Louise Titchener: Greenfire
Louise
Titchener: Greenfire
(TSR Books 1993, 313 Seiten, £ 3.99)
Auch hier zunächst ein paar Worte zur Autorin, die mit dem Buch
ihren ersten Fantasy-Roman vorlegte. Sie lebt in Baltimore, Maryland und
arbeitete zuvor an der Universität. Bisher veröffentlichte sie
Mainstream und Mystery (z.B. »Homebody«). Ihre Interessen schwanken,
wie sie sagt, zwischen Mord und Drachen. Vielleicht ist ihr nächster
Roman dann ja ein Fantasy-Krimi?
Die schöne Frau auf dem Cover fällt ins Auge. Es ist Reawen,
die letzte der Domi, mythischer Halbgötter, deren Aufgabe es war,
vor allem das Land der Halbinsel, wo das Buch handelt, zu schützen.
Typische Naturgottheiten, waren sie für Erde, Luft, Feuer und Wasser
- das ist Reawen - verantwortlich. Leider beklaute sie der junge König
Brone alle vier, in Reawens Fall die Vorgängerin. Er stahl ihnen ihre
magischen Steine der Macht, um sich daraus eine Krone zu basteln.
Mission erkannt? Klar, Reawen wird von ihrer Erzieherin aus den heimatlichen
Bergen losgeschickt, um dem König zumindest ihren eigenen grünen
Stein wieder abzunehmen. Auch ohne den Stein ist sie nicht ganz und gar
menschlich, sie vermag Wasser zu beeinflussen und wird von einem intelligenten,
sprechenden Vogel begleitet. Die Maid schmuggelt sich geschickt in den
Hof ein - passenderweise ist gerade die Planstelle eines Flötenspielers
frei. Dann steht sie im Patt. Zwar hat sich der König sofort in sie
verliebt, sie aber haßt ihn (redet sie sich jedenfalls ein) und es
widerstrebt ihr auch, das Offensichtliche zu tun, um an den Stein zu kommen.
Drum herum strickt sich auch noch ein Gespinst aus bösen Zauberern
und kriegerischen Nachbarvölkern, die ein paar Probleme mehr in die
Handlung bringen. Da die Macht der Domis gebrochen ist, wagen sich immer
mehr Böslinge aus ihren Löchern, um dem Land auf der Halbinsel
seine Reichtümer zu neiden.
Gegen ihren Willen, weil von einem bösen Zauberer drogenvergiftet,
tut Reawen dann aber doch genau das, was sie vermeiden wollte. Sie schläft
mit dem König, wird schwanger und am nächsten Tag vom Fleck weg
geheiratet. Lang lebe die Queen! Im Hochzeitsbett trickst sie ihren Gemahl
aus und entschwindet mitsamt Stein. Der König wird echt sauer gewesen
sein.
Während die äußeren Konflikte im Krieg eskalieren,
holt sich der erboste Brone seine Angetraute zurück. Die anderen drei
Domi schmieden finstere Pläne gegen ihn, bei denen Reawen aber nicht
mitmachen will.
Nun kommt auch das Grünfeuer zum Einsatz, das eigentlich gar nicht
die Rolle spielt, die einem Buchtitel angemessen wäre. Es ist einfach
eine neue Art von Waffe, die im Kampf gegen die Ausländer und rebellierenden
Domi eingesetzt wird. Wobei die hochschwangere Reawen tatkräftig hilft.
Am Schluß kriegen sich die beiden Kontrahenten dann doch und
der Fortschritt siegt über die alte Lebensweise der Domi. Mainstream?
»Greenfire« wird als Fantasy-Romanze bezeichnet, wohl zu
Recht. Das Buch ist professionell geschrieben, mit gut gestalteten, interessanten
Charakteren ausgestattet, die keineswegs nur Schwarz und Weiß sind.
Ich fragte mich zwar, wie eine Hochschwangere dazu in der Lage sein soll,
zu reiten, in den Bergen herumzukrauchen und an einer Schlacht teilzunehmen,
aber Mrs. Titchener muß es ja wissen. Das etwas rührselige Ende
kann man natürlich meilenweit vorhersehen, aber dann ist es doch nicht
ganz so kitschig, wie vielleicht zu befürchten war.
Neben der Liebesgeschichte findet man die beinahe schon standardisierten
philosophischen Grundgedanken über den Umbruch der Zeiten, das Zuendegehen
eines Zeitalters gar. Mir erscheinen solche Ideen immer ein wenig zu vereinfachend,
aber ein Fantasy-Roman ist ja auch nicht der Ort zur Austragung von Philosophie.
Oder?
»Greenfire« ist Fantasy ohne zu viel Schwerterklirren,
obwohl auch das natürlich nicht fehlen darf, mit eher menschlichen
Konflikten als mit weltenumwälzenden Problemen. Man kann ihn durchaus
empfehlen.
SX 47
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