Jody Lynn Nye: Taylor's Ark & Medicine Show

Jody Lynn Nye: Taylor's Ark & Medicine Show
(Ace Books 1993/94, 279 & 261 Seiten, je $ 4.99)


Nachdem ich Jody Lynn Nye bereits als Co-Autorin von Anne McCaffrey kennengelernt hatte, war ich schon gespannt auf die beiden Solo-Romane.
"Taylors Arche" und "Medizin Show" handeln von den Erlebnissen der jungen Ärztin Shona Taylor, die als Spezialistin für umweltbedingte Krankheiten die Kolonien der Erde im Weltraum bereist. Sie wird dabei begleitet von ihrer Hündin Saffie, die ein künstlich hochgezüchtetes Immunsystem besitzt, vom Kater Harry, der feinste chemische Verunreinigungen riechen kann, zwei Kaninchen, die einheimische Nahrung testen müssen, und diversen Mäusen, die für fremde Krankheiten sehr anfällig sind. Ausserdem hat sie noch einen Ottle namens Chirwl bei sich, eine intelligente, fremde Lebensform, die wie eine Kreuzung aus Otter und Schildkröte aussieht. Wegen der Menagerie heißt der erste Teil auch "Taylors Arche".
Wer jetzt aber eine Handlung wie bei James White erwartet, sieht sich getäuscht. Die medizinischen Aspekte treten doch stark vor den abenteuerlichen zurück. Mir war das sogar recht, denn mit langatmigen Beschreibungen exotischer Krankheiten und des Elends von seuchengeplagten Planetenbewohnern hätte ich sicher nicht viel anfangen können.
Shona wird von einem skrupellosen (und das ist noch stark untertrieben) Konzernmanager dafür ausersehen, eine Rolle in einem Spiel zu spielen, das ganze Kolonien auslöschen soll, die für den Konzern nur noch eine finanzielle Belastung darstellen. Man manövriert sie auf abscheuliche Weise in eine Situation, in der sie ein Jobangebot des Konzerns annehmen muß - u.a. verliert sie dabei ihr ungeborenes Kind. Seltsamerweise gerät sie nun immer auf Kolonien, deren Bevölkerung am Aussterben ist, oder es fängt kurz nach ihrer Abreise an. Sie soll also den Sündenbock für Massenmord darstellen.
Klar, daß daraus nichts wird. Mit Hilfe ihrer Freunde und ihres Mannes, der ein Handelsraumschiff betreibt, gelingt es ihr, in einigen Fällen das Schlimmste zu verhindern und auch ihren eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Der Verantwortliche wird eingesperrt.
Im zweiten Teil läßt der Bösling vom Gefängnis aus die Taylors von seinen Killern quer durch die Galaxis jagen. Beinahe zufällig gerät Shona zu dem Zeitpunkt auf den Heimatplaneten der Ottle, als eine Truppe von Wissenschaftlern dort eine Krankheit verursacht hat, die Menschen und Ottle vorzeitig altern und sterben läßt. Shona versucht zu helfen, gleichzeitig häufen sich jedoch auch die wirtschaftlichen Probleme der Taylors und die Killer kommen immer näher. Die Lösung ist nicht gerade unlogisch, wenn auch ein klein wenig zu einfach.
Das Handlungsgerüst ist demnach ein bei amerikanischen Autoren und Autorinnen recht beliebter Plot: Eine geld- und machtgierige Firma versucht mit (sehr) unlauteren Mitteln die große Kohle abzuzocken und die Helden verhindern das irgendwie. Nun ja, fast wie aus dem Leben gegriffen. Typisch für die Autorin aus dem Kreise Anne McCaffreys ist auch die Besetzung mit einer weiblichen Heldin, während die Männer zwar auch eine Rolle spielen, aber entweder die Bösen sind oder in Nebenbesetzungen.
Was bei einem männlichen Autor als chauvinistisch angeprangert worden wäre - die etwas übertriebene Fixierung Shonas auf das Kinderkriegen - geht Nye glatt durch.
Der Hintergrund einer Weltraummedizinerin mit dieser seltsamen Ansammlung von Getier gibt der Sache ein wenig Flair, vor allem natürlich ist es der Ottle mit seinen für Menschen etwas abstrusen Ansichten, der für Auflockerung sorgt. Die Ansätze des Besonderen werden jedoch nicht konsequent genutzt. Die Fähigkeiten der Tiere kommen überhaupt erst im zweiten Teil zum Einsatz, als die Hündin die Effekte der Alterungskrankheit überwindet. Nicht immer erscheinen Shonas Handlungen folgerichtig. Man muß sich fragen, ob eine Frau ihren zweijährigen Sohn wirklich auf der betroffenen Kolonie auch nur der geringsten Gefahr ausgesetzt hätte. Trotz des Verdachtes auf eine Seuche behält sie ihn aber da. Auch die schuldigen Wissenschaftler erscheinen etwas zu verbohrt, was natürlich für die Handlung erforderlich war. Übrigens tragen diese Leute ein paar deutsch klingende Namen, die allerdings schlecht recherchiert erscheinen (z.B. Morganstern).
Alles in allem sind es zwei recht spannende Bücher mit nicht uninteressantem Plot, die ein paar Abenteuer einer nicht ganz gewöhnlichen Frau erzählen. Nicht gerade das ultimate Abenteuer, in dem bis zum Mittagessen das Universum gerettet werden muß, aber eine glaubhafte Facette aus einer zukünftigen Welt, wie wir sie mittlerweile aus einer großen Anzahl von SF-Büchern kennen. Das ist kein galaktisches Imperium mit einem Kaiser an der Spitze, wo die interstellaren Söldner dennoch mit Schwertern herumrennen, sondern eine aus der unseren logisch abgeleitete Welt, in welcher die Leute halt ihre Arbeit tun. Und wenn sie dabei ein paar Welten retten, warum nicht? 

SX 60

 

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