Nyx Smith: Fade To Black

Nyx Smith: Fade To Black
(ROC 1994, 318 Seiten. $ 4.99)


Nach "Striper Assassin" (dt.: Die Attentäterin), das ja ziemlich gewalttätig und blutig daherkam, setzt der Autor mit "Fade To Black" seine Tradition erwartungsgemäß fort. Hinzu kommt, daß er die oben erwähnte komplexe Schreibweise der meisten Shadowrun-Bücher, die auf einem anfangs fast unverständlichen, sich aber später ergänzenden Durcheinander von Handlungssträngen und Episoden beruht, bis zum Extrem treibt.
Eigentlich bleibt eine Menge bis zum Schluß - und darüber hinaus - unklar. Nun ist das für die Spannung ja nicht schlecht, aber irgendwie möchte man doch am Ende erfahren, was es denn nun mit dieser oder jener Episode eigentlich auf sich hatte. Zur Verwirrung des Lesers trägt auch die Vielzahl der abwechselnd auftauchenden und handelnden Personen bei. Manche werden dabei nur äußerst vage beschrieben, so daß man sie kaum wiedererkennt, wenn sie mal wieder die Bühne des blutigen Geschehens betreten. Das dürfte eigentlich nicht passieren.
Aber ansonsten erfüllt das Buch alle Erwartungen, die man in Shadowrun nur setzen kann: Spannung, Action, Gewalt - gemischt mit Cyberspace, Waffentechnik und Mysterien. Der Hauptcharakter ist ein Shadowrunner spanischer (?) Abstammung, der in Newark lebt und "arbeitet" und der mit seiner Truppe angeheuert wird, um einen Run für einen Megakonzern zu unternehmen. Fuchi, wie sich herausstellt. Rico hat eine Eigenart, die man eigentlich nicht mit dem durchschnittlichen Runner in Verbindung bringen würde: Er ist sich seiner persönlichen Ehre sehr stark bewußt, was ihn daran hindert, das gewöhnliche "Wetwork", also Mord, zu erledigen. Er lehnt auch andere, nach seinem moralischen Kodex unehrenhafte Handlungen ab, wie z.B. Kidnapping. Außerdem ist er ein ziemlicher Macho. Also offensichtlich das typische Klischee für einen amerikanischen "Hispano"...
Davon abgesehen, ist er recht gut charakterisiert, ebenso seine Begleiter. Von der Gegenseite kann man das nicht sagen, aber die bleibt ja sowieso im Dunklen.
Ursprünglich sollen die Runner einen Konzernangestellten aus einem anderen Konzern herausholen, der angeblich vorher von diesem Unternehmen entführt worden sein soll, und zur Arbeit für die Entführer gezwungen wird. Dem Leser kommen fast sofort Zweifel an dieser Version, da er - im Gegensatz zu den Runnern - Einblicke in das Leben dieses Mannes erhält. Er wird dann fast ohne Schwierigkeiten herausgeholt, und nun kommen auch Rico und seinen Leuten Zweifel: Es ging zu glatt!
Der Angestellte verlangt nun, nicht zu Fuchi zurückgebracht zu werden, weil die Arbeitsbedingungen dort ebenso an Sklaverei grenzen wie in dem anderen Untemehmen. Ricos Ehre schattet sich ein und alles nimmt einen anderen Verlauf als vorher geplant. Die Verwicklungen werden dann immer komplizierter und ganz am Ende setzt der Autor dann noch einen drauf. Doch hier will ich mich auf Andeutungen beschränken, um den Lesern der deutschen Fassung nicht die Freude zu verderben.
Der Preis der Ehre ist hoch auf den Straßen von Newark. Das muß Rico erkennen, und das stellen auch seine Freunde fest, die ihm nichtsdestotrotz bis zum (bitteren) Ende folgen. Diesmal triumphieren nämlich nicht die Shadowrunner, sondem der Konzern, der sie als Schachfiguren benutzte. Aber Pssst! Alles nimmt dennoch eine unerwartete Wende! Ich hoffe, daß der Autor hier noch einen oder mehrere Teile folgen läßt, die verbliebene Unklarheiten und Rätsel aufklären können.

SX 58


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