Nigel D. Findley: House of the Sun
Nigel D. Findley: House of the Sun
(ROC 1995, 304 Seiten, $ 4.99)
Nigel D. Findley war einer der besten Autoren des Shadowrun. Aus seiner
Feder stammen außer dem vorliegenden Buch "2XS", "Schattenspiele"
(Shadowplay) und "Einsamer Wolf" (Lone Wolf). "House of the Sun" ist dabei
die direkte Fortsetzung zu "2XS".
Findley schrieb sein letztes Buch in einem eher geradlinigen Stil,
nicht, wie sonst oft bei Shadowrun üblich, in verwirrenden Bruchstücken
einer Handlung, die sich am Ende zu einem Ganzen zusammenfügen. Das
macht das Lesen einfacher, obwohl nichts von der typischen Spannung und
Dynamik verlorengeht.
Dirk Montgomery, der in "2XS" die Insektengeister besiegte, die anstrebten,
die Menschen zu übernehmen und in ihr "Hive"-Bewußtsein einzugliedern,
ist inzwischen von Seattle nach Cheyenne gezogen, wo er zwar auch Schattengeschäften
nachgeht - schließlich ist er als ehemaliger und untergetauchter
Lone Star Polizist SIN-los - sich aber an eine neue Regel hält: minimales
Exponieren. Er ist nicht feige, sondern nur vorsichtig; bestrebt, länger
zu leben.
Doch natürlich hält dieser Zustand nicht an. Ein Unternehmensboß
von früher nimmt mit ihm Kontakt auf und bringt ihn dazu, nach Hawaii
zu reisen, bzw. in das Königreich Hawai'i. Er soll eigentlich nur
persönlich eine Botschaft überbringen, aber das geht gründlich
schief. Schnell findet sich Dirk mitten in einer Auseinandersetzung um
die Macht auf dem Inselstaat. Er steht zwischen allen Fronten, und es dauert
auch eine Weile, bis er überhaupt herausfinden kann, was vorgeht.
Neben der Yakuza, dem einheimischen König, den Megacorporations, der
Befreiungsbewegung und verschiedenen anderen Kräften tauchen auch
noch die Insektengeister wieder auf. Trotzdem schafft es Dirk, beinahe
ohne selbst zu wissen, wie, durch seinen Einsatz und maximaler Exponierung
das Schlimmste zu verhindern.
Das Ende des Buches ist allerdings irgendwie bitter. Alle lügen,
stellt Dirk fest, und daß er für die Mächtigen doch nur
ein kleiner Bauer auf dem Spielbrett war. Sie haben ihn benutzt, wie das
in der Welt des Shadowrun eigentlich nichts neues ist. Es hätte ihn
also nicht überraschen dürfen. Doch der einsame Runner sehnt
sich natürlich trotzdem nach Menschen, denen er vertrauen kann, nach
Freunden... Alle lügen, selbst ich, denkt er, als er gerade geschrieen
hat, daß er niemanden braucht. Kurz vorher ist er mit der Alternative
des "Hive"-Bewußtseins der Insekten konfrontiert worden, daher drängt
sich die Frage auf, ob er nicht vielleicht später aus lauter Verzweiflung
seiner Schwester dorthin folgen wird. Doch das werden wir nun nicht mehr
erfahren.
SX 67
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