Ardath Mayhar & Ron Fortier: Monkey Station
Ardath Mayhar & Ron Fortier: Monkey Station
(TSR Books 1989, 311 Seiten, $ 3.95)
Der Mensch muß weg, damit es der Erde wieder besser geht, darin
sind sich viele einig. Besonders bei SF-Autoren ist das Szenario beliebt,
so etwa 90% der Menschheit auszurotten, um dann wieder "von vorn anzufangen".
In der Regel mit den übrigen Menschen, seltener ist dann schon das
Auftauchen einer neuen intelligenten oder potentiell intelligenten Spezies,
die den Menschen ablöst. Die entsprechenden Plots differieren dann
vor allem darin, ob und wie man die alten, negativen Eigenschaften der
Rasse ablegen kann, um tatsächlich neu anzufangen.
Nicht anders bei dem amerikanischen Autorengespann A. Mayhar &
R. Fortier. Aktueller denn je ist der Hintergrund des katastrophalen Geschehens:
In irgendeinem Forschungslabor in den USA steht ein unscheinbarer Inkubator
herum, der eine neue Virenart ausbrütet. Ein Hausmeister versucht
am Valentinstag ein anderes Gerät zu reparieren und stößt
den betreffenden Apparat dabei zu Boden. Er wirft ihn in den Abfall und
wischt die grüne Brühe weg...
Wenige Wochen später stirbt er unter schrecklichen Qualen.
Dann sterben die Leute von der Ambulanz, die Forscher im Labor ...
fast die ganze Welt. Denn die genetisch manipulierten Viren sind immun
gegen alles, was man sich zur Entseuchung ausgedacht hat, und sie sind
längst über den ganzen Globus verteilt (der Hausmeister traf
am Abend eine Stewardess), als man merkt, was los ist.
Irgendwo im südamerikanischen Regenwald befindet sich die Affenstation
(die übrigens nichts mit dem Roman von Chad Oliver zu tun hat). Hier
überwacht ein Wissenschaftlerteam die Entwicklung von genetisch manipulierten
Affen. Der Hauptheld, Eric, ist der Sohn eines Forscherehepaares und wird
zu Beginn eingeflogen. Kurz darauf bricht die Seuche über die Welt
herein und schneidet die Bewohner des Camps und eines nahen Urwalddorfes
vom Rest der sterbenden Zivilisation ab.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß die Autoren mit den
manipulierten Affen einen positiven Aspekt der Genforschung dem anderen
Ereignis entgegensetzen. Sie sind von pauschaler Verteufelung der Wissenschaft
weit entfernt.
Die Affen entwickeln nun immer mehr Intelligenz, bis später der
erste sogar zu sprechen anfängt. Es besteht nie Zweifel daran, daß
sie eine neue vernunftbegabte Art darstellen. Im Laufe der Handlung entwickeln
die Wissenschaftler, die Dörfler und die Mitglieder eines benachbarten
Indianerstammes eine neue Art des Zusammenlebens, die auch das "Affenvolk"
einschließt. Zwar kommt die Seuche auch bis in den Urwald - sie trifft
übrigens auch Tiere in abgeschwächter Form und beeinflußt
deren Erbanlagen - aber man hat nur recht wenige Opfer zu beklagen.
Das ist auch der einzige große Schwachpunkt des Buches. Es wird
so hingestellt, als ob ein Breitband-Antibiotika und ein einheimischer
Kräutertrank viele von der Seuche heilen können. Daß gerade
die Urwaldleute auf diese Idee kommen und nicht der sicher fieberhaft um
sein Leben kämpfende Rest der Menschen, ist sehr zweifelhaft.
Jedenfalls ist es nötig, um die Handlung fortsetzen zu können.
Die Situation wäre tatsächlich ähnlich dem Garten Eden,
gäbe es da nicht die Cochona, einen Stamm wilder indianischer Kopfjäger.
Sie greifen immer wieder das friedliche Plätzchen an, bis Eric seine
Leute zum Gegenschlag führt. Doch auch, nachdem ein Stamm besiegt
und zum größten Teil integriert wurde, gibt es keine Ruhe. Am
Ende des Buches schlägt man noch einmal einen massiven Angriff zurück.
Wieder mit Verlusten.
Die Handlung erstreckt sich über etwa 40 Jahre, und am Ende stirbt
Eric in dem Wissen, daß sein Volk - das Metall-Volk, wie das Konglomerat
aus Weißen und verschiedenen Indianerstämmen nun genannt wird
- eines Tages der Welt wieder eine Art Zivilisation geben wird, allerdings
eine andere als zuvor. Die Natur und die Menschen sind verändert,
zum Teil durch die genetischen Folgen der Seuche. Es ist auch eine zweite
Chance.
Die intelligenten Affen sind sicher ein interessanter Aspekt des Buches,
aber nicht sein wichtigster, denke ich. Viel bedeutsamer ist die humanistische
Botschaft, die es zu vermitteln versucht. Von der Warnung vor verantwortungslosen
Experimenten bis hin zu einem neuen Modell des Zusammenlebens in Toleranz,
doch ohne naiven Blümchenpazifismus. Der Dschungel und das Leben sind
hart, wer sich da nicht behaupten kann, geht unter. Aber dennoch ist es
möglich, mit dem Anderen auszukommen, ob das nun ein ehemaliger Cochona
ist oder ein sprechender Affe. Man muß nur wollen.
SX 51
Kommentare
Kommentar veröffentlichen