Anne McCaffrey: The Dolphins of Pern

Anne McCaffrey: The Dolphins of Pern
(Corgi Books 1994, 320 Seiten, £ 4.99)

Die Geschichten, welche über Pern zu erzählen sind, scheinen kein Ende zu nehmen. Jedenfalls fällt der Lady von Dragonhold immer wieder etwas ein. Nun hat sie gleich zwei der beliebtesten Kreaturen (in der Phantastik) auf ihrer Welt Pern zusammengebracht: die Drachen und die Delphine. Die dritte Art, die Einhörner, gibt es zwar nicht auf Pern, aber Anne McCaffrey hat ihnen auf Petaybee (Eisplaneten-Trilogie) eine Heimstatt gegeben.
Obwohl die Geschichte der menschlichen Besiedelung von Pern über zweieinhalb Jahrtausende geht, handeln die meisten der Romane innerhalb der letzten Jahrzehnte, so daß immer wieder bekannte Personen auftauchen und die Handlungslinien fortgesetzt werden können. McCaffrey benutzt dabei eine besondere Methode, die der zu erzählenden Geschichte einer ganzen Welt gerecht wird. Bestimmte Ereignisse werden mehrfach beschrieben und durchlebt, von anderen Personen geschildert, wobei sie nicht immer die gleiche Wertigkeit haben. Denn natürlich passiert gleichzeitig irgendwo auf dem Planeten auch etwas anderes, das vielleicht ebenso wichtig ist und wo das erste Ereignis nur im Hintergrund auftaucht. In diesem Buch ist es die gewaltige Operation, die zu der Bahnänderung des bedrohlichen Roten Sterns führte, welche völlig im Hintergrund abläuft. Der Rote war ja für die verheerenden "Fädenfälle" verantwortlich, die das Leben auf Pern so erschwerten. Daß man mit Hilfe der wiederentdeckten künstlichen Intelligenz Aivas die Operation erfolgreich durchgeführt hatte, weiß der Leser bereits. Im vorliegenden Buch werden Ereignisse geschildert, die gleichzeitig und in den folgenden Jahren stattfanden. Bestimmte Handlungsfäden knüpfen direkt an die Ereignisse in "Die Renegaten von Pern" und "Die Weyr von Pern" an.
Wie der Titel bereits verrät, geht es nun um die Delphine Perns. Ursprünglich kamen diese mit den ersten Siedlern, und einige diesbezügliche Andeutungen tauchten in den vorhergehenden Bänden auch schon auf. Die Delphine waren von den Menschen allerdings schon vorher genetisch verändert worden, so daß sie in der Lage waren - und noch sind - mit den Menschen zu kommunizieren. Leider ging der Kontakt nach den ersten Fädenfällen und Seuchen verloren, wie so vieles in der Geschichte Perns.
Nun sind es ein paar Fischer und vor allem der jugendliche Readis, die entdecken, daß die Delphine sprechen können. Das Buch handelt vor allem davon, wie die Wechselbeziehungen zwischen den beiden Arten wiederhergestellt werden. Jedoch gibt es Widerstände zu überwinden, konservative Sturköpfe, die einfach nicht wahrhaben wollen, daß "Fische" intelligente und sprechende Wesen sein können. Readis wird in der eigenen Familie damit konfrontiert, denn seine Mutter ist als eine absolut hysterische, paranoide Frau dargestellt. Das verwundert um so mehr, da es sich bei ihr um Aramina handelt, die Heldin der Story "Das Mädchen, das Drachen hörte", welche einem ganzen Storyband seinen Titel gab. McCaffrey hat schon etliche positive Frauengestalten geschaffen, auf Pern ebenso wie in anderen Zyklen, in diesem Buch sind die Frauen in keinem so strahlenden Licht dargestellt. Sie sind genauso konservativ wie die Lords und klammern sich an Vorurteile und Althergebrachtes, bis sie eines Besseren belehrt werden.
Die Handlung um die Delphine und die damit zusammenhängenden Konflikte wird noch von etwas anderem überschattet. Das ultimate Ziel der Kolonisten ist nun erreicht, die Fadengefahr gebannt. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte werden die tödlichen Fädenfälle aufhören. Aber was wird dann aus den Drachen und ihren Reitern werden? Im Laufe der Handlung wird immer wieder diese Frage aufgeworfen, ohne daß sie jedoch derart gelöst würde, daß plötzlich eine neue Aufgabe für die Drachenreiter erscheint. Da sie die zentrale Rolle auf Pern (und im gesamten Zyklus) spielen, fragt man sich schon, ob die Reiter sich nach dem Ende der Fädenfälle tatsächlich einfach irgendwo im Wald als Bauern niederlassen werden. Land genug ist zwar da, aber das kann es doch nicht sein, oder?
Es wird angedeutet, daß die Drachenreiter später vielleicht eine Art Ordnungshüter für den Planeten sein könnten - denn so gierige Lords wie Toric in diesem Buch wird es sicher immer wieder geben. Doch hier ist alles offen.
McCaffrey wird vermutlich die Serie fortsetzen, ein zweiter Band der "Chroniken von Pern" ist bereits erschienen. Über die Inhalte zukünftiger Romane kann man nur spekulieren. Der Autorin bleibt natürlich, Episoden aus der zweieinhalbtausendjährigen Geschichte von Pern aufzugreifen, was im Hinblick auf den Unterhaltungswert jedoch nicht ganz einfach sein dürfte. Andererseits kann man beinahe erwarten, daß mal wieder jemand von der Erde oder von anderen Kolonien nach Pern sieht. Hier könnten sich die üblichen Probleme mit gierigen Außenweltlern usw. entwickeln. Aber lassen wir uns überraschen. Anne McCaffrey hat mich bisher sehr selten enttäuscht.
 
SX 81
 

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