantastische an der Serie wirkt nicht sonderlich originell. Durch Drogenexperimente haben die Bösen ein paar Kinder gezüchtet, die telepathische und telekinetische Fähigkeiten besitzen. Nummer 11 (Elfi) gelingt die Flucht, nachdem sie ein Tor in eine andere Dimension geöffnet hat, was die Bösen vermutlich so verwirrte, dass sie entkommen konnte. Zunächst versteckt sie sich bei einem der Jungen im Keller – dessen Eltern merken nichts davon – später wird sie vom Sheriff in einer Waldhütte verborgen. Aber das Tor ist immer noch offen und die andere Dimension dringt in unsere Welt ein. Auf die Idee, dass Elfi es vielleicht auch wieder schließen könnte, kommt erst einmal niemand. Dann wäre die Serie ja schon zu Ende.
Man kann es den Amerikanern nicht verübeln, wenn sie ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber ihrer eigenen Regierung hegen. Aber wenn man ein wenig nachdenkt, fragt man sich vielleicht doch, wie das denn alles gehen soll. Da ist ein riesiges Gebäude mitten im Wald bei einer kleinen Stadt, welches angeblich eine Art privatwirtschaftliches Forschungslabor darstellt. Andererseits greifen diese Wissenschaftler auf Unterstützung der Armee zurück, sind aber scheinbar niemandem rechenschaftspflichtig. Sie entführen Babys, experimentieren mit Menschen und niemand kümmerts? Als das Tor und auch das ganze Labor endlich geschlossen werden, muss ein neues Problem her. Ein Übermonster aus der anderen Dimension ist zurückgeblieben und dann sind da auch noch die Russen unter dem Einkaufszentrum … Unglaublich, aber wahr: Die rennen da unten, mitten in Amerika, in russischen Uniformen herum und versuchen ein Tor zu öffnen. Weil das dort besser geht als zu Hause, wird fadenscheinig begründet. Warum? Weil es eben böse Russen sind, die anscheinend ihren Spaß daran haben, die Welt in den Untergang zu manövrieren. (Wenn sie nicht Trump unterstützen, machen sie eben das.)
Alles, was in der Serie vorkommt, scheint klischeehaft oder einfach woanders geklaut. „Resident Evil“, „Terminator“ und was noch alles kommen einem in den Sinn. Ist es vielleicht das, was den Fans gefällt? Dass sie so viel wiedererkennen? Ich kann es nicht sagen.

24.7.20

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