Alan Dean Foster: Son of Spellsinger

Alan Dean Foster: Son of Spellsinger
(Warner Books 1993, 376 S., $ 5.50)


Als ich zum ersten Mal davon las, daß Foster seinen bisher sechsteiligen Bannsänger-Zyklus nun doch noch fortgesetzt habe, schüttelte ich entnervt den Kopf. Nun habe ich das Buch gelesen und weiß, daß es der Auftakt zu einer »neuen Generation« sein soll. Und das ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, geht es doch um den Sohn des Bannsängers Jon-Tom und die Kinder seines Freundes Mudge.
Für alle, die den besagten Zyklus noch nicht kennen sollten: Der Student und Rockmusiker Jon-Tom wurde durch die Beschwörungen eines Hexers auf eine Welt gezaubert, auf der nicht nur die Magie alltäglich ist, sondern auch der Großteil der Tiere (sogar einige Pflanzen) intelligent ist. Mit dem Otter Mudge und anderen Wesen mußte Jon-Tom in den folgenden Bänden viele unglaubliche Abenteuer bestehen und die Welt mindestens zweimal retten. Dabei half ihm der Umstand, daß er mit Rockmusik von der Erde, die er auf einer magischen Gitarre, der Duar, spielte, Magie wirken konnte - wenn auch nicht immer so, wie erwartet. Er entwickelte sich im Laufe der sechs Bücher von einem reichlich naiven Jugendlichen zur verantwortungsbewußten Persönlichkeit und entschied sich am Ende, auf der Welt der Tiere zu bleiben.
Achtzehn Jahre später offenbart sein Sohn Buncan ebenfalls musikmagische Talente, nur daß er sie dank fehlender Singstimme noch weniger kontrollieren kann als sein Vater. Außerdem ist er unzufrieden mit der Welt und möchte Jon-Tom nacheifern. Die Lösung findet sich, als er und Mudges Kinder entdecken, daß sie zusammen bannsingen können, wenn er spielt und sie singen. Allerdings nicht die verstaubten Rocksongs des Herrn Vater, sondern Rap-Musik, die Jon-Tom von seinem letzten Besuch auf der Heimatwelt mitbrachte.
Da passenderweise gerade ein Händler von einem mysteriösen Ding berichtete, nach dem er suchen wolle, aber die alten Zauberer Jon-Tom und sein schildkrötischer Kollege und Mentor keine Lust auf ein Abenteuer haben, machen sich die drei Junghelden mit dem Händler auf den Weg. Unterstützt werden sie später von einem Nashorn, das eigentlich ein Söldner ist, aber wegen seiner Alkoholprobleme damit gewisse Schwierigkeiten hat.
Nun beginnt die übliche Reise über die Welt, oder zumindest den Kontinent, nur unterbrochen von irgendwelchen gefährlichen Situationen, welche die Helden mit Hilfe ihres Gesanges zu bestehen haben (Einige Strophen sind jeweils abgedruckt.). Das müssen sie allerdings ständig. Sie finden schließlich das sagenhafte Ding und bringen es mit nach Hause. Dort erkennt Jon-Tom in der Kiste einen alten Lügendetektor von seiner, d.h. unserer Welt. Der Apparat hat jedoch magische Eigenschaften angenommen und kann sprechen. Somit erzählt er immer, ob man es nun hören will oder nicht, was wahr ist und was gelogen. Im Handumdrehen zeigt sich die Weisheit der Altvorderen, die das Ding in einer Höhle versteckten. Es gibt nur Schwierigkeiten und schließlich steht man am Ende ohne einen Gewinn da, um ein paar Erfahrungen reicher.
Nach sechs Bannsänger-Büchern bietet dieser Roman von der Struktur her nichts Neues. Die Ideen sind zwar neu, aber ihre Umsetzung stereotyp. An irgendeinem Punkt langweilte es mich regelrecht, daß die Reisenden schon wieder von einem Trupp irgendwelcher Wesen aufgehalten wurden, die allesamt nichts anderes im Sinn zu haben scheinen, als die Helden umzubringen, zu entführen, aufzufressen oder zu Dünger zu verarbeiten. Wem sie auch begegnen, alle verhalten sich gleichermaßen unfreundlich.
Sicher, der Roman ist wieder recht humorvoll geschrieben, aber die paar Einfälle reichen nicht aus, um ihn besser als Durchschnitt zu machen. Das meiste kennt man ja schon. Fosterscher Durchschnitt freilich, und so fügt sich das Buch in die Reihe der Bannsänger-Geschichten ein, ohne da besonders negativ aufzufallen. Aber es ragt auch nicht unbedingt besonders positiv heraus.
Die Welt, auf der intelligente Tiere aller Art, einschließlich Menschen, zusammenleben, mag ursprünglich ein besonderes Anliegen Fosters gewesen sein. Ein Aufruf zu Toleranz gegenüber Andersartigen, ohne in zuckersüße Utopie abzugleiten, denn trotz Zusammenleben ist die Welt sehr gewalttätig. Aber jedenfalls gibt es keinen Rassismus. Jedoch ist diese Botschaft in zu vielen Büchern breitgetreten worden. Man gewöhnt sich ja gern an eine Fantasy-Welt, aber dann geht auch der Neuigkeitseffekt verloren, der eigentlich die Aufmerksamkeit des Lesers auch auf unterliegende Probleme lenkt.
Alle Leser, die bisher schon Spaß an der Welt des Bannsängers hatten, können sich diese Fortsetzung - oder sagen wir lieber, diesen Auftakt zum Fortsetzungszyklus - ruhig zulegen, falls er auf dem deutschen Markt auftaucht. Wenn man diese etwas absurde Welt mag, wird man auch an weiteren Abenteuern Gefallen finden. Vielleicht gelingt es bei einer deutschen Ausgabe diesmal sogar, auf die eigenartigen Titelbilder von Klaus Holitzka zu verzichten und im Idealfall das Original zu übernehmen. Das paßt nämlich zur Handlung. 

SX 51

 

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