Nyx Smith: Who Hunts the Hunter
Wer
den Jäger jagt
Nyx Smith: Who Hunts the Hunter
(Roc 1995, 270 Seiten, $ 4.99)
Wie bereits sehnsüchtig erwartet, liegt mit diesem neuen Roman
von Nathan Yale Xavier "Nyx" Smith die direkte Fortsetzung zu "Striper
Assassin" (dt. "Die Attentäterin") vor.
Tikki, die Wertigerin, genannt Striper, ging ja am Ende des ersten
Teils in die Wälder, um dort in ihrer natürlichen Form
als Tigerin zu leben. Nun hat sie ein Junges (zwei andere sind gestorben),
das sie durch den Winter bringen will. Als aber fiese Elfen das Junge aus
ihrer Hütte entführen, geht sie wieder auf Jagd - Menschenjagd.
Der Roman ist in der typischen Schreibweise des Shadowrun in einer
Vielzahl von anfangs scheinbar nicht zusammenhängenden Handlungssträngen
geschrieben, die sich zum Ende zu dann treffen und für die Auflösung
der Rätsel und Konflikte sorgen - oder auch nicht. Nyx Smith, der
außerdem zu den härtesten Shadowrunnern zu zählen ist,
scheint in dieser Methode regelrecht zu schwelgen, manchmal an der Grenze
des Erträglichen. Bezug genommen wird auch noch auf die Handlung von
"Fade to Black" (dt. "In die Dunkelheit"), von wo einige ziemlich rätselhafte
Personen, wahrscheinlich eine Art Seelenvampire, übernommen werden.
Über die Aufklärung von deren Rolle werden sich alle freuen,
die mit ihnen in "Fade to Black" so recht nichts anzufangen wußten.
Hier endete die Handlung tatsächlich etwas konfus, ohne daß
gerade dieser besondere Strang aufgelöst wurde. Nun ist also geklärt,
was das sollte. Auch der Schamane namens Bandit taucht übrigens als
Protagonist wieder auf.
Es entwickelt sich also eine vielschichtige Angelegenheit. Bandit findet
seine bei einem Konzern arbeitende Schwester Amy wieder und sucht weiter
seinen Weg als Schamane. Amy hat sich mit japanischen Buchprüfern
der Mutterfirma herumzuschlagen (die sich als nicht ganz das erweisen,
für was man sie halten muß) und entdeckt selbst tatsächlich
Unregelmäßigkeiten in ihrem Konzern. Monk und Minx (aus "Fade
to Black") saugen weiter fleißig Lebenskraft aus Leichen, um sie
ihrem Meister zu bringen. Ein gewisser Brian bei den städtischen Wasserwerken
(ehemals ein Marinesoldat) wird von einem sehr rätselhaften Vorgesetzten
mit Waffen behängt und in die Kanalisation geschleppt, wo sie genauso
rätselhafte Monster killen.
Und Tiki schließlich sucht ihr Junges, bemerkenswerterweise,
ohne dabei massenweise die Leute zu töten. Jedenfalls nicht,
wenn sie es vermeiden kann. Im Gegensatz zu der skrupellosen Jägerin
und Profikillerin vom ersten Teil eine erhebliche Veränderung. Und
wirklich endet der Roman für sie mit einer Erkenntnis, welche diese
Entwicklung folgerichtig abschließt.
Und selbstverständlich hängt das alles irgendwie zusammen!
Die Bösen, die Stripers Junges klauen, sind diesmal mad scientists
(ziemlich mad!) und Zauberer zugleich. Zwar kann man den Grund für
die Handlungen des Professors durchaus verstehen, aber er hat sich eben
dem Bösen, der Schwarzen Magie verschrieben. Er erinnerte mich sehr
stark an Doktor Mabuse. Sicher kein Zufall, da bei Shadowrun solche Anleihen
oft auftreten. Im Gegensatz zu dem völlig verdorbenen Prof. ist sein
Gehilfe noch zu Skrupeln fähig, er fragt sich, ob es sich bei den
Werwesen wohl um eine dem Metamenschen vergleichbare Vernunft handeln könnte.
Als er die schreckliche Wahrheit erkennt, zieht er die Konsequenzen aus
seinem Tun.
Wer den Jäger jagt, läßt sich auf eine gefährliche
Sache ein. Das müssen die Negativlinge feststellen. Alle (Überlebenden)
gehen gewandelt und geläutert aus der Episode hervor, und vielleicht
ist das noch nicht das letzte gewesen, was wir von Bandit und Striper und
all den anderen gehört haben.
Wie meist bei Shadowrun ein aktionsgeladener, spannender Roman voller
Magie, seltsamer Kreaturen und Abenteuer. Bald auch auf deutsch!
SX 66
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