Andrew Harman: Die Frösche des Krieges
Andrew Harman: Die Frösche des Krieges
(Heyne 06/5395)
Mit Harman fängt es genauso an wie mit Tom Holt - Schlag auf Schlag
neue Bücher und auch im Genre der humoristischen Fantasy angesiedelt.
Hoffen wir, daß er sein Niveau halten kann und nicht wie Holt nach
einer Weile nur noch in seinem eingefahrenen Stil weitermacht, ohne Neues
zu bieten.
Der erste Unterschied liegt allerdings schon darin, daß "Die
Frösche des Krieges" die direkte Fortsetzung von "Der Appendix des
Zauberers" sind. Und wenn man das Ende betrachtet, ist es durchaus möglich,
daß es auf diese Weise weitergeht, also ein richtiger Zyklus entsteht.
Die kindlichen Helden des ersten Teils haben auch hier wieder Abenteuer
zu bestehen. Weil der jugendliche König Klayth sich von der Bürde
der Regierung niedergedrückt fühlt, beschließen seine Freunde
Firkin, Hogshead, Courgette und Dawn, wieder einmal aufzubrechen und den
richtigen König zu finden, der seit dem Zweieinhalbminutenkrieg um
die Besitzrechte an den Lemmingen verschollen ist. (Man sieht schon, wie
es in diesen Büchern ungefähr zugeht...) Da außerdem der
Bösewicht Swinehunt alias Fisk abgehauen ist, haben sie einen weiteren
Grund für ihre Queste.
Und wo kommen nun die Frösche des Krieges ins Spiel? Die sind
von den thaumaturgischen Ingenieuren eigentlich als die ultimate Abschreckungswaffe
erfunden, aber dann eilends unter Verschluß genommen worden. Es sind
zwei Meter große, gefräßige Bestien mit Panzerhaut und
Reißzähnen. Fisk versucht nun, sie in seine Gewalt zu bekommen,
um die Macht an sich zu reißen.
Es bleibt am Ende für die Kinder nur ein Ausweg: Sie müssen
sich von einem der Thaumaturgen in die Vergangenheit schicken lassen, um
schon den Zweieinhalbminutenkrieg zu verhindern, der offenbar die Ursache
allen Übels ist. Das ist zwar gar nicht so einfach, aber mit vereinten
Kräften gelingt es in letzter Sekunde. Was die letzten zwei Seiten
des Buches jedoch bedeuten, bleibt ein Geheimnis. Das Heimatdorf der Jungs
ist nämlich plötzlich zerstört, als sie wieder in ihrer
Zeit ankommen. Man muß den nächsten Roman abwarten.
Soweit also kurz zur Handlung. Harman schreibt sehr unkonventionell,
er wirbelt wieder Dinge durcheinander, die eigentlich so gar nichts in
einer Fantasy-Welt zu suchen haben. Selbst mit den Namen seiner Personen
treibt er Schabernack - unter den thaumaturgischen Physikern erkennt man
die Verballhornungen von Schrödinger und anderen Größen.
Natürlich fehlt auch nicht die Katze. Die teilweise absurde Komik
lebt vor allem von den Anachronismen, bzw. der magischen Umsetzung von
heutigen Geräten und Begriffen. So ähnlich macht es zum Teil
auch Pratchett, und überhaupt erinnert der Stil hier noch mehr an
ihn. Da es auch bei Harman sehr auf Wortspiele ankommt, muß man sagen,
daß der Übersetzer sich entweder sehr große Mühe
gegeben oder große Freiheiten herausgenommen hat. Auf jeden Fall
macht das Ergebnis den Eindruck, als sei es ein deutsches Original. Mir
fiel nicht eine Stelle auf, wo man hätte sagen können, daß
da wohl ein englischer Pun verlorengegangen ist. Vermutlich hat J. Leutner
auch die Namen z.T. übersetzt, aber hier ist das schon legitim. Es
gibt z.B. einen Hauptmann Schikaneder oder einen General Apathos oder einen
König Erdrosselbart... Was soll man da noch dazu sagen?
Ein unterhaltsames Buch, das völlig respektlos mit allem umgeht,
das vorher mal da war. Nichts für ernsthafte Fantasy-Fans. Aber sehr
empfehlenswert.
The Frogs of War, (c) by Andrew Harman 1994, übersetzt von Jakob Leutner 1996, 396 Seiten, DM 14.90
SX 77
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