Nyx Smith: Striper Assassin

Nyx Smith: Striper Assassin
(ROC Books 1993, 313 Seiten, $ 4.99)


Da in der deutschen Ausgabe der Shadowrun-Bücher immer der Vermerk zu finden ist, sie seien von der FASA (amerikanische Spielefirma) für Deutschland bearbeitet worden, wollte ich einmal wissen, wie sich die Originale so lesen. Das vorliegende Buch und ein weiteres (Nosferatu) soll diesem Vergleich dienen.
Mit Nyx Smith tritt ein neuer Autor (angenommen, das ist ein männlicher Name) in die Reihen der "Shadowrunner" und der Schauplatz wechselt von Seattle nach "Philly" Philadelphia. Ansonsten bleibt die Szenerie im wesentlichen die altbekannte.
Unterschiede zur deutschen Ausgabe lassen sich jetzt natürlich noch nicht feststellen, da diese noch zu erscheinen hat. Aber man kann einen Vergleich zu früheren (deutschen) Shadowrun-Romanen ziehen.
Mir fiel zunächst auf, daß es in dem Buch erstmalig keine positive Figur gibt. Die Hauptgestalt, Striper oder Tikki, ist eine Assassinin, eine Profikillerin von äußerster Brutalität und Rücksichtslosigkeit. Außerdem ist sie eine Wer-Tigerin. Der Roman beschreibt anfangs scheinbar nur ihre "Arbeit", und das in blutigen Details. Nebenbei springt die Handlung zu anderen Personen, die zunächst keine Verbindung zum Geschehen zu haben scheinen. Erst nach und nach dämmert es dem Leser, das hier einiges zusammenhängt und außerdem ganz schön faul ist.
In traditioneller Schreibweise, wie sie für den Zyklus meistens charakteristisch ist, ganz gleich, welcher Autor am Werke war, wird das Geheimnis hinter allen Ereignissen aufgebaut und schließlich enthüllt. Erstmalig auch spielt die Polizei eine gewisse Rolle, so daß auch ein paar Elemente eines Detektivromans auftauchen.
Ein Unterschied zu den mir bekannten Vorgängern liegt auch in der Sprache - und damit meine ich nicht, daß ich das Buch auf Englisch gelesen habe. Mir fiel auf, daß etliche der werksinternen Ausdrücke anders gebraucht wurden, von denen ich bisher immer annahm, daß sie aus dem Amerikanischen übernommen sind. Auch gibt es in diesem Buch viel mehr davon. Dazu kommt noch, daß die Sprache viel schmutziger und mehr mit Slang durchsetzt wirkt, als in den hiesigen Ausgaben üblich.
Nun noch ein paar Worte zur Handlung.
Striper arbeitet für einen Mann namens Adama, der ihr Mordaufträge gibt und außerdem regelmäßig Frauen an sie verfüttert. Als Tigerin macht ihr das Jagen und Töten Spaß, es ist ihre Lebensphilosophie, daß die Menschen nur eine Beute sind, und sie ein natürlicher Jäger - ein Raubtier eben. Stellt sich ihr jemand in den Weg, wird er weggepustet. Bald merkt man, wenn man aus der Sicht anderer Handlungsträger liest, daß etwas mit diesen Morden nicht stimmt. So werden die Opfer z.B. von den Medien und der Polizei ganz anders genannt, als das Striper tut.
Den anderen Gestalten, vor allem dem Firmenchef Ohara, der in einer Beziehung zu den Opfern steht, wird im Buch viel Platz eingeräumt. Dadurch wird die Handlung vielschichtig, und die einzelnen Fäden verknüpfen sich zum Ende hin immer enger.
Es gibt kein klar formuliertes Ziel, obwohl es für den Leser darin bestehen muß, herauszufinden, was denn nun dieser Auftraggeber Adama wirklich vorhat und wie das für Striper enden wird.
Was des Rätsels Lösung ist, will ich hier natürlich nicht verraten. Man kann es beim Lesen ganz gut vorausahnen.
Striper ist keine positive Figur, auch wenn sich herausstellt, daß man sie benutzt hat. Sie endet jedoch nicht etwa tragisch, wie man das erwarten könnte, sondern es gibt für sie gar so etwas wie ein Happy End. Da fragt man sich doch, wie Nyx Smith zu all der Gewalt steht, die er da beschrieben hat. Sollte er sie etwa billigen? Auf jeden Fall ist das Buch nichts für zartbesaitete Gemüter. Es geht rasant und blutig voran, mit Waffen verschiedenster Kaliber wird nur so um sich geschossen. Auch ein Matrixrun fehlt nicht, dabei begegnet der kundige Leser sogar dem Dodger, einer Gestalt diverser anderer Bände.
Auf jeden Fall ist die Sache spannend erzählt, fügt sich in den Zyklus gut ein (worauf schon die Herausgeber achten dürften) und bringt ein paar neue Elemente mit. Die Figurenwahl macht das Buch zusätzlich interessant.
Ich bin schon gespannt darauf, wie "Nosferatu" sein wird. Und wenn "Striper Assassin" auf Deutsch vorliegt, werden wir tatsächlich vergleichen und herausfinden können, was nun die FASA uns nicht zumuten will. 

SX 55

 

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