Alien Contact Nr. 2
Der Durchbruch ist gelungen: ALIEN CONTACT Nr. 2
Wie versprochen mit viel mehr Seiten lag AC 2 soeben in meinem Briefkasten.
Aber nicht nur mit mehr Seiten! Mit wesentlich mehr Qualität! Wenn
ich an der Nummer 1 herumkrittelte, die Nummer 2 muß ich erst mal
loben. Die Aufmachung mit der Graphik von Rainer Schorm im lila Rahmen
ist ansprechend, nicht so grell wie die erste (jetzt im Vergleich wirkt).
Rainers Poster - jetzt kann man es wohl so nennen - ist Giger-verdächtig,
ja ich würde sogar sagen, es könnte auch diesem Künstler
alle Ehre machen. Die restlichen Illustrationen sind ebenfalls gut ausgewählt,
in Lichtjahr waren manchmal dagegen Dinge zu sehen...
Nun, das war der erste Eindruck, das Äußerliche. Das sieht
man ja schon beim flüchtigen Durchblättern im Zeitungsladen,
und ist deshalb nicht unwichtig. Was bietet das Heft diesmal an Inhalt?
Vier Stories, davon eine vom Profi Hans Bach, einen Essay von Karlheinz
Steinmüller, Film, Buch und Musik. Blättern wir doch einmal durch.
Zu Bachs Story "Das Grausteinexperiment" weiß ich, ehrlich gesagt,
nicht viel zu bemerken. Irgendwie kam ich mir ein bißchen wie der
geistig offenbar nicht besonders ausgestattete Held vor, ich wußte
nicht so recht, was eigentlich passierte. Meiner Ansicht nach teilt Bach
viel zu viele verwirrende Einzelheiten mit, die eben nicht am Schluß
als Puzzlesteine ein Bild ergeben. Da sind die Fakten über eine zukünftige
und offenbar nicht gerade erstrebenswerte Welt, die den Rahmen bildet.
Die Gladiatorenmentalität des Helden hat auf die Handlung und seine
Rolle gar keinen Einfluß, sie ist überflüssig. Beziehungen
zwischen Menschen entwickeln sich keine, warum also alle langatmig einführen?
Es gibt noch mehr Ungereimtheiten, die ich einem Profi schwer verzeihen
kann. Die Pointe ist dagegen recht gut gelungen. Leider kann sie die Schwächen
der Story nicht wettmachen.
Es schließt sich eine Meinungsäußerung zu TOTAL RECALL
an, die den Film arg runtermacht. OK, ich habe ihn nicht gesehen, also
werde ich Ingolf Vonau weder widerlegen noch bestätigen können.
Danach folgt Uwe Riegers Story "Alter Mann auf SB 493 A". Sie schildert
einen alten Hut, möchte man meinen, der jedoch immer aufs Neue aktuell
ist: den Generationskonflikt zwischen jung und alt. Hier wird er noch durch
die Gegensätzlichkeit der Charaktere in ihrer Auffassung von beruflichen
Pflichten verschärft. Ich dachte beim Lesen, was mag nur hinter der
Sache stecken, aber seltsamerweise steckte wirklich nur ein verantwortungsloser
Idiot dahinter. Und als er es zu weit treibt, bekommt er seine gerechte
Strafe und der Alte hat wieder seine Ruhe. Na ja, jedenfalls das war etwas
überraschend für mich. Bemängeln möchte ich am Stil
Uwe Riegers nur, daß er die Namen seiner Personen ständig mit
Vor- und Zunamen gebraucht. Das streckt zwar einen Text, ermüdet aber
unheimlich.
Ralf Lorenz verkniff sich diesmal die Politik und beschränkte
sich auf einen Buchtip zu Kate Wilhelm, von der ich leider auch noch nichts
kenne. Aber sicher hat sie ihn verdient.
Interessant zu werden verspricht die Rubrik Computermusik, die fortgesetzt
werden soll. Man darf gespannt sein auf weitere Informationen. Zu den Botschaften
der beiden Sonden Pioneer und Voyager hätte ich mir aber etwas korrektere
Angaben gewünscht, auch wenn wenig Platz ist. Auf der Bild-Ton-Platte
an Bord von Voyager befindet sich zwar auch Musik, aber keine des Computers,
und die Plakette Pioneers hat nun mit Musik nicht das Geringste zu tun.
Ein Highlight ist zweifellos der Essay von Karlheinz Steinmüller.
Wieder Politik im AC, aber diesmal fundiert und engagiert. Außerdem
mit etwas befaßt, das viele Fans interessieren dürfte, die Zukunft
der DDR-Autoren, unter denen es bekanntlich auch sehr gute gibt.
Mario Ulbrichs Geschichte "Die Monogamen" ist wohl auch in die Richtung
Dystopie zu rechnen; nach dem Besuch eines Beate-Uhse-Ladens und der Lektüre
einer Aids-Warnbroschüre kann man so eine Geschichte bestimmt gut
extrapolieren. Auch ein Beitrag zum Thema Sex in der SF.
Die letzte Geschichte, "ERASE" von Hardy Kettlitz, ist ein Cyberpunkversuch,
der gar nicht übel ist. Gut gemacht, vielleicht schreibt H.K. mal
was längeres auf dieser Welle? Wenn sie auch im Ursprungsland schon
wieder abklingt, heißt das ja nicht, daß Cyberpunk schon out
ist.
Die Idee mit den Annoncen zur Hilfe für DDR-SF-Autoren muß
unbedingt begrüßt werden (und nicht, weil ich auch genannt werde,
wenn auch falsch geschrieben). Ich habe sofort bei den Verlagen bestellt.
Hoffentlich kommt auch wirklich was. Im jetzigen Dilemma ist es gut, daß
AC die Initiative ergriffen hat. Vielleicht findet sich auch ein Versandbuchhandel,
der DDR-Titel in sein Angebot aufnimmt? Oder jemand gründet einen?
Waren die beiden Mini-Comics von Andreas Melzer? Leider fand ich nirgends
einen Autor erwähnt. Jedenfalls umwerfend komisch. Weiter so!
Das kann man diesmal eigentlich zum gesamten AC sagen. Das Heft ist
wirklich empfehlenswert. Hoffen wir, daß AC die Angliederung und
ihre Folgen gut übersteht!
SX 9
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