Charles Grant: Lebende Schatten

X-Akten
Charles Grant: Lebende Schatten
(VGS Verlagsgesellschaft)

Da ich nun mal Fan der Serie bin, habe ich mir schließlich auch ein Buch geborgt. Ich wollte einfach wissen, ob man das überhaupt lesen kann. Schließlich ist die Serie deshalb Kult, weil sie eine Fernsehserie ist, und nicht wegen einer Reihe von Büchern. Außerdem mag ich Bücher nach Filmen nicht besonders.
Im Original heißt das Buch "Goblins", also "Kobolde", und einige Hinweise lassen mich vermuten, daß es nach der Episode "Jersey Devil" geschrieben sein könnte. Ich hatte jedoch nicht die Zeit, um mir zum Vergleich den Film auch noch einmal anzusehen.
Es geht darum, daß in einem kleinen Ort in New Jersey einigen Leuten die Kehle durchgeschnitten wird, und zwar scheinbar von einem unsichtbaren Täter. In besagtem Ort hält sich auch das Gerücht von Kobolden, die umgehen.
Nun ist die Übersetzung goblin - Kobold zwar richtig, aber dennoch im Kontext ziemlich unpassend. Ein Kobold wird im Deutschen ja eher mit etwas Kleinem, vielleicht ein wenig Schabernack treibendem assoziiert. Wer Leuten mit einem Bajonett Halsschmerzen bereitet, ist dann wohl eher ein Dämon. Oder ein Teufel, falls das mit dem Film stimmt.
Mulder und Scully werden nun zusammen mit einem zweiten Paar, Webber und Andrews, hingeschickt. Kommen die in der Serie eigentlich mal vor? Ich glaube nicht, daß ich mich daran erinnern kann. Auch ein Vorgesetzter namens Douglas taucht auf, der eine zwielichtige Rolle zu spielen scheint. Aber es ist ja eigentlich egal, ob sich der Autor strikt an die Filme gehalten hat. Kurz zusammengefaßt, finden sie einige militärische Wissenschaftler, denen wieder mal ein verrücktes Experiment fehlgeschlagen ist. Man wollte wohl einen Menschen mit Chamäleon-Fähigkeiten erzeugen. Der eigentliche Täter ist am Ende noch eine Überraschung, auf die vorher kaum etwas hinweist. Ob das nun gut oder schlecht ist, muß man selbst sehen. Man kann zur Handlung hier nicht viel mehr schreiben, ohne alles zu verraten.
Grant hat Mulder und Scully ganz gut charakterisiert, d.h. es paßt das meiste zu dem, was man aus den Filmen gewöhnt ist. Natürlich kommt etwas hinzu, das man nicht so kennt: Gedankengänge und Emotionen der Helden. Diesen Aspekt betrachtete ich mit etwas gemischten Gefühlen. Der Autor konnte sich dabei ja nicht an den Filmen orientieren, und so gerieten auch die rein gedanklichen Überlegungen der Helden recht flach. Das ist immer die Gefahr von Novellisierungen von Filmen. Wenn man es als Autor nicht schafft, die Filmfigur hundertprozentig den Gewohnheiten und Erwartungen der Zuschauer / Leser entsprechen zu lassen, sind die Leser an bestimmten Punkten irritiert.
"Lebende Schatten" ist ein typischer X-Akten-Fall, der nur dadurch ein wenig aus der Reihe tanzt, daß zwei weitere Agenten mit ins Spiel gebracht werden. Nicht, daß die beiden eine besonders wichtige Funktion hätten. Vermutlich füllten sie nur die Seiten etwas auf.
Der wahre Fan wird sich natürlich auch die Bücher zur Serie kaufen, wie das auch bei den Trekkies meist üblich ist. Korrektur: Er/sie oder es würde sich die Bücher kaufen, wenn sie nicht so teuer wären. Es ist schade, daß sich keiner der großen Taschenbuchverlage für die deutsche Veröffentlichung gefunden hat. Wozu man die Bücher im Hardcover mit Schutzumschlag herausbringt, weiß nur Bertelsmann allein. Außerdem sind die meisten Bücher der Reihe, die ich bisher zu Gesicht bekam, ziemlich dünn. Also sehe ich mir die echten X-Akten weiter im TV an und spare mir das Geld. Für ein X-Files T-Shirt vielleicht?

The X-Files - Goblins, © Twentieth Century Fox Corporation 1994, übersetzt von Winfried Czech 1995, 218 Seiten

SX 80

 

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