Michael C. Staudinger: The Falcon Rises
Michael C. Staudinger: The
Falcon Rises
(Der Falke steigt auf)
(TSR Books 1991, 314 Seiten, $ 3,95)
Der Autor ist wieder ein amerikanischer Newcomer, und das muß
man als ein Verdienst von TSR einmal hervorheben, daß man bei diesem
Verlag eine Menge junger, neuer Leute findet. Allerdings natürlich
nicht immer in top Qualität, das ist klar. Ein Erstlingswerk ist in
den seltensten Fällen sofort Award-verdächtig.
Staudingers Plot ist konventionell. Ein Mensch der hiesigen Welt wird
auf vorzugsweise magische Art in eine andere Welt versetzt, in welcher
eine Aufgabe auf ihn wartet, meistens muß er mal schnell die betreffende
Welt oder gleich das Universum und so retten. In der Mehrzahl der Fälle
gelingt ihm das auch unter Einsatz seiner irdischen Kenntnisse und Fähigkeiten.
Sicher wäre es jetzt möglich, eine halbe Seite mit Titeln zu
füllen, wo das passiert. Derartige Romane spiegeln den eskapistischen
Gehalt ener großen Zahl von Fantasy-Büchern besonders direkt
wider.
Roy, der Held, ist Professor für Literatur in einer zukünftigen
Universität. Die computergesteuerte Einrichtung der höheren Bildung
besitzt nicht gerade eine Atmosphäre der Kreativität, was den
guten Roy etwas bedrückt. So flippt er schließlich aus, was
sich darin äußert, daß er ein wenig vom Lehrplan abweicht.
Von den elektronischen Direktoren (Regenten) der Uni gerügt, fällt
er gleich darauf vom Blitz getroffen von einem Glockenturm. Logisch, daß
es ihn ans Ufer der anderen Welt verschlägt, wohin ihn ein Erzmagier
in dessen letzter Lebensminute gezaubert hat. Passenderweise stellte der
Literatur (!) - Professor zuvor eine aus der Luft gegriffene Theorie über
»Lebensvektoren« auf...
Die andere Welt beschränkt sich auf eine Art große Insel,
deren menschliche Bevölkerung anscheined Englisch spricht, denn Roy
hat damit keine Probleme. Die Gesellschaft wird von der Beherrschung gewisser
Naturkräfte bestimmt: Wasser, Land, Luft und Feuer; aber auch Dunkelheit
und Leere. Sehr elementar. Außerdem spielen Geschichten als archaische
Methode des Überlieferns und Lehrens eine Rolle - historisch gesehen
ein wenig unlogisch, da die Schrift schon erfunden und verbreitet ist.
Das Weltrettungsproblem liegt im Kampf gegen einen Ursupator, dem »Dunklen«,
der den rechtmäßigen König unter die Erde gebracht und
den Erzmagier besiegt hat. Man verwechselt Roy mit dem auferstandenen Magier,
er entdeckt, daß er selbst tatsächlich zaubern kann usw. Kampf
und Schlacht und Sieg, die Opfer nicht zu vergessen, die hier günstigerweise
nur befreundete Tiere sind.
Alles in allem ein eher mittelmäßiger Stoff, wenn auch ganz
gut erzählt. Hervorzuheben wäre eventuell die besondere Bedeutung,
die der Autor der englischen (oder amerikanischen?) Lyrik zumißt.
Roy zitiert an etlichen Stellen diverse (in seiner Heimat nicht mehr geachtete)
Lyriker. Aber auch das ist nicht absolut neu. Irgendwo las ich schon ähnliches.
Nicht jedes Buch kann ein Treffer sein, und der Autor wird vielleicht
in ein paar Jahren bessere Romane abliefern. Gedruckt zu werden, ist in
Amerika offenbar nicht das Problem.
SX 46
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