Gordon R. Dickson: The Outposter
Primitiv
Gordon R. Dickson: The Outposter
(TOR 1972, 250 Seiten)
"The Outposter" (Der Außenpostler) ist keine militärische
SF im strengeren Sinne, aber das Buch benutzt einige ihrer Mittel. Außerdem
ist Dickson selbst einer der ältesten Autoren in diesem Feld (Dorsai-Zyklus).
Die überbevölkerte Erde versucht in dem Roman ihre Probleme
dadurch zu lösen, daß sie Weltraumkolonien gründet. Da
es jedoch an freiwilligen Kolonisten zu mangeln scheint, deportiert man
einfach Leute, die mittels einer Lotterie bestimmt werden, nachdem all
jene in Vorzugspositionen ausgeklammert wurden. Da man so keine besonders
gut ausgebildeten und motivierten Kolonisten bekommt, müssen sie von
den Profis, den Außenpostlern, unterstützt werden, die eine
Art paramilitärische Organisation haben. Zum Schutz des Ganzen ist
die Navy da, die sich allerdings wenig engagiert zeigt. So haben auch gewisse
Außerirdische leichtes Spiel, wenn sie die Kolonien und Außenposten
lieber überfallen, als mit ihnen Handel zu treiben.
Die Eltern des Außenpostlers Mark sind bei einem solchen Überfall
getötet worden, und er hat Rache geschworen. Nun kehrt er von seiner
Ausbildung auf der Erde zurück, um den Außenposten zu übernehmen,
wo er aufgewachsen ist. Es wird bald klar, daß er einen bestimmten
Plan verfolgt. Aber welchen? Da der Autor sich nicht dazu herabläßt,
es seinen Lesern zu verraten, muß man bis zur Erklärung am Ende
warten und wird nur immer wieder von den seltsamen Handlungen Marks verblüft.
Mark geht mit Energie daran, das zu verwirklichen, wofür die Kolonien
eigentlich gedacht waren: sie zu einer autarken Einheit zu machen, und
vor allem die Bedrohung durch die außerirdischen Überfälle
abzuwehren. Man wird sich nicht wundern, wenn es ihm am Schluß auch
gelingt. Damit das nicht gar so glatt aussieht, faselt der gute Mark immer
mal etwas davon, daß er sich am Schluß würde aufopfern
müssen! Wieso und warum, das sagt Dickson auch nie. Es geschieht nicht,
weil da ja auch noch eine liebende Frau ist, die unseren Helden davon überzeugt,
daß er noch gebraucht wird. Äks!
Alles in allem strotzt die Handlung vor Klischees, wo sie zu vorhersehbar
würde, handelt der Held einfach drauflos, so daß man annehmen
sollte, er habe einen Plan. Er kann jedoch aufgrund seiner Informationen
gar keinen derartigen Plan haben. Typisch für primitive militärische
SF ist die Figur des jugendlichen Helden, der sich mehr mit Charisma als
mit Können erst mal die Loyalität seiner Umgebung sichert und
dann zum strategisch-taktischen Genius avanciert, welcher auf der Basis
meist nicht vorhandener Informationen mit unzureichenden Mitteln und Personal
galaktische Schlachten schlägt. Typisch sind auch die Beschreibungen
komplizierter Manöver des Weltraumkampfes oder des politischen Gerangels,
eingedenk der alten These von der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Mark als Hauptperson wirkt undurchsichtig und widersprüchlich.
Letzteres, weil er einerseits in der Lage zu sein scheint, seine Leute
um sich zu scharen und zu motivieren, andererseits vor persönlichen
Beziehungen in die kindisch-dümmliche Vorstellung flüchtet, er
habe bei seinen ungeheueren Aufgaben keine Zeit für eine Frau... Wovon
er am Ende selbstverständlich bekehrt wird. Nochmal äks!
"The Outposter" ist ein banales Jugendbuch, das man an einem Nachmittag
herunterlesen kann, ohne sich viel dabei zu denken. Von irgendwas müssen
Autoren ja schließlich leben, oder?
SX 83
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