Dschey Ar Tollkühn: Der Herr der Augenringe

Der Blödel-Tolkien
Dschey Ar Tollkühn: Der Herr der Augenringe
von H.N. Beard & D.C. Kenney
(Goldmann 6818)


Was "Spaceballs" für "Krieg der Sterne" ist, stellt dieses Büchlein für "Der Herr der Ringe" dar. Der Originaltitel lautet "Bored of the Rings" (Gelangweilt von den Ringen), so daß der deutsche Titel diesmal tatsächlich gut gewählt ist, denn er entspricht dem Wortspiel Lord - Bored im Englischen. Die beiden Autoren werden im Original nicht auf der Titelseite genannt, dort taucht als Verfasser oder Herausgeber auch ein "The Harvard Lampoon" auf, was eine Art Club zu sein scheint, nicht Dschey Ar Tollkühn.
Das Buch versteht sich als Parodie auf Tolkiens Werk und schafft es tatsächlich, auf 189 Seiten den Ring-Zyklus nachzuvollziehen.
Die Hauptmittel der Parodie sind die völlig entgegengesetzte Darstellung der Charaktere, Wortverdrehungen bei den Namen und Bezeichnungen sowie bei der Elbensprache, also bei Dingen, auf die Tolkien besonders viel Wert gelegt hat. So heißt Gandalf Gutgolf, die Hobbits sind Boggies und leben im Kobenland... Sie essen nicht nur gern, sie fressen, außerdem sind sie ziemlich üble Typen. Die oft zitierten Lieder - wie im Original - sind Trink- und schlimmere Lieder, die Elbensprache ist aus Namen und Worten zusammengesetzt wie Benzedrin, Vaselin, Lumumba usw.
Insgesamt wirkt der Text meistens auch recht lustig, wenn auch manchmal etwas angestrengt parodierend. Natürlich ist das alles sowieso Geschmacksache. Wer sich seinen Tolkien nicht miesmachen lassen möchte, sollte dieses Buch lieber nicht lesen. Ich las das Original (also die englische Fassung) vor einigen Jahren, bevor ich überhaupt "Der Herr der Ringe" kannte. Damals gefiel es mir besser als jetzt, wo ich die Vorlage kenne und die deutsche Version habe. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Vielleicht an der Übersetzung, welche versucht hat, die Witze für deutsche Leser anzupassen. Das ist sicherlich auch nötig, denn im Englischen entsteht viel davon aus Wortspielen, die bei einer direkten Übersetzung verlorengehen würden. Vielleicht liegt es auch an meiner veränderten Einstellung zum Werk.
"Der Herr der Ringe" wird jedenfalls ausgiebig durch den dicksten Kakao gezogen, der sich finden ließ. Wenn man über Blödeleien in diesem Ausmaß lachen kann, ist das Buch eine Empfehlung wert. 

SX 28

 

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