Isaac Asimov: Forward The Foundation
Asimovs
Testament
Isaac Asimov: Forward The Foundation
(Bantam Books 1993, 480 Seiten, $ 5.99)
Nein, es geht nirgendwo hervor, daß Asimov dieses Buch nicht selbst
vollendet hat. Auch im Stil konnte ich keinen Bruch entdecken. Ich glaube,
daß es durchaus möglich ist, daß er diesen letzten - und
abschließenden - Roman des Foundation-Zyklus noch schrieb, bevor
er im April 1992 starb. Jedenfalls weiß ich nichts anderes.
Und nein, es handelt sich offenbar nicht um den 6., "noch nicht fertiggestellten"
Roman, der in den letzten Romanen manchmal erwähnt wurde. Oder vielleicht
doch? Dann wäre nur die zeitliche Einordnung etwas anders als angekündigt.
"Forward The Foundation" ordnet sich nicht zwischen "Robots and Empire"
(Das galaktische Imperium) und "The Currents of Space" (Der fiebernde Planet)
ein, sondern zwischen "Prelude To Foundation" (Die Rettung des Imperiums)
und "Foundation" (Der Tausendjahresplan).
Ach ja, hallo, willkommen "Nemesis", im Zyklus! Asimov konnte es sich
nicht verkneifen, diesen Roman mit einer einzigen beiläufigen Bemerkung
über eine zwanzigtausend Jahre alte Geschichte in sein Universum zu
integrieren. Ich habe es ja schon immer geahnt.
Man müßte nun die anderen Romane eigentlich noch einmal
lesen, um herauszubekommen, was für Ereignisse dieses Buches dort
schon einmal erwähnt wurden. Aber dazu ist natürlich keine Zeit.
"Forward The Foundation" erzählt die Geschichte Hari Seldons weiter
bis zu dessen Tod, und die Geschichte des immer schneller werdenden Zerfalls
des Imperiums. Das heißt natürlich, daß das Buch auch
davon berichtet, wie die Psychohistorik bis zur Anwendbarkeit vervollkommnet
wurde, wie erste kleine Experimente durchgeführt wurden, wie Seldon
seine Idee von den beiden Foundations entwickelte, und was für Schwierigkeiten
sich ihm dabei in den Weg stellten. Dabei vermied Asimov recht geschickt,
schon in diesem Buch zu enthüllen, wo Seldon nun die Zweite
Foundation gründete. Das hätte ja die Handlung einer Reihe von
Bänden durcheinandergebracht.
Da man allerdings als (kundiger) Leser weiß, daß Hari Seldon
die Psychohistorik schließlich entwickelte und daß er die Foundations
gründete, gibt es von dieser Seite nicht viel, um die Spannung anzuheizen.
Daher bemühte sich der Autor, die Handlung über den Verfall des
Imperiums und verschiedene Intrigen voranzutreiben, die unter den gegebenen
Umständen nicht unplausibel sind. Seldons Leben ist ein paar Mal in
Gefahr, jedoch sind es eher die anderen, um die man bangen muß. Aber
eigentlich ist es nicht vordergründig die Spannung oder Action, was
diesen Roman ausmacht. Er stellt ganz einfach einen Schlußstein im
viele Jahrtausende überspannenden Bogen dar, als solcher nicht an
einem Ende, sondern ganz passend in der Mitte angeordnet. Das Buch fügt
der Foundation nichts grundlegend Neues hinzu, aber es erklärt einige
Dinge genauer, füllt Lücken im Leben wichtiger Personen und im
allgemeinen Zeitablauf. Sicher wäre der Zyklus auch ohne diesen Teil
ausgekommen (es gibt ja Stimmen, die meinen, die ursprüngliche Trilogie
hätte schon gereicht), aber es ist doch schön, daß er da
ist.
Der Leser hat also Gelegenheit, Hari Seldon zu beobachten, wie er zuerst
an der Universität von Trantor insgeheim weiter an der Psychohistorik
arbeitet, aus der Ferne beschützt vom Ersten Minister Eto Demerzel,
der ja eigentlich der Robot Daneel Olivaw ist. Der Kaiser Cleon I. erinnert
sich später wieder an ihn, und als Eto aufgrund einer Intrige, aus
der ihn Hari rettete, dennoch zurücktreten muß, beruft er Seldon
als Ersten Minister. Als der Kaiser schließlich ermordet wird, zieht
sich Seldon wieder in die Forschung zurück, aber die Zeiten werden
immer schlechter. Er verliert alle Unterstützung, doch dann tritt
ein vollkommen unerwarteter Durchbruch ein, der etwas mit der späteren
Zweiten Foundation zu tun hat. In seinen letzten Lebensjahren etabliert
Seldon seine Geisteskinder und stirbt über achtzigjährig am Schreibtisch,
nachdem er alle Mordversuche und Schwierigkeiten überstanden hat.
Abgesehen davon, daß man als Kenner der Foundation immer wieder
auf Dinge stößt, die Verbindungen knüpfen, ist das Buch
in einer eher tragischen, traurigen Stimmung geschrieben. Dazu mag beitragen,
daß man weiß, wie wenig Zeit Asimov selbst blieb, als er Seldon
immer öfter über das Altwerden und den Tod reflektieren läßt.
Der Held verliert nach und nach alle, die er liebt: Daneel, der untertaucht,
seinen Adoptivsohn und dessen Familie, seine Kollegen und schließlich
Dors Venabili, die geheimnisvolle Frau, die ihn durch sein Leben begleitete.
Wer es bisher noch nicht ahnte, wird hier erfahren, daß Dors tatsächlich
ein Robot ist, den ihm Daneel gab, um ihn und sein Projekt zu schützen.
Aber das stört Seldon nicht. Interessanterweise tötet sie einen
Menschen, offenbar dem Nullten Gesetz gehorchend, allerdings geht sie daran
und an anderen Schäden auch zugrunde.
Andererseits paßt die düstere Stimmung natürlich zum
Zeitgeist, den das Buch logischerweise widerspiegeln sollte: das Imperium
zerfällt schließlich, wie es Seldon auch ohne die Psychohistorik
lange vorausgesagt hatte. Tausend Jahre Finsternis sind dabei, hereinzubrechen.
Ich kann nicht gerade sagen, daß man das Buch in besonders optimistischer
Stimmung zuklappt.
Der Roman steht in seiner Art in der Reihe der "neueren" Foundation-Bücher,
und er wird daher von den Anhängern dieses Zyklus' gern gelesen werden.
Heute gibt es viele andere Werke und Zyklen, die sicher gleichwertig und
besser sind als selbst die frühen Foundation-Romane, aber man vergißt
allzuleicht, daß diese Bücher schon vierzig Jahre alt sind.
Zu ihrer Zeit waren sie zweifellos bahnbrechend. Heutige Zyklen wären
ohne sie so nicht denkbar. Asimov hat versucht, auf diesen Erfolgsromanen
aufzubauen, ein gewaltiges Panorama zu zeichnen, das so ungeheure Zeiträume
überspannte, daß sie sich jeder Vorstellungskraft entziehen.
Damit wird alles möglich, was ein Autor nur von der Zukunft behaupten
will. Aber Asimov war nie jemand, der seine Leser überfordern wollte.
Die Figuren blieben immer sehr menschlich - sogar seine Robots - und die
Ereignisse logisch nachvollziehbar.
Ich glaube, daß ich seine Bücher immer wieder einmal lesen
werde.
SX 58
Kommentare
Kommentar veröffentlichen