David Weber: The Armageddon Inheritance

David Weber: The Armageddon Inheritance
(Baen Books 1993, 344 Seiten, $ 4.99)

Colin MacIntyre muß entdecken, daß der leichteste Teil seiner neuen Aufgaben darin bestand, die Meuterei auf der Dahak nach 50.000 Jahren endlich niederzuschlagen. Denn die "Armageddon Erbschaft" der Menschheit besteht darin, daß sich die Vernichtungsflotte der Achuultani aus den Tiefen des Weltraumes nähert. Daheim versucht man deshalb fieberhaft, die Erde mit imperialer Technologie aufzurüsten und in jeder Beziehung darauf vorzubereiten, daß Armageddon tatsächlich eintritt. Dazu muß natürlich vor allem das Militär der einzelnen politischen Blöcke unter einem Kommando vereint werden; die von den Meuterern unterwanderten und nun größtenteils zerfallenen Regierungen sind dagegen beinahe froh, sich der Oberhoheit des von Colin zurückgelassenen imperialen Gouverneurs Horus zu unterstellen. Es gibt Probleme, vor allem ein Teil der panasiatischen (chinesisch dominierten) Armee versucht sich ein letztes Mal aufzulehnen. Doch die Imperialen und ihre irdischen Freunde gewinnen immer mehr gute Leute, die sich allesamt an die ungeheure Aufgabe der Verteidigung der Erde machen.
Unterdessen ist Colin mit Dahak unterwegs zum nächstgelegenen Außenposten des Imperiums. Obwohl das anhaltende Schweigen auf Dahaks Hilferufe Schlimmes ahnen läßt, kommt es für alle doch wie ein Schock, als man die Planeten des Außenpostens zerstört vorfindet. Offenbar war es vor über 40.000 Jahren zu einem Bürgerkrieg gekommen. Colin fliegt weiter zur nächsten Welt des Imperiums. Aber auch dort ein toter Planet und verlassene Orbitalfestungen, die sofort das automatische Feuer auf Dahak eröffnen. Aus deren Computern reimt man sich zusammen, was geschehen sein muß. Das Imperium hat sich durch einen Unfall mit einer biologischen Waffe selbst vernichtet!
Wer soll nun der Erde zu Hilfe eilen?
Obwohl Colin klar ist, daß er nicht mehr rechtzeitig zur Erde zurückkehren kann, um vor den Scouts der Achuultani da zu sein, fliegt er zum Zentralplaneten des Imperiums weiter. Etwas anderes bleibt ihm auch gar nicht, denn ohne Hilfe brauchen sie gar nicht zurückkommen. Dann ist die Erde verloren.
Colin verschafft sich Zutritt zur riesigen Orbitalstation des Flottenkommandos und versucht die Kontrolle über den dortigen Computer zu übernehmen. Unglücklicherweise löste er damit den "Fall Omega" aus: Als letzten und damit höchsten militärischen und zivilen Repräsentanten des Imperiums ernennt ihn der Hauptcomputer "Mutter" zum neuen Imperator! Davon abgesehen, gelingt es, eine Anzahl imperialer Kampfasteroiden zu aktivieren.
Damit der Leser weiß, was auf ihn zukommt, wird in kurzen Einschüben das Vorrücken der Achuultani beschrieben. Zuerst sind es nur die imperialen Sensorplattformen, die vernichtet werden. Dann trifft es harmlose Welten voller ahnungsloser Wesen. Mit Vorliebe werfen die Achuultani kleine Planetoiden auf solche Planeten. Später führt Weber dann sogar ein paar Figuren auf der Seite des Feindes ein, um schrittweise ein wenig von den Motiven dieser Vernichter zu erhellen.
Schließlich sind sie da. Ein "Spähtrupp" von einigen tausend Schiffen kommt im Sonnensystem an und der Kampf geht los. Die irdische Raumstreitmacht ist dem Feind zwar zahlenmäßig unterlegen, aber seltsamerweise technologisch teilweise weit überlegen. Seltsam ist das deshalb, weil die Zivilisation der Achuultani scheinbar seit Millionen Jahren auf diesem Niveau existiert. Die gigantische Schlacht um die Erde ist wirklich eine Meisterleistung David Webers. Blitzschnell wechseln kurze Abschnitte zwischen verschiedenen Hauptfiguren oder Schauplätzen, wobei auch immer wieder die Achuultani handelnd auftauchen.
Der Feind hat zwar ungeheure Verluste, aber die kümmern ihn gar nicht. Das ist nicht verwunderlich, denn die Hauptstreitmacht besteht aus über einer Million Raumschiffe! Sogar den einfachen Scouts in ihren nur etwa zwanzig Kilometer großen Schiffen gelingt es, die irdische Streitmacht langsam, aber sicher aufzureiben. Schon treffen Raketen mit Gigatonnensprengköpfen die Erdoberfläche. Millionen sterben. Bald sind es nur noch die paar Orbitalstationen und die planetaren Verteidigungswaffen, auf die man sich stützen kann - und die Achuultani haben noch einen Trumpf im Ärmel! Sie schnappen sich den Saturnmond Japetus und bringen ihn auf eine Bahn zur Erde.
Buchstäblich in letzter Minute taucht aber der Imperator mit seinen Schiffen auf, von denen das kleinste Dahak ist, und das war mal der Erdmond! Colin vernichtet die Reste der Scouttruppe völlig. Japetus auch.
Doch der Sieg wird von kurzer Dauer sein, erwartet man doch in etwa zwei Jahren die Hauptmacht des Feindes. Wie könnte man gegen Millionen Schiffe bestehen?
Nun, Colin und seine Freunde erweisen sich als sehr unangenehme Überraschung für die Achuultani. Deren Vorhut wird in ein abgelegenes Sonnensystem gelockt, in einen Kampf verwickelt und schließlich vollkommen vernichtet, indem man die Gravitronentriebwerke von acht Planetoidenschiffen benutzt, um den Stern zur Nova werden zu lassen. Noch zweimal kommt es zum Zusammenstoß mit den geballten Kräften des Feindes. Die Größenordnungen der Schlachten übersteigen dabei jedes Vorstellungsvermögen. Man kann nur fasziniert weiterlesen und den Kopf schütteln. Nur wenige Schiffe der Achuultani entkommen, um die schreckliche Geschichte zu erzählen.
Während der Kämpfe erfahren die Menschen auch eine Menge über ihren Feind. Zum Teil über Gefangene - eine der Figuren, die man von Anfang an verfolgen konnte - zum Teil auch durch Analyse der gegnerischen Technik und der Computer. Seltsames offenbart sich. Die Achuultani werden offenbar von intelligenten Computern beherrscht...
Wenn sich dieses atemberaubende Buch durch etwas besonders auszeichnet, dann ist es die größte Weltraumschlacht, von der ich je gelesen habe. Jetzt weiß ich auch, was die Bemerkung im Internet bedeutete: "Mehr Schiffe, als man mit einem Knüppel bedrohen kann, und sie explodieren echt schnell. Cool!" 

SX 83

 

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