Barbara Hambly: Jagd der Vampire

Barbara Hambly: Jagd der Vampire
(Bastei Lübbe 28197)


Im England von 1907 lebt der ehemalige Geheimagent James, nein nicht Bond, Asher. Als er eines Abends nach Hause kommt, findet er neben seiner schlafenden Frau den Vampir Ysidro, der ein Problem hat. (Nein, nicht das!) Irgendwer hat angefangen, die Londoner Vampire umzubringen, indem er sie der Sonne aussetzt, aber es ist nicht Prof. van Helsing. Nachdem sich Asher überzeugt hat - bemerkenswert schnell - daß die Existenz von Vampiren Tatsache ist, wird er aufgefordert, den Vampirmörder zu finden.
Der Klappentext irritiert hier etwas, denn anscheinend hat dessen Autor nur mal so in das Buch hineingeschaut, als er ihn schrieb. Ashers Frau fällt nämlich nicht in einen "Todesschlaf", sondern hilft ihm sehr aktiv bei seinen Nachforschungen.
Unter dem Gaslicht des frühen 20. Jahrhunderts, mit Pasteurs Entdeckungen noch brandneu, machen sich Asher und Ysidro auf die Jagd nach dem Jäger. Asher scheint keine Wahl zu haben, aber er macht auch nicht ganz gezwungenermaßen mit. Ob er für seine Regierung im Ausland tötete, oder jetzt für die Vampire arbeitet, die ja auch Menschen töten, ist ihm letztlich gleich. Seine Schuldgefühle für frühere Taten wird er dadurch aber auch nicht los.
Nebenbei erfährt man viel über Vampire und deren Lebensweise, wird der Vampirismus als eine Art Virus erklärt, der den Körper umwandelt, und geschieht viel Abenteuerliches. Meiner Ansicht nach ist das Milieu und vor allem die verbreitete Wissenschaftsbegeisterung dieser Zeit treffend geschildert worden. Jedenfalls wird der Leser zufriedengestellt, der gewisse Vorstellungen mit dieser Zeit und diesem Ort verbindet: Laternen, Nebel und Regen, Schmutz und Finsternis, Moder und Verfall, eben alles, was zu einem gothic novel gehört. Asher ist ein moderner, wissenschaftlich gebildeter Mensch, durch seine frühere Agententätigkeit obendrein ziemlich abgebrüht und erfahren. Er verfolgt mit der Zielstrebigkeit eines Kriminalisten alle Spuren und es gelingt ihm natürlich am Ende, das Geheimnis zu lüften und die Vampire zu retten.
Direkt wohltuend ist dieser Held, der die Erscheinung des Vampirismus so nüchtern akzeptiert und kein Kruzifixe schwingender, hysterischer Frömmler ist. Er bemüht sich nicht um ein doppeltes Spiel - zum Wohle des Menschen - er hintergeht den distinguierten Ysidro und die anderen Vampire nicht, um sie und den Mörder vielleicht auszulöschen. Dafür wird er schließlich belohnt, indem er trotz seines gefährlichen Wissens überlebt.
"Jagd der Vampire" erhielt den Locus-Award sicher zu Recht. Es ist ein spannendes Buch, gut lesbar, empfehlenswert. 

SX 27

 

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