Mercedes Lackey & Ellen Guon: Summoned To Tourney

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Mercedes Lackey & Ellen Guon: Summoned To Tourney
(Baen Books 1992, 298 Seiten, $ 4.99)


In SOLAR-X 55 stellte ich bereits den ersten Teil eines Zyklus' (?) vor, der den Untertitel "An Urban Fantasy" trägt, also urbane - großstädtische - Fantasy. Da mich inzwischen die rennfahrenden Elfen im heutigen Amerika mit dem SERRAted-Edge-Zyklus eingefangen haben, besorgte ich mir auch dieses Buch, obwohl mich der erste Teil damals nicht so überzeugte.
Die Fortsetzung ist doch wesentlich besser; was ich in SX 55 kritisierte, ist hier nicht mehr zu bemängeln. Vor allem der Held, der "Barde" Eric, hat sich zu einem halbwegs verantwortungsbewußten, halbwegs überlegt handelnden Protagonisten entwickelt, der mit seiner Musik über eine mächtige Magie gebietet. Ich weiß nicht, wie gut Ellen Guon als Autorin allein ist, aber es scheint fast, als hätte Mercedes Lackey (die nachgewiesenermaßen sehr gut ist) bei diesem Buch mehr beigesteuert oder zumindest die Zügel fester in der Hand gehabt.
Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den bösen Elfen in Los Angeles verziehen sich Eric, Beth und der Elf Kory mit falscher Identität nach San Francisco, weil verständlicherweise die Behörden hinter ihnen her sind. Ein positiv zu bewertender Aspekt des Stoffes, daß auch diese Auswirkungen berücksichtigt werden und nicht so getan wird, als könnten derartige Vorgänge unbemerkt bleiben.
Diesmal sind die Widersacher Menschen. In einem obskuren Regierungslabor sitzt der wahnsinnige Wissenschaftler Blair und fängt "magisch" begabte Menschen ein, also welche mit psychokinetischen und ähnlichen Fähigkeiten. Die Parallele zu der Handlung in "When the Bough Breaks" (1993) ist unverkennbar, offenbar wurde das Motiv dort noch einmal aufgegriffen, nachdem etabliert war, daß es Geräte geben könnte, die derartige Fähigkeiten feststellen. Der Sadist Blair quält und foltert seine Gefangenen, um ihren Geist und Willen völlig zu zerbrechen. Auch Beth und Kory geraten in seine Gewalt. In dem Gebäude arbeiten aber auch andere Projekte, z.B. eine Gruppe, die versucht, Erdbeben zu beeinflussen - durchaus mit noblen Zielen, nicht etwa als Waffe.
Die "bösen Leute von der Regierung" sind ein typischer Zug bei amerikanischer SF und Fantasy, sie treten fast so häufig auf wie die "skrupellosen Konzerne". Man scheint dort recht traumatische Erfahrungen mit dem Government zu haben.
Als Eric nun einigermaßen unbedacht, weil verzweifelt, ein Heer dämonischer Alptraumkreaturen mobilisiert, um seine Freunde zu befreien, läuft ihm die Sache etwas außer Kontrolle. Blair wird von einem solchen "Nightflyer" besessen und versucht mit der Erdbebenmaschine jenes Große Beben auszulösen, das San Francisco von jeher fürchtet. Die Dämonen rechnen sich aus, in einer solchen Situation aus ihrer Alptraumwelt in die der Menschen kommen zu können.
Mit Hilfe der Elfen und etlicher menschlicher Begabter gelingt es dem Barden jedoch im Showdown, das Schlimmste zu verhüten. Kein Guter muß sein Leben lassen, wenn auch einige zu Schaden kommen. Die gefährliche Technologie der Erdbebenmaschine wird internationalisiert, so daß kein Militär oder Politiker sie dazu benutzen kann, Beben zu erzeugen statt zu verhindern. Naiv? Vielleicht, aber man erkennt immerhin die edle Absicht der Autorinnen. Der Roman ist übrigens der "Erinnerung an die Opfer des Loma Prieta Erdbebens vom Oktober 1989 und anderen Opfern von Naturkatastrophen auf der Welt" gewidmet.
Diese Urban Fantasy Bücher hängen tatsächlich mit denen vom SERRAted-Edge-Zyklus zusammen. Die SERRA-Elfen werden kurz erwähnt, wobei gesagt wird, daß es noch nicht an der Zeit sei, sich ihnen vorzustellen. Das läßt weitere Bücher vermuten, die es möglicherweise inzwischen schon gibt. Leider geht das aus den vorliegenden Romanen nicht hervor, so daß man nur die Augen offen halten kann.
 
SX 63


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