Alan Dean Foster: Chorus Skating
Bannsänger 8
Alan Dean Foster: Chorus Skating
(Warner Books 1994, 344 Seiten, $ 5.99)
Der Bannsänger ist wieder da! Und zwar der richtige, nicht sein
Sohn, dessen Abenteuer mich doch irgendwie enttäuscht hatten (s. SX
51). Jon-Toms Erlebnisse kennt der deutsche Leser ja bereits aus sechs
Bänden humoristischer Fantasy, die beim Heyne-Verlag erschienen. Nun
ist Foster doch wieder zu seinem Helden zurückgekehrt, dem Erdenmenschen,
der von einem Zauberer auf eine Welt intelligenter und magischer Tiere
geholt wurde, wo er letzten Endes blieb.
Jon-Tom und sein Freund, der Otter Mudge, sind längst zu Familienvätern
geworden und führen ein "normales" Leben in den Glockenwäldern.
Aber bei ihrer bewegten Vergangenheit ist es nicht verwunderlich, wenn
sie sich zu langweilen anfangen. Erstaunlicherweise stimmen beide (mehr
oder weniger) darin überein, daß ein kleines Abenteuer nicht
schaden könnte. Und wie es sich trifft, stolpert ihnen auch eins vor
die Füße, und zwar in Gestalt eines verlorengegangenen Stückchens
Musik. Als die beiden Helden ihm folgen, ahnt der Leser natürlich,
daß es nicht bei einem kleinen, erholsamen Abenteuer bleiben wird.
Die üblichen Gefahren des Weges sind dabei eher nebensächlich,
bis man auf ein paar Soldaten trifft, die ausgezogen sind, um ihre Prinzessin
zu retten. Diese wird von einem Grizzlybären gefangengehalten, der
Prinzessinnen sammelt. Der Bannsänger und der Otter helfen bei der
Befreiung tatkräftig mit und haben plötzlich ein halbes Dutzend
Prinzessinnen verschiedener Rassen am Hals! Zusammen setzt man die Reise
fort, immer hinter der sichtbaren und hörbaren Musik her. Nach einer
ganzen Serie von Abenteuern zeichnet sich ein Problem ab: Überall,
wo sie hinkommen, haben die Leute ihre Musik verloren. Logisch, daß
dies mit ihrem ursprünglichen Vorhaben zusammenhängen muß.
Auf einer Insel finden sie schließlich die Erklärung. Ein
unsäglich schlechter Musiker aus Jon-Toms Heimat, von der Erde also,
klaut alle Musik auf magische Weise, um die Menschen zu zwingen, nur ihm
zuzuhören. Wie er das anstellt, wird nicht geklärt, der einzige
Schwachpunkt des Buches. Mit der Unterstützung eines anderweltlichen
Insektoids und seiner Freunde gelingt es Jon-Tom, den Bösen zu besiegen
und die gefangengehaltene Musik zu befreien.
Die Geschichte lehnt sich an die gewohnten Strukturen im Bannsänger-Zyklus
an, wenn auch mit gewissen Unterschieden. Nicht jede Begegnung unterwegs
artet gleich in ein Scharmützel aus, nicht alle, die man trifft, entpuppen
sich als Feinde. Die beiden Helden sind älter geworden, reifer, könnte
man sagen. Vor allem der chaotische Mudge hat sich gewandelt, worüber
er sich am meisten wundert. Offenbar hat er so etwas wie ein Gewissen entwickelt!
Jon-Toms Charakter ist praktisch gleich geblieben, allerdings nicht vergleichbar
mit dem schusseligen Naivling der ersten Bände. Seine Figur ist aber
trotz vorhandener Entwicklung der stabile Punkt des Zyklus' - gerade deswegen
fiel wohl auch "Sohn des Bannsängers" so ab. "Chorus Skating" dagegen
fügt sich nahtlos in den Zyklus um den Bannsänger ein. Fosters
Ideenreichtum ist Garant dafür, daß der Leser in jedem Buch
etwas Neues finden kann. Das Thema der Musik als Magie wird hier auf das
der Musik als solcher ausgeweitet, was gut zu den Aussagen der früheren
Bücher paßt.
Tim Hildebrandts Titelbild läßt keinen Zweifel daran, um
was für ein Buch es hier geht - die hervorragende Aufmachung steht
allerdings in einem seltsamen Kontrast zur Papierqualität. Trotzdem
könnten sich deutsche Verlage an der Gestaltung ein Beispiel nehmen,
Bücher, deren Äußeres mit dem Inhalt nichts zu tun hat,
sollten der Vergangenheit angehören.
Alles in allem ist die Fortsetzung des Bannsänger-Zyklus' eine
Empfehlung wert.
SX 67
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