Esther Friesner: Die Käseburg-Connection

Esther Friesner: Die Käseburg-Connection
(Bastei Lübbe 20286)

Dies ist nun der dritte Teil der Abenteuer des Katers Scandal und seines Zauberers Kendar auf der Welt Orbix. Wie schon in den vorhergehenden Besprechungen zu dieser Serie erwähnt, stammt der Kater von der Erde und kann dank einer gehörigen Dosis Magik, der er unfreiwillig ausgesetzt war, sprechen (und ein paar Zauberkunststückchen). Magik, das ist die Substanz der Magie, und der zweite, der ihr unfreiwillig ausgesetzt war, ist Kendar Gangle. Zwar hatte er versucht, das Zaubern zu studieren, doch keinen Erfolg damit gehabt. Das liegt daran, daß er offenbar völlig blöde ist, geistig zurückgeblieben, könnte man sagen. Wenn nicht ... die Autorin ihn dann doch wieder manchmal anders auftreten und handeln läßt.
Dieser "Held" ist - auch das erwähnte ich bereits - für mich der einzige Schwachpunkt der Romane. Zu bescheuert wird er manchmal beschrieben, um einem Leser noch sympathisch zu sein. Er ist nicht in der Lage, den Gebrauch der ihm nun eigenen Magik zu lernen, weil er nicht nur langsam ist, sondern begriffsstutzig, gehemmt, mit Selbstzweifeln behaftet, naiv und ignorant. Alles, was man nur will. Auch als er es schafft, sich ein paar Anwendungen der Magik anzueignen, sogar mit ihr (der Magik) in eine Art telepathischen Kontakt zu treten, bleibt das nur bruchstückhaft, ohne weitere Konsequenz auf die Entwicklung dieser Gestalt. Dennoch ist die Figur nicht einheitlich gezeichnet, sondern Kendar benimmt sich manchmal durchaus vernünftig. Leider kann man von einer Entwicklung des Charakters nicht sprechen. Die Frage ist nur, kann oder will Esther Friesner den Haupthelden nicht stimmiger gestalten?
Natürlich wird dieser eine Nachteil durch den Rest des Buches wettgemacht. Man lacht nicht einmal über eine Tolpatschigkeit Kendars - auch das ist nicht der Sinn der Sache. Der Humor der Orbix-Romane liegt in etwas anderem. Vor allem sind es die Dialoge mit dem Kater aus L.A., der ständig irdische Redewendungen und Zitate aus dem Fernsehen benutzt - besonders aus Star Trek. Hinzu kommen einige komische Nebenfiguren, wie die beiden männlichen Models Curio und Prinz Boffin, die in der Regel für die Cover der Schundromane Raptura Eglantines Modell stehen. Letztere ist Kendars Schwester, was aber keiner in der Familie Gangle wissen darf. Bücher zu lesen ist schon höchst unanständig für ein Mädchen...
Boffin verschwindet plötzlich, und später auch die Verlobte des Bruders von Kendar, so daß er sich auf die Suche machen muß. Schließlich ist er Hofzauberer, obwohl er vom Zaubern noch immer recht wenig versteht. Scandal und seine beiden Tanten, die rein zufällig Schwertfrauen sind, begleiten ihn auf der Suche, die sie schließlich nach Käseburg führt, wo Zoltan Bösherr, ein alter Feind Kendars, jetzt Bürgermeister ist.
Aber nicht Zoltan ist schuld am Verschwinden der zwei Personen, sondern ein übles Pärchen, das einst von einer Hexe auf die Erde verbannt wurde, aber offensichtlich einen Weg zurück fand. Es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung, die für meinen Geschmack ein klein wenig zu lang war. Doch das macht nichts, man kann immer noch über jeden zweiten Absatz lachen.
Die komischen Einfälle überschlagen sich, coole Sprüche werden geklopft und vieles stellt sich als etwas anderes heraus, als Kendar und der Leser geglaubt haben. Esther Friesner weiß ihre Leser wahrhaftig gut zu unterhalten, und man muß diese drei Bücher unbedingt allen empfehlen, die von ernster Lektüre die Nase voll und Lust auf etwas ganz Abgefahrenes haben.
 

Majyk by Design, © Esther M. Friesner 1994, übersetzt von Marcel Bieger 1996, 333 Seiten, DM 10.90
SX 79

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