Isaac Asimov's Science Fiction Magazin, 41. Folge

Isaac Asimov's Science Fiction Magazin, 41. Folge
herausgegeben von Friedel Wahren
(Heyne 06/5018, 300 Seiten, DM 14.90)


Das Magazin gibt es noch, und auch der Heyne-Verlag fährt fort, ausgewählte Stories im Taschenbuch zu veröffentlichen. Sammelwütige mögen sich über die 41 Bände freuen, die sie sich auf diversen Buchmärkten noch immer zusammensuchen können.
Ursprünglich war die Story wohl so etwas wie die Mutter der modernen SF. Ich kenne nicht viele Fans, die gern Stories lesen, aber dennoch kommen immer mal wieder Anthologien heraus. In einem Magazin ist das etwas anderes, warum, weiß ich auch nicht. Ich lese jedenfalls lieber Romane. Aber genug der Meditation. Die neue Folge des IASFM sol besprochen werden. Wie gesagt, Sammler werden sie ohnehin sammeln, aber vielleicht hat sich jemand noch nicht dafür entschieden, einen wesentlichen Teil seines Bücherregals damit zu füllen, der durch einen kurzen Überblick gerade zum Kauf dieses Buches angeregt wird.
Dieser Band ist ganz offensichtlich den Autorinnen gewidmet. Ihre Namen kamen mir zum größten Teil unbekannt vor, vielleicht sind es sogar jüngere Autorinnen. Die Stories, die zwischen 1984 und 1993 entstanden, bieten damit einen interessanten Querschnitt neuerer weiblicher SF. Oder wie man das sonst nennen mag.
Qualitativ unterscheiden sich die neun Geschichten auch einigermaßen, man kann sogar sagen, daß sich ihre Qualität im Verlauf des Buches immer mehr steigert.
Pamela Sargent bietet zunächst "Danny fliegt zum Mars", eine etwas zwiespältige Sache. Ich glaube, um die Story richtig verstehen zu können, muß man mit amerikanischer Politik ein wenig vertrauter sein, als ich es bin. Ganz wurde ich nicht schlau daraus, was die Autorin eigentlich aussagen wollte. Vorangestellt ist ein dümmlicher Spruch des Vizepräsidenten Danforth Quayle. Der wird in der Story mit einem Raumschiff zum Mars geschickt. Sie endet ohne einen bestimmten Effekt, der gute Mann hockt auf dem Mars und spielt Golf. Anscheinend eine sehr boshafte Sache, wenn man sie versteht.
"Fledermäuse" von Diane de Avalle-Acre habe ich dann überhaupt nicht kapiert. Ziemlich konfuse Sache über ein Nest in Südamerika oder so, wo sich eine Frau von Vampirfledermäusen beißen läßt, um ihren Blutdruck zu senken. Als die Fledermäuse vertrieben werden, stirbt sie.
Lisa Tuttle, einer der bekannteren Autorinnen in der Runde, stellt "Die andere Art" vor. Auch das ist eine Story ohne Pointe, ohne das eigentlich bei Short-Stories übliche Ende mit Effekt. Scheinbar handelt sie zunächst von Sex mit einer anderen, halbtierischen Art auf einem anderen Planeten, aber dann doch wieder nicht. Na ja...
"Spazierfahrt" von Deborah Wessell ist da schon was anderes. "Joyride" ist zwar nicht ganz zutreffend mit Spazierfahrt zu übersetzen, aber was solls? Auch hier findet Sex mit einer anderen, außerirdischen Rasse statt. Doch es gibt wesentlich mehr Action, nicht im Bett, meine ich. Auf einem Planeten mit ausschließlich lesbischer Bevölkerung crashed ein Raumschiff, der männliche Pilot wird von allen möglichen Leuten gejagt und endet in der Umarmung zweier doch nicht ganz so lesbischer Gaunerinnen, die ihn dann retten. Die Antwort auf die naheliegende Frage, die bei einer derartig einseitigen Bevölkerungsstruktur zu stellen wäre, bleibt übrigens - wie man in der BILD schreiben würde - das süße Geheimnis der Bewohnerinnen.
Eileen Gunn hat das Rezept für "Perfekte Personalplanung" entdeckt. Man verwandele die Mitarbeiter per Biotechnologie - was immer man konkret darunter verstehen möge - in Super - nein, nicht -menschen! - insekten. Die dann Karriere machen, indem sie Köpfe unliebsamer Kollegen abbeißen. Echt bösartige Sache, das.
Auch Nancy Kress dürfte ein Begriff sein. Ihre Story "Und zügellos wild..." hält nicht, was sie - scheinbar - verspricht, ist aber dennoch gelungen. Sie setzt ein wenig Geschichtskenntnis voraus, für historische Analphabeten wie Amerikaner liefert sie dann aber die Fakten nach. Anne Boleyn, die zweite Frau Heinrich VIII., ist Heldin der Story. Sie wird in eine merkwürdige parallelweltliche Zukunft entführt, um als eine der Zeitgeiseln zu dienen, die Kriege in Parallelwelten verhindern. Was das politische System der Geiseln bedeutet, enthüllt die Story nach und nach, ohne darüber letzlich zu urteilen. Viel mehr beschäftigt sich die Autorin mit Queen Annes Persönlichkeit. Ob historisch adäquat oder nicht, auf jeden Fall interessant zu lesen. Wohl mit die beste Story des Bandes.
Dann kommt Sharon N. Farber mit "Weltraumwesen retteten meine Ehe". Der Titel sagt wohl alles - heißt auch im Original so. Elvis ist ein Alien... und lauter so'n Zeug! Absolut haarsträubend und zum Totlachen. Falls man auf solchen höheren Blödsinn steht. Eine Story, die alles durch den Kakao zieht, was die Autorin zu greifen kriegte. Leider mit ein paar Übersetzungsfehlern.
Wenn man das überlebt hat, kann man noch eine recht gute Cyberspace-Story finden. Mary Rosenblum schrieb "Synthese". Die Hauptperson ist ein Künstler, der in der virtuellen Realität seine Visionen erschafft. Außerdem ist er aber noch leitender Angestellter im Konzern seines chinesischen Vaters. Probleme türmen sich auf. Der Text ist trotz der massiven CP-Elemente sehr gut lesbar.
Der übliche deutsche Beitrag des Buches stammt von Irmtraud Kremp und heißt "Jahre". Mit ihm sind wir bezüglich einer Aussage wieder am Anfang angelangt. Eine Frau versetzt sich mittels ihrer Geisteskräfte zurück ins Jahr 1943 und besucht ihren sterbenden Geliebten im russischen Gefangenenlager, um mit ihm dahinzuscheiden. Rührseliger Kitsch ohne wirklichen SF-Gehalt.
Frauen schreiben hier in diesem Buch meist auch über Frauen, aber nicht nur. Es hält sich wohl die Waage. Ich werde nicht so vermessen sein, über männliche und weibliche SF zu schwafeln. Damit ist ja im Falle einer Frau James Tiptree jr. schon mal einer heftig auf die Nase gefallen. Aber irgendwie bringen diese Autorinnen doch manchmal ein eigenes Feeling rüber, ohne gleich damit zu übertreiben. Eine insgesamt recht gute Zusammenstellung.

SX 42


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