Greg Bear: Der Amboss der Sterne
Aufgabeerklärung
Greg Bear: Der Amboss der Sterne
(Heyne 06/5510)
- "Von der Würger kamen keine Sendungen mehr an. Martin dachte, das könnte ein Spielchen seitens der Brüder sein. Sein Interesse war erregt. Eye on Sky weigerte sich, noch mehr zu sagen, selbst auf Drängen Paolas hin. Der Bruder roch stark nach Terpentin."
- Es mag ungerecht von mir sein, aber ich habe in meiner Verzweiflung nun einfach Seite 628 aufgeschlagen und gelesen: "Der Bruder roch stark nach Terpentin." Und dieser Satz hat keinerlei Bedeutung, er steht in keinem für mich erkennbaren Zusammenhang mit diesem Roman.
- Und das ist auch das Problem, das ich mit diesem Buch habe. Der Autor und noch mehr sein deutscher Verlag mögen mir verzeihen, aber das ist eines der langweiligsten und anstrengendsten Bücher, das ich leider in letzter Zeit lesen mußte. Wobei ich es nur bis zur Seite 150 richtig gelesen habe. Dann habe ich es aufgegeben. Vielleicht ein Fehler, aber ich konnte entweder den über 600 Seiten starken Roman lesen oder etwas Sinnvolles tun. Ich habe mich für letzteres entschieden.
- Die Erde ist zerstört. (Mit ihr hoffentlich auch ein paar Bücher.) Killersonden aus dem All haben das getan, und es war in "Die Schmiede Gottes". Leider habe ich dieses Buch noch nicht gelesen, vielleicht hätte ich andernfalls entweder seine Fortsetzung verstanden oder sie nie bestellt. Ob ich es mir nun noch besorgen werde, weiß ich wirklich nicht. Andere Maschinen aus dem All haben offensichtlich ein paar Menschen gerettet und einigen von ihnen das Schicksal von galaktischen Zorros zugedacht. Sie sollen die Bösen vernichten, die entgegen dem galaktischen Gesetz jene Killersonden bauten.
- Als erstes irritierte mich der Umstand, daß Kinder auf die Reise geschickt wurden, um die Henker jener frevelhaften Zivilisation zu werden. Da ihr Raumschiff nur fünf Jahre unterwegs war, gibt es keinen physikalischen Grund für diese andymonhafte Regelung. Erwachsene hätten es auch getan und sicher viel effektiver.
- Jedoch weiß Bear mit seinen Protagonisten überhaupt nichts anzufangen. Manchmal werden sie als Kinder bezeichnet, dann plötzlich stellt sich (nach 70 Seiten) heraus, daß es Menschen im Alter Anfang 20 sind. Sie verhalten sich allerdings weiterhin meist wie Zwölfjährige. Andererseits ist ihre Hauptbeschäftigung der Sex. Mit außerordentlicher Detailbesessenheit vertieft sich der Autor in die völlig belanglosen Sexspielchen seiner Figuren. Das ist meistens nicht nur langweilig und peinlich, sondern auch widerlich. Schreiberlinge des Orion-Verlages entwickeln dabei zum Teil mehr Phantasie als dieser SF-Autor.
- Ob es Zufall ist, daß die Besatzung des Raumschiffes nun im ungefähren Alter von Wehrpflichtigen ist? Wenn nicht, dann fehlt aber ein Detail. In jeder Armee gibt es nämlich jemanden, der den jungen, unerfahrenen Leuten sagt, was sie zu tun haben. Nennt man Vorgesetzte. Die Roboter des Raumschiffes können diese Funktion jedenfalls nicht übernehmen.
- Greg Bears Stil wirkt irgendwie verkrampft. Er benutzt seltsame Begriffskonstruktionen, die mir bei jedem Lesen aufgestoßen sind. Um nur ein Beispiel zu nennen; die männlichen Besatzungsmitglieder nennt er meistens Lost Boys (irgendwann entschied der Übersetzer, daß das ja "Verlorene Jungs" heißt und benutzte fortan diesen Terminus) und die weiblichen sind Wendys. Ich weiß, das ist aus Peter Pan, aber was soll das denn nur?
- Ach ja, noch ein Beispiel. Die Kinder verwenden etwas, das sie Muttimathe nennen, weil es ihnen von den außerirdischen Robotern, den Müttern, beigebracht wurde. Ich kann nur vermuten, daß das Wort im Original "mamath" lautete. Aber so etwas muß ja unbedingt übersetzt werden, während andere Begriffe wahllos im Englischen belassen werden. Herr Petri setzt dem Ganzen mit seiner sogenannten Übersetzung jedenfalls die Krone auf. Ist Bears Text streckenweise einfach nur langweilig und überflüssig, so schafft es Petri, dem noch peinliche Übersetzungsfehler hinzuzufügen, die einem aufmerksamen Leser Magenkrämpfe verursachen können. Ich habe mir etliches angestrichen, aber ich verzichte hier dennoch darauf, das weiter zu zitieren. Es ist die Sache einfach nicht wert. Ich glaube auch, daß ich in meinen Rezis Herrn Petri oft genug kritisiert habe. Der Mann tut mir nur noch leid. Mit einem unbeteiligten Korrekturleser hätte man übrigens die meisten Fehler erkennen können...
- An einem bestimmten Punkt habe ich die Lektüre dann abgebrochen.
- Ich bin furchtbar enttäuscht von einem Autor, den ich eigentlich sehr schätze. Fast getraue ich mich gar nicht, sein Prequel zum Thistledown-Zyklus (Legacy) zu lesen. Aber keiner kann von mir verlangen, daß ich meine Zeit damit zubringe, noch weitere 500 Seiten dieses Roman (und noch dazu auf Deutsch) zu lesen. Ich bin doch kein Sadomaso!
- Es ist ein ungerechtes Urteil über ein Buch, das ich gar nicht zu Ende gelesen habe. Wer immer mir eine Rezi dazu schickt, kann gewiß sein, daß ich sie hier bringen werde. Und sei es nur zu Vergleichszwecken.
Anvil of Stars, © Greg Bear 1992, übersetzt von Winfried Petri 1996, 638 Seiten, DM 19.90
SX 81
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