Alastair MacNeill: Alistair MacLean's Drei Tage bis zur Ewigkeit
Alastair MacNeill: Alistair
MacLean's Drei Tage bis zur Ewigkeit
(Heyne 01/9420)
A. MacLean ist ein "weltberühmter Thrillerautor" und er hat die
Idee zu dem vorliegenden Roman geliefert, von dem ich fälschlicherweise
annahm, daß er so etwas wie SF sei. A. MacNeill hat das Buch dann
geschrieben und "Alarmstufe Rot" genannt, was wohl nicht thrillerartig
genug klingt. Vielleicht ist MacLean ja gestorben oder so etwas, oder er
hatte nur keine Zeit, dieses Buch selbst zu schreiben. Ich werde mich nicht
bemühen, es herauszufinden, um mehr von ihm zu lesen.
Zwar bemüht der Roman tatsächlich etwas, das man bei viel
gutem Willen ein phantastisches Element nennen könnte, aber er ist
nicht wirklich phantastisch. Der Autor behauptet, es gäbe eine geheime
Organisation der UNO, die sich der Bekämpfung des internationalen
Verbrechens widmet. Die Mitarbeiter sind Agenten aus allen möglichen
Nationen, die allerbesten außerdem. Diese Truppe wird nun mit dem
Raub eines Reagenzglases voller Viren aus einem Labor konfrontiert, den
die "Roten Brigaden" ausgeführt haben. Damit wollen letztere die italienische
Regierung stürzen und Geld erpressen. Die Viren sollen, wenn man nur
das Behältnis öffnet, Millionen töten können.
Nun beginnt der Thriller als Wettlauf mit der Zeit (drei Tage), um
den Terroristen zu schnappen oder ihm das Glas abzujagen, das er in einem
Kongreßzentrum in der Schweiz öffnen will. Eine Truppe von Agenten,
das beste Team der UNACO, wird auf die Spur des Verbrechers gesetzt und
los geht es: Spannung, Action, Blutvergießen, Dramatik ohne Ende
- ?
Schön wär's.
Die besten Agenten aller Nationen benehmen sich wie blutige Anfänger,
stolpern von einer Falle in die andere, werden verprügelt - aber von
den netten Bösen immer fein am Leben gelassen - und rennen brav weiter
hinter ihren Terroristen her. Man muß annehmen, daß diese Leute
total bescheuert sind. Mit einer etwas lockereren Schreibweise hätte
das Buch eine großartige Parodie abgeben können. Aber es ist
ja bierernst gemeint.
Wenn gerade mal nichts los ist, ergeht man sich in Debatten über
den linken Terrorismus und ähnliche tiefgründige Dinge. Langeweile
breitet sich aus. Die Wendungen in der Handlung nimmt man schulterzuckend
hin, sie tragen nicht dazu bei, das Buch interessanter zu machen, sondern
verwirren nur. Über manches kann man allerdings nur den Kopf schütteln,
denn es ist ganz einfach schlecht erzählt. Auch die Übersetzung
hat da nicht geholfen, stellenweise ein grauenvolles Deutsch.
Der Autor bemühte sich verkrampft, ein wenig Action in das Buch
zu bringen, aber er kam mir dabei recht hilflos vor. Pausenlos laufen die
Leute mit diversen Waffen herum, deren Bezeichnungen genüßlich
aufgelistet werden - als ob das wichtig wäre. Dann lassen sie diese
Ballermänner bei der nächsten Gelegenheit fallen. In einer Kampfschule
beäugt ein Böser eine Glasvitrine mit japanischen Waffen, wenige
Zeilen später läßt er seine Kanone fallen, damit der Autor
Gelegenheit hat, ihn mit diesen Schwertern ein wenig fuchteln zu lassen.
War ja klar. Doch auch die Schilderung der Kämpfe ist dilettantisch.
Oder die Sache mit der Autobombe: Man fährt den betreffenden Wagen
in letzter Minute in einen See, aber dann ist plötzlich noch
Zeit, den verblödeten Agentenfahrer zu befreien, der vergaß,
die Tür zu öffnen, bevor er ins Wasser fuhr. Und auch danach
kommt keine Explosion. Das sollten sich Bombenexperten merken: einfach
ins Wasser den Mist! Oder vielleicht doch besser ins Klo?
Die Figuren bleiben bloße Schemen und entwickeln kaum eigene
Züge. Von "mitreißenden Charakteren" (Klappentext) keine Spur.
Über einen Herrn mußte ich mich wundern, da er sich ungefähr
drei- oder viermal das Gesicht echt schlimm demolieren ließ, ohne
daß es ihn sichtbar beeinträchtigte. Muß jetzt aussehen
wie Freddy Krueger. Na ja, besser ein Narbengesicht als gar kein Profil.
Das Buch war ein echter Mißgriff, und das nicht nur, weil es
keine SF ist. Das hätte ich ja noch hingenommen, wenn es ein richtiger
Thriller gewesen wäre. Aber es war einfach nur dumm und langweilig.
[Alistair MacLean's Red Alert, © Devoran Trustees Ltd. 1990, übersetzt
von Diethard H. Klein 1993 (1995), 350 Seiten, DM 9.90]
SX 62
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