Alan Dean Foster: Greenthieves
Grün(e) Diebe
Alan Dean Foster: Greenthieves
(Orbit 1994, 248 Seiten, Pound 4.99)
Foster wendet sich in diesem eher dünnen Roman wieder einem Thema
zu, das er z.B. im Homanx-Zyklus schon häufig verwendete: der Wirtschaftskriminalität.
Es passiert bei ihm recht oft, daß sich seine Helden mit den üblen
Machenschaften irgendwelcher skrupelloser Unternehmen auseinandersetzen
müssen, die über Leichen gehen, um ihre Gewinne einzufahren.
Damit ist Foster allerdings nicht allein unter den SF-Autoren. Und so unrealistisch
oder phantastisch ist das wohl auch nicht.
Das Buch hat nichts mit dem Homanx-Zyklus oder anderen Romanen Fosters
zu schaffen. In letzter Zeit scheint er nur noch Einzelwerke zu schreiben.
Es handelt in einer Zukunft, in der offensichtlich etliche fremde Planeten
schon von den Menschen besiedelt wurden, aber es sind noch keine intelligenten
Aliens entdeckt worden. Alles scheint in bester Ordnung zu sein, bis auf
gelegentliche unbedeutende Schwierigkeiten, die Firmen so untereinander
haben. Dann tritt beispielsweise Broderick Manz auf, ein spezieller Mitarbeiter
einer Versicherungsabteilung einer Pharmafirma. Seine Berufsbezeichnung
ist adjuster, was soviel bedeutet wie Schlichter oder Regulierer. Es wird
angedeutet, daß diese Regulationen oft mit recht unfreundlichen Mitteln
erfolgen. Er sammelt übrigens alte Waffen wie eine .38 oder ein M
16 Gewehr und scheint Stephen King zu kennen.
Nun ist also der unmögliche Diebstahl geschehen, und das gleich
dreimal hintereinander. Aus dem klassischen verschlossenen Raum im Sicherheitstrakt
eines Shuttlehafens wurden bestimmte Drogen mit Millionenwert gestohlen,
die dort auf den Abtransport zu fremden Welten warteten. Manz wird von
seiner Firma beauftragt, zusammen mit einem "humaniformen" Roboter und
einer schönen außerweltlichen Kollegin zu ermitteln. Zwar ist
die örtliche Polizei schon am Ball, aber da sie nichts erreichte,
ist sie ganz froh über die Unterstützung.
Der Roman ist eigentlich ein klassischer SF-Krimi, wäre es, wenn
er nicht von Foster stammen würde. Denn der Text ist ständig
durchsetzt mit den boshaften und sarkastischen Kommentaren einer AI - der
künstlichen Intelligenz des "Minders", der Manz praktisch ständig
begleitet. Er hat die Form einer Kugel, die immer über der Schulter
des Mannes schwebt. Die Kommentare sind jedoch nicht etwa an Manz oder
andere Protagonisten gerichtet, sondern an den Leser! Manchmal erinnert
das Gerede der Kugel ein wenig an den paranoiden Roboter Marvin, der von
den Menschen und allem anderen eine genauso schlechte Meinung hatte. Diese
Abschnitte beziehen sich zwar auf die Handlung, haben aber sonst keine
Bedeutung für sie. Warum Foster sie einbaute, wurde mir nicht ganz
klar, wahrscheinlich einfach nur aus Spaß und zur Auflockerung. Jedenfalls
kommt sein humoristisches Talent hier wieder durch.
Genauso komisch ist manchmal auch das Verhalten des anderen Roboters,
der Manz in seiner Arbeit unterstützt. Unter anderem interessiert
er sich im Rahmen einer obskuren "Forschung", die er angeblich betreibt,
sehr für Frauen...
Davon abgesehen ist die Handlung spannend, die Detektivarbeit enthüllt
nichts zu früh, so daß man als Leser lange nicht weiß,
wer hinter den Diebstählen steckt. Die angewendeten Methoden und Hilfsmittel
sind allerdings manchmal recht unorthodox, das ist eben die Zukunft. Eine
Überraschung erwartet den Leser aber, wenn es an die Auflösung
des Rätsels geht. Plötzlich kommt das Unerwartete ins Spiel,
wie übrigens öfter in diesem Buch. Die Handlung nimmt ein paar
Mal eine ganz schön scharfe Wendung.
Die eigentlichen Diebe zu fangen, ist dadurch plötzlich nicht
mehr wichtig, dafür müssen aber die industriellen Hintermänner
gefaßt werden. Im Showdown spart Foster nicht an Munition, es kommt
zu einer bewaffneten Auseinandersetzung und schließlich zu einem
wieder überraschenden Ende.
Das Buch ist sicher kein bedeutendes Werk Fosters, dafür ist es
viel zu spielerisch angelegt. Aber es ist unterhaltsam, humorvoll und spannend.
Was braucht man mehr, um einen trüben Nachmittag sinnvoll zu verbringen?
SX 67
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