Anne McCaffrey & Elizabeth Ann Scarborough: Power Lines

Anne McCaffrey & Elizabeth Ann Scarborough: Power Lines
(Del Rey Books 1994, $ 5.99, 310 Seiten)


Ich gebe zu, das Buch lag schon eine ganze Weile in meinem Regal, bevor ich mich entschloß, es zu lesen, obwohl der dritte Teil der Trilogie noch nicht als Taschenbuch erhältlich ist. Aber lange kann es ja nicht mehr dauern. Um wieder in die Handlung einzusteigen, las ich gleich noch einmal "Powers That Be", an dessen Ereignisse der Folgeroman sofort anknüpft. (Zum ersten Teil siehe die Besprechung in SX 57.)
Doch zunächst eine erfreuliche Nachricht: Die beiden Bücher gibt es auch auf Deutsch! Und zwar sind sie bei Bastei Lübbe als "Die Gesänge des Eisplaneten" (24190) und Das Herz des Eisplaneten (24203) erschienen. Sie kosten je DM 9.90 - also praktisch geschenkt. Über die Qualität der Übersetzung kann ich nichts aussagen, aber wenigstens ist es nicht Goldmann...
Um es noch einmal kurz zusammenzufassen: Die Geschichte drehte sich darum, daß auf einem recht eisigen Planeten eine menschliche Kolonie angesiedelt wurde, die nun schon seit einigen Generationen dort lebt. Die übermächtige "Company" (auch Intergal genannt) will nun endlich Money sehen und die aus dem Orbit erspähten Erze und Mineralien abbauen. Sie hat jedoch nicht damit gerechnet, daß außer den Einwohnern jemand etwas dagegen haben könnte. Der Planet selbst nämlich. Es stellte sich heraus, daß es sich hier um eine denkende Lebensform handelte, die sogar mit den Eingeborenen in Kontakt treten kann.
Leider geht das Geld vor und einige sture Company-Typen lassen es zu einem Konflikt kommen. Der Planet wehrte sich gegen die geologischen Sprengungen mit einem Vulkanausbruch und einer verfrühten Erwärmung, bzw. Schneeschmelze. Am Ende des ersten Teils ist es zwischen den Company-Leuten auf der einen und Major Yanaba Maddock mitsamt der Bevölkerung von Kilcoole auf der anderen Seite erst einmal zu einem Patt gekommen. Yana, die Hauptheldin der Trilogie, war ursprünglich von der Company zur Infiltration auf den Planeten Petaybee geschickt worden, schlug sich aber fast sofort auf die Seite der hier in ärmlichen Verhältnissen lebenden Menschen. Dazu hatte sicher auch ihre Erfahrung bei einer Revolte einer anderen ausgebeuteten Kolonie beigetragen.
Nun geht es also weiter. Eine Untersuchungskommission der Company trifft ein, die von Anfang an schon genauso polarisiert ist wie die Situation auf dem Planeten. Ein übler Typ von Vorstandsmitglied, der nur den schnellen Beginn des Bergbaus im Sinn hat und den es nicht im mindesten interessiert, ob der Planet intelligent ist oder nicht. Genausowenig, wie es ihn kümmert, daß bei der von ihm angestrebten Evakuierung wahrscheinlich der größte Teil der Eingeborenen an Immunschwäche sterben würde.
Und auf der "guten" Seite eine Frau aus dem gleichen Vorstand, die aber einen wesentlich flexibleren Geist besitzt und sich folgerichtig auch von den Tatsachen überzeugen läßt. Die positiven weiblichen Helden sind übrigens typisch für die beiden Autorinnen, aber zum Glück gibt es wenigstens zwei männliche Hauptfiguren auf der guten Seite. So wird es nicht ganz so feministisch-einseitig.
Wir verfolgen als Leser nun die Machenschaften des finsteren Matthew Luzon und das, was Yana und Freunde dagegen unternehmen. Aber das ist noch nicht alles. Nachdem es im ersten Teil überhaupt nicht erwähnt wurde, erfahren wir nun von anderen Siedlungen und einem ebenso bewohnten Südkontinent. Auf letzterem lebt in einem Tal eine abgeschottete Sippe unter der Fuchtel eines perversen, geistesgestörten ... na ja, Dreckschweins. Wie soll man das sonst nennen? Die beiden Autorinnen haben hier ganz dick aufgetragen. Und dabei ist das auch noch überzeugend, selbst wenn einem beim Lesen übel wird. Einem kleinen Mädchen, das zwecks Erniedrigung den Namen Ziegenscheiße trägt, gelingt die Flucht. Teilweise handelt das Buch auch von ihren Erlebnissen, bei denen sie von einer undefinierbaren intelligenten Großkatze beschützt wird. Zwangsläufig verbinden sich dann die Handlungsstränge.
Nun, ohne zuviel zu verraten, die Handlung eskaliert, als Luzon eine Reihe der in seinen Augen rebellischen und subversiven Eingeborenen verhaften läßt - darunter auch Yana - und wird schließlich wieder entspannt. Petaybee, der Planet, meldet sich zum entscheidenden Zeitpunkt noch einmal recht drastisch zu Wort, wobei es auch Tote gibt. Am Ende scheinen die Company-Verantwortlichen vor Ort (bis auf den ausgeschalteten Luzon) eingesehen zu haben, daß sich auf andere - ökologischere - Weise mehr Geld mit dem Planeten machen läßt, als durch einen Raubbau an Rohstoffen. Es taucht sogar ein hoher Vertreter einer regierungsähnlichen Organisation auf, wie ein deus ex machina fast, der mit dem Planeten Kontakt aufnimmt.
Doch was wird der dritte Teil bringen? Es ist bisher nur bekannt, daß Yana den Planeten zeitweise verlassen soll, um dem Regierungsvertreter zu helfen, irgendwelche noch offenen Dinge zu klären. Hoffentlich stoßen sie dabei nicht wieder nur auf Ignoranz und Dummheit, die im Universum scheinbar allgegenwärtig sind. Vielleicht spielen ja auch die im vorliegenden Band eingeführten Piraten eine Rolle - was die Möglichkeit bieten würde, eine Verbindung zu McCaffreys Zyklus um die Planetenpiraten zu schaffen! Das Teil wird "Power Play" heißen, also "Machtspiel", was auch nicht viel verrät. Ach, die Spannung bringt mich noch um!
("Power Play" erscheint im August als "Die Macht des Eisplaneten" [24215, DM 9.90] bei Bastei.) 

SX 77

 

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