George R. R. Martin (Hrsg.): Wild Cards 4 - Schlechte Karten
- Ein illustres Team hat Martin diesmal wieder versammelt, um den neuen Mosaikroman schreiben zu lassen. Melinda M. Snodgrass, Victor Milán, Pat Cadigan, Walter Jon Williams und John J. Miller schrieben die Stories, die den zweiten Teil des II. Wild Card Romanes bilden.
- Erwartungsgemäß setzt er die Handlung seines Vorgängers fort. Die Erde der 80er Jahre wird immer noch von der "Schwarmmutter" bedroht, obwohl ihr erster Angriff ja mit Hilfe der Asse zurückgeschlagen werden konnte. Die Episoden der einzelnen Abschnitte reihen sich hier wieder schlüssiger aneinander, weil es der zweite Teil eines einzigen Buches ist, und meistens schreibt man einen Roman ja so, daß in der zweiten Hälfte alles auf die Auflösung zusteuert. Noch ein Punkt, der gegen die Zerstückelung der Bände spricht. Miteinander verbunden werden die Geschichten durch eine Art Kunstgriff Martins, der kurze Abschnitte einfügte, die von dem außerirdischen Beobachter Jube handeln. Dieser spielt mehr oder weniger die Rolle des allwissenden Informanten für den Leser.
- Die Welt hat nun fast nichts mehr mit der zu tun, die wir kennen. Spielten die ersten Wild Card Romane noch Geschehnisse der tatsächlichen Geschichte unter leicht veränderten Gesichtspunkten durch, so erinnern jetzt nur noch einige Details an die Realität. Stephen Kings "Das letzte Gefecht" wird erwähnt, Reagan und Gorbatschow tauchen am Rande auf... Die Erde scheint sich aber immer mehr im Brennpunkt der Interessen Außerirdischer zu befinden. Am Anfang war ja ein Waffenexperiment der Takisier für das Wild Card Virus verantwortlich, der Außerirdische Dr. Tachyon versuchte dann, seine katastrophalen Auswirkungen zu kontrollieren. Die Takisier tauchen in diesem Teil wieder auf, wobei die Erde fast in ihre internen feudalistischen Machtkämpfe gezogen und durch ein Asteroidengeschoß vernichtet wird. Dann ist da noch die planetenzerstörende Schwarmmutter im Orbit um die Sonne, die mit immer schlaueren Methoden versucht, auf der Erde Fuß zu fassen. Unerkannt lebt der Beobachter des "Netzes", Jube, unter den Menschen. Er versucht, Hilfe gegen den Schwarm herbeizurufen, was aber nie gelingt.
- Neben den Assen und Jokern gibt es in diesem Buch auf menschlicher Seite noch eine Sekte der Freimaurer, die wiederum die Schwarmmutter anbeten und sich von ihr die Weltherrschaft erhoffen...
- Alles ist recht kompliziert und manchmal wirken die Komplikationen einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen, um die Handlung aufrechtzuerhalten. Dann kommen einige Details andererseits zu kurz, werden nur im Vorbeigehen gestreift. Und was ich schon zuvor bemängelte, die Charaktere bilden eine viel zu verwirrende Vielfalt. Um sie auseinanderhalten zu können, sind sie in der Mehrzahl zu schlecht charakterisiert.
- Peter S. Beagle soll die Wild Cards in OMNI als "die originellste und provozierendste Shared World Serie" bezeichnet haben. Originell ist meiner Ansicht nach nur der Gedanke, daß die sogenannten Asse bewußt alte Comic-Helden nachahmen und auch deren märchenhafte Macht haben. Sonst provozierte dieser vierte Band bei mir höchstens ein Gähnen. Die Serie stellte sich als verworrene und wenig anspruchsvolle Mischung aus recht konventioneller Science Fiction und dem Gedankengut der Comics der 50er Jahre heraus.
- SX 81
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George R. R. Martin (Hrsg.): Wild Cards 4 - Schlechte Karten (Heyne 06/5604) |
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