Christopher Pike: Bury Me Deep & The Immortal
Urlaub im Paradies oder Ferien in der Hölle?
Christopher Pike: Bury Me Deep & The Immortal
(Archway 1991 & 1993, 211 & 213 Seiten)
Zufällig las ich diese beiden Bändchen
aus einem neuen Stoß Pike zuerst und hintereinander. Und zufällig
handeln beide von Mädchen, die in ihrem jeweiligen Ferienparadies
Urlaub machen und dort mit dem Übernatürlichen, dem Schrecken
konfrontiert werden. Deshalb fasse ich die Besprechung einfach zusammen.
"Begrabe Mich Tief" führt den Leser zusammen
mit Jean nach Hawaii. Auf dem Flug dorthin trifft sie den etwa gleichaltrigen
Mike, der nach einem kurzen Gespräch mit ihr eine Art Anfall bekommt
und im Sitz neben ihr stirbt.
Geschockt davon hat sie zuerst nicht den rechten
Spaß an den Ferien, die sie mit ihren beiden Freundinnen verbringen
will. Aber Hawaii - und vor allem die Tauchlehrer Dave und Johnny - lenken
sie schnell ab.
Zunächst ist das Buch eine ganz banale Geschichte
über den Urlaub, die sich entwickelnde Beziehung zwischen Jean und
Johnny, die Rivalität mit Freundin Mandy und das Tauchen. Aber Jean
hat Träume... immer, wenn sie schläft erscheint ihr der gute
alte Mike und versucht ihr sehr symbolisch etwas zu sagen, das sie natürlich
nicht versteht. Getrieben von diesen Träumen oder Visionen taucht
Jean an einer bestimmten Stelle über 100 Fuß tief statt nur
30 und findet in einer Höhle ein Skelett. Sie kommt nach den Erzählungen
von Johnny schnell darauf, daß es sich um Ringo, den Ex-Partner der
beiden, handeln muß, der hier nach einem Schatz-Wrack tauchte. Dummerweise
hat man ihm dabei das Gehirn aus dem Schädel gepustet...
Wieso hat Jean Mike in dieser Höhle im Traum
gesehen? Sie beginnt Nachforschungen und stößt darauf, daß
auch Mike längst verblichen ist - bei einem Tauchunfall just vor dieser
Höhle gestorben!
Was dann kommt, ist eine schöne Detektivstory
über Mord und Verrat, bei der nicht unbedingt der Verdächtige
der Killer ist. Auch Mandy muß noch dran glauben, aber am Ende siegt
das Gute. Gut gemacht, mit einem Minimum an Übernatürlichem,
aber eben mit dem, was dieses Buch dann doch zu einem "supernatural horror"
macht.
Sehr interessant ist dabei übrigens der
fast natürliche Umgang Jeans mit dem Geist des toten Mike, der nichts
Böses an sich hat. Das ist ein Detail, das bemerkenswert anders ist,
als bei ähnlichen literarischen Situationen.
Josie verschlägt es in "Die Unsterbliche"
mit Freundin Helen, dem Vater (einem Filmscript-Schreiber) und dessen neuer
Flamme im Urlaub nach Griechenland. Auch hier tauchen bald zwei männliche
Bekannte auf, Tom und Pascal, wobei Josie der Helen wohl auch den Tom ausspannt.
Einfallslosigkeit oder was? Mag sein. Die menschlichen Beziehungen und
Konflikte spielen hier eh' kaum eine Rolle. Helen, die schon kurz vorher
in Griechenland war, zeigt Josie einen Platz auf der einst heilgen Insel
Delos, an dem die Heldin eigenartige Gefühle der Kraft verspürt.
Helens Aktionen selbst werden auch immer verdächtiger, jedoch vor
allem für den Leser. Josie ahnt lange nichts.
Eines Nachts treiben Tom und Josie mit einem
Kahn ins Meer ab, Tom geht unterwegs verloren und Josie strandet auf Helos.
Nach einer Vision findet sie am Morgen eine kleine Göttinnenstatue
neben sich. Auch bei diesem Mädchen setzen nun bald immer stärkere
Traumvisionen ein, in denen sie das Schicksal einer griechischen Göttin
verfolgt, der Sryope. Im Gegensatz zu ihrer göttlichen Gegenspielerin
Phthia gab es diesen Namen jedoch nicht in der griechischen Mytholgie.
Auch die beiden bekannten Phthias stimmen nicht mit Pikes Beschreibung
überein. Sryope verhält sich wie eine Muse, gehört aber
nicht zu den Neun. Pike hat also einen eigenen pseudogriechischen Mythos
erschaffen, um einen Hintergrund für die Story zu bekommen.
Es zeigt sich, daß die Leute auf dem Olymp
wie eh und je streiten und hadern - Sryope wird fälschlich des Mordes
an Phthia angeklagt und verurteilt, in einem menschlichen Körper zu
hausen. In welchem wohl? Josies natürlich, das ist schon klar, aber
dazu muß Josie gerade beim Löffelabgeben sein. Ein vergifteter
Hamburger aus Helens Küche tut das seine dazu. Denn Helen ist, man
staune, die Phthia!
Ups! Göttinnenzwist und Freundinnenstreit
vermischen sich zu einem Finale mit Pistolenschüssen und Aufopferung.
Schließlich hängt Sryope wieder mit Daddy Apollo rum, der mitvergiftete
Tom ist gerettet und Helen / Phthia schmort offensichtlich anstelle ihres
Hamburgers in der Hölle. (Um nicht alles zu verraten, verschweige
ich, was mit der Freundin des Vaters passiert...) Pike versäumt es
offenbar absichtlich, darauf herumzureiten, daß die eigentlichen
Menschen Helen und Josie nun tot sind! Wenn du von Göttern
bei ihren Spielereien gekillt wirst, mußt du dich mit deinem Los
bescheiden!? Eine komische Schlußfolgerung. Man gewinnt einen deutlichen
Eindruck von der Unwichtigkeit der menschlichen Protagonisten vor diesem
olympischen Hintergrund. Kann irgendwie nicht überzeugen.
Davon mal abgesehen, war auch dieses Buch wieder
spannend und in derselben routinierten Technik geschrieben: Zuerst eine
normale Urlaubsgeschichte, in die dann das Übernatürliche immer
mehr einbricht. Zeug, das man mal schnell lesen kann - Bücher für
den Bahnhofskiosk vielleicht.
Auch hier noch ein Detail zum Anmerken. Der Scriptschreiber
arbeitet gerade an einem SF-Film, dessen Handlung die "Muse" Josie auch
für den Leser entwickelt. Das ergibt eine durchaus interessante Nebenhandlung.
Auf Deutsch bei Bastei Lübbe als "Die ewige Feindin" erschienen.
SX 86
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