Mercedes Lackey & Mark Shepherd: Wheels of Fire
Mercedes Lackey & Mark Shepherd: Wheels of
Fire
(Baen Fantasy 1992, 389 Seiten, $ 4.99)
Wesentlich besser als das zuvor besprochene Buch gefiel mir schon der
zweite Roman aus diesem Bereich. "Räder aus Feuer" ist keine Fortsetzung
oder Teil eines Zyklus', aber es gibt dennoch Zusammenhänge. Vor allem
der Hintergrund der Elfenwelt in unserer Welt ist derselbe. Ein erster
Vorzug dieses Buches ist schon, daß man ihn sich hier viel besser
vorstellen kann. Anzunehmen ist, daß M. Lackey für die Weltkonzeption
verantwortlich war, ihre jeweiligen Ko-AutorInnen dann vielleicht die Handlung
beisteuerten.
Es geht also wieder darum, daß neben unserer ganz normalen Welt
unbemerkt die Elfen bis heute weiterexistierten. Sie sind sehr langlebig,
praktisch unsterblich, beherrschen die Magie und haben natürlich spitze
Ohren. Der elfische Protagonist Alinor (Al) ist einer von den Elfen, die
sich nun wieder in die Welt der Menschen vorwagen, da das tödliche
Kalte Eisen immer mehr durch andere Materialien ersetzt wird. Ja, er beschäftigt
sich sogar mit der Konstruktion von Rennautos. Auch ist er etwa tausend
Jahre alt - er erlebte als Jugendlicher noch die Kreuzzüge mit.
Die Elfen in diesem Buch haben noch eine andere Eigenschaft. Wo immer
Kinder in Bedrängnis und Not geraten, helfen sie ihnen. Im Extremfalle
ziehen sie die Kinder sogar bei sich "unter dem Berg" groß. Al's
Partner, Bob, ist eines dieser Kinder gewesen.
Die beiden begegnen bei einem Erprobungsrennen Cindy, die verzweifelt
ihren vom Ex-Mann gekidnapten Sohn Jamie sucht. Es stellt sich heraus,
daß mehr an dem Fall ist, als nur ein verrückter Säufer.
Jamie ist in die Gewalt eines faschistoiden Kultes geraten, der sich unter
religiösem Deckmantel militärisch aufrüstet. Der wahnsinnige
Anführer des Kultes steht unter dem Einfluß einer mythischen
Kreatur, eines Salamanders. Al kennt diesen und sein Werk noch von den
Kreuzzügen her.
In dem Roman dreht es sich nun darum, was unternommen wird, um den
Jungen zu retten und den Kult bzw. den Salamander zu vernichten. Andererseits
werden auch Geschehnisse aus der Sicht des Jungen selbst oder anderer Menschen
in der "Festung" des Kultes geschildert. Jamie bekommt ein wenig Hilfe
vom Geist seiner Vorgängerin, die dem Monster praktisch geopfert wurde.
Aber das schützt ihn nicht vor den Grausamkeiten, die sich der sadistische
Anführer ausdenkt.
Am Ende gipfelt alles in einer doppelten Aktion. Al dringt in die Festung
ein, um den Jungen zu befreien und den Salamander zu bekämpfen, obwohl
er sich gar nicht sicher ist, ob er das vermag. Und die Offiziellen handeln
endlich, nachdem sie quälend lange gezögert haben, und starten
einen großen Antiterroreinsatz.
Hinter der durchaus spannenden Handlung stecken ein paar ernste Dinge,
bei denen die Autoren kein Blatt vor den Mund nehmen. Hauptsächlich
geht es natürlich um Kindesmißhandlung und -mißbrauch
durch Eltern oder Fremde. Jeder scheint zu wissen, daß so etwas fast
schon alltäglich ist, aber interessiert das auch jeden? Die Anzahl
der Nachbarn, die einfach wegsehen und -hören, der Leute, die gleichgültig
vorbeigehen, ist doch hierzulande sicher genauso groß wie in Amerika.
Der Roman endet dann auch mit einem Epilog, der gar keiner ist, denn auf
dieser Seite sprechen die Autoren genau das Thema an und nennen auch ein
paar Kontakttelefonnummern: "Man braucht keine Elfen oder Magie, um anzufangen,
einem Kind in einer verzweifelten Situation zu helfen ."
Außerdem nehmen die beiden Autoren auch die amerikanische Gesetzgebung
und etliche andere Zustände aufs Korn. Man weiß nämlich
durchaus von dem obskuren Kult, aber man kann nichts gegen ihn unternehmen,
weil keine Beweise existieren, um z.B. einen Haussuchungsbefehl zu erwirken.
Und was die Frage des praktisch uneingeschränkten Waffenbesitzes sowie
diverser Sekten und Prediger in den USA angeht, so bin ich da zwar kein
Experte, aber man hört ja genug, um zu erkennen, was Lackey und Shepherd
da mitteilen wollen. Vor allem der Schluß des Buches erinnerte mich
stark an die auswegslose Lage dieses selbsternannten Jesusnachfolgers und
seiner Sekte vor einiger Zeit, eine Lage, die dann auch richtig in einer
blutigen Katastrophe endete.
Das Buch ist also nicht einfach nur spannend und unterhaltsam, es ist
auch ein wichtiges Buch, eins mit einer Aussage.
Ein weiterer Roman, den Mercedes Lackey zusammen mit Larry Dixon schrieb,
"Born to Run", scheint nach der Inhaltsangabe in diesem Buch mit dem Thema
der Autos bauenden Elfen eng zusammenzuhängen. Ein dritter, zusammen
mit Holly Lisle, heißt "When the Bough Breaks". Diese drei gehören
zu einer Serie, die sich "SERRAted Edge" nennt, aber über die ich
außer den Titeln noch nichts weiß.
SX 55
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