Dave Duncan: Das siebente Schwert
Dave Duncan: Das siebente Schwert
Der zögernde Schwertkämpfer * Die Ankunft des Wissens * Die
Bestimmung des Schwertes
(Heyne 4725 - 4727)
Die Titel sagen es schon, es handelt sich um Fantasy. Allerdings nicht
so sehr um Sword & Sorcery in ihrer üblen Ausprägung als
das, was man so unter hack and slash versteht. Drei Bände mit jeweils
etwa 500 Seiten von einem Unbekannten - jedenfalls für das Heyne-Lexikon
von 1987 - da geht man sicher mit einer gewissen Vorsicht heran. Aber die
ist nicht angebracht. Für den Inhalt vorweg ein Lob, und abgeschlossen
ist die Trilogie auch, man braucht also keinen Sammelzwang befürchten.
Von der Anlage her könnte "Das siebente Schwert" vielleicht die
ernsthafte Version des Fosterschen "Bannsänger"-Zyklus darstellen,
so ähnlich ist die Ausgangssituation. Der Mensch (und Wissenschaftler)
Wallie Smith stirbt auf der Erde und findet sich auf einer fremden Welt
wieder, im Körper des Schwertkämpferlords Shonsu. Es stellt sich
heraus, daß Götter für dieses Ereignis verantwortlich sind,
und natürlich nicht aus reiner Menschenliebe handeln. Sie erwarten
etwas von Shonsu-Walliesmith, das sie ihm aber nur in Form eines orakelhaften
Rätselreimes auftragen.
Schwertkämpfer sind auf dieser Flußwelt (das häuft
sich neuerdings in der SF&F) die absoluten Kings. Ihr Ehrenkodex ist
ungeheuer kompliziert und vielschichtig, sie sind so etwas wie Samurais
(ohne deren lästige Rüstung), ein wenig indische Mystik kommt
ins Spiel, also eine hübsch bunte Mischung. Sie haben eigentlich die
Aufgabe, die Städte und Schiffe zu beschützen, und kämpfen
und leben für Die Göttin. Natürlich gibt es negative Auswüchse,
die Shonsu erst mal im Vorbeigehen beseitigt, nachdem ihm ein kindlicher
Gott seine Aufgabe gestellt hat und er sein erstes, nicht ungefährliches
Abenteuer bestand. Er ist ein "Siebentstufler", ein Schwertkämpfer
der höchsten Klasse. Das macht ihn praktisch unüberwindlich.
Jedoch weiß er nicht recht, was er tun soll, und er ist natürlich
immer im Zwiespalt zwischen seiner irdischen Natur und der Welt, in die
man ihn verfrachtet hat. Sklaverei, finsteres Barbarentum, keine Schrift,
nur ein paar Priester. Ach ja, und die Magier. Da keiner sie gern erwähnt,
ist sofort klar, was los ist. Die sind es! Die Erzfeinde der Schwertkämpfer,
die Shonsu mit Hilfe des göttlichen Schwertes und seines irdischen
Wissens vernichten soll. Oder nicht?
Über drei Bände zieht sich Shonsus Suche nach der Bedeutung
seiner Aufgabe hin, bis er erkennt, was die Magier sind und was er tun
muß. Spannung und Aufregung sind immer mit dabei, und es ist keine
auf drei Bände ausgewalzte Short-Story! Am Ende sieht der Held aber,
daß eine Vernichtung der Magier nicht möglich ist, ja sogar
katastrophal wäre. Er versucht die Schwertkämpfer zu einem Friedensvertrag
zu zwingen (inzwischen ihr oberster Anführer), doch es scheint, als
ob letzten Endes alles an der Machtgier seines Schülers scheitert,
der ihn überflügelt. Doch nichts dergleichen, die Götter
hatten genau das vor! Der kindliche Gott kommt wieder daher und klärt
Mr. Smith - Shonsu - auf. Das Imperium seines Schülers mußte
entstehen, damit das Zeitalter der Legenden enden konnte und die Entwicklung
weitergeht. Shonsu hat seine Aufgabe erfüllt und noch ein langes Leben
auf der Welt der Schwertkämpfer vor sich. Bemerkenswert, daß
Duncan sowohl seinen Helden als auch seiner Welt eine klar umrissene Perspektive
gibt und ans Ende des Werkes stellt, aber nicht, um sich ein Hintertürchen
für Fortsetzungen offenzuhalten.
Tolkiens Schatten schwebt wohl über dem Reich der Fantasy und
ist allgegenwärtig. Wie soll man sonst verstehen, daß seine
Zeitaltereinteilung schon zur festen Kategorie dieser Literaturart geworden
ist? Mehr oder weniger abgewandelt findet man sie in einer Reihe von Werken
des Genres. Aber warum auch nicht? Regt sich etwa einer über den Hyperraumflug
auf?
Ich habe diese Bücher jedenfalls mit Spannung gelesen. Die richtige
Mischung aus Mystik, Geheimnis, Action, und Philosophie. Natürlich,
auch diese. Wozu sonst ist es wohl ein Erdenmensch, durch dessen Augen
die merkwürdige Realität der Welt gesehen wird, auf deren Fluß
man vom Willen der Göttin gelenkt wird und nicht von der Strömung?
Für Freunde der Fantasy ein empfehlenswerter Zyklus.
SX 12
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