Joel Rosenberg: Not For Glory

Mißgriff
Joel Rosenberg: Not For Glory
(Grafton Books 1988)


J. Rosenberg ist dem deutschen Leser vor allem durch seinen Fantasy-Zyklus "Hüter der Flamme" bekannt, in welchem Rollenspieler sich plötzlich leibhaftig in ihre Fantasywelt versetzt sehen. Ich kenne diesen Zyklus nicht - man kann sich ja nicht alles leisten - aber ich habe auch noch keine besonderen Lobeshymnen auf ihn gehört.
Mit dem Roman "Not For Glory" hat sich Rosenberg nicht gerade mit Ruhm bedeckt, insofern ist der Titel (Nicht für den Ruhm) geradezu programmatisch. Manchmal zieht man ja ganz gute Bücher aus dem Remittendenstapel, dieses hätte ich jedoch ruhig in London verschimmeln lassen können.
Die Idee eines Planeten, dessen Bewohner als einzigen Exportartikel ihre Söldnerdienste anzubieten haben, ist mittlerweile steinalt. Ich weiß nicht, ob es G. R. Dickson mit seinem "Dorsai"-Zyklus war oder noch ein anderer Autor, welcher erstmals seine Söldnerheere auf das Universum losließ. Ist auch egal.
Diesmal sind die Söldner die Bewohner des Planeten Metzada, die Nachkommen der von den bösen Arabern letzten Endes doch von der Erde vertriebenen Israelis. Diese Wahl des "kulturellen" Hintergrundes scheint nicht zufällig zu sein, betrachtet man den Namen des Autors. Natürlich ist Metzada eine lebensfeindliche Welt, wo man nur unterirdisch leben kann - wieso man in erster Linie überhaupt dort siedelte, wird nicht verraten. Ergo ist die Kriegsführung für Geld gerechtfertigt, da man ja für die armen Kinderchen sorgen muß. Und natürlich sind die Metzadas die besten Soldaten des Universums, alle anderen scheinen ein wenig verblödet zu sein. Gar human kämpft man in diesem Universum: wenn man mal die Bewohner einer sogenannten low-tech-Welt abschlachten muß, greift man zu Pfeil und Bogen und dem beliebten großen Messerchen. Das Kaninchen soll doch auch 'ne Chance haben, sagte die Schlange. Und daß die bösen, barbarischen Metzadakrieger auch ja kein Kochgeschirr einschleppen, das den Eingeborenen einen unerwünschten Technologieschub geben könnte, dafür sorgt die "Tausend-Welten-Inspektion", hier vertreten durch eine unverständige, hysterische Zimtzicke. Klar, auf welcher Seite der Autor steht. Ach ja, diese Eingeborenen sind übrigens alles Menschen von der Erde.
Die Metzada-Israelis siegen natürlich kraft ihrer rassischen Überlegenheit trotzdem immer. Wo sie gehen und stehen, töten sie auf brutalste Art und Weise und ohne jede Skrupel die Leute - mit Vorliebe Minderjährige. Das wird dann immer mal mit Ausflügen in die jüdische Geschichte, nur so bis König David & Co., gerechtfertigt.
Die Gewalt und das Töten werden verherrlicht, ohne daß Rosenberg auch nur die Spur eines kritischen Abstandes erkennen läßt. Die ziemlich zerpflückte Handlung rankt sich episodenhaft um ein militärisches Genie (was auch sonst?) dessen strategische Winkelzüge einfach unglaubwürdig sind. Genauso unglaubwürdig wie die dicht besiedelte Milchstraße, auf deren unterentwickelten Planeten man offenbar nichts besseres zu tun hat, als Krieg zu spielen. Erinnerte mich irgendwie an afrikanische Staaten. Planeten werden zwar besiedelt, aber die Siedler leben wie Bauern im Mittelalter, oder wie die Pioniere im Wilden Westen, falls es ihnen gut geht. Dabei scheinen alle Staaten von heute die Planeten fein säuberlich unter sich aufgeteilt zu haben, es gibt z.B. französische (komplett mit der Fremdenlegion!!!), japanische und deutsche Welten - wobei letztere natürlich die Ultraschurken sind.
Fazit: Das Buch ist der größte militaristische, zionistische und gewalttätige Scheiß, den ich in letzter Zeit das Pech hatte, zu lesen. Ich hoffe, kein hiesiger Verlag läßt sich dazu hinreißen, diesen Müll herauszugeben.

SX 34

 

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