Peter David: Eine Lektion in Liebe
Peter
David: Eine Lektion in Liebe
(Heyne 06/5077)
Was muß man als Redax nicht alles auf sich nehmen! Da das Buch
schon seit Januar ungelesen herumlag, habe ich mich nun aufgerafft, mein
erstes Star Trek Buch zu lesen. Irgendwer mußte ja die Rezi
schreiben! Tja, kann ich im Anschluß daran nur noch sagen, da haben
die Trekkies, die es nicht lasen, wirklich was verpaßt.
Auf der Enterprise der neuen Generation soll eine Hochzeit stattfinden.
Nicht einfach eine zwischen dem Schiffskoch und der Stewardess (haben die
sowas?), sondern zwischen den Sprößlingen zweier rivalisierender
Händlerfamilien aus der Rasse der Tizarin. Jene wird als "ehrliche
Ferengi" bezeichnet, sie sind mit ihren Hausschiffen nomadisierende Leute,
die mit allen (außer den Ferengi) Handel treiben. Allerdings droht
kein Romeo & Julia Stoff, wie Picard feststellt. So schlimm ist die
Rivalität nun auch wieder nicht.
Die Hochzeit wird also in großem Stil vorbereitet, wobei Gäste
von allen möglichen Welten kommen. Unter anderem auch eine gewisse
Lwaxana Troi. Natürlich zum Schrecken von Picard und dem Rest. Aber
nicht sie ist es, die dann für die meiste Aufregung sorgt. Es ist
Q, der sich wieder einmal auf der Enterprise einstellt, um an der
Party teilzunehmen, wie er behauptet. Natürlich ist das nicht sein
wahrer Grund, das kann man sich ja denken. Erstaunlich ist es auch nicht
weiter, daß Mrs. Troi sich in ihn verliebt. Aber was sich daraus
entwickelt, führt am Ende wieder haarscharf an der Katastrophe vorbei.
Q will das Phänomen der Liebe untersuchen und macht das auf seine
eigene, ziemlich rücksichtslose und arrogante Weise. Doch auch für
ihn gibt es am Schluß eine sehr unangenehme Überraschung. Er
hatte eben noch nie mit Lwaxana Troi zu tun!
Neben den Konflikten, die sich innerhalb der Hochzeitsgäste dank
Q's Einwirken entwickeln, entspinnen sich noch Nebenhandlungen, die auch
alle mit dem Thema Liebe zu tun haben. Mrs. Troi trägt Trauer um ihre
Tochter Deanna, weil diese immer noch keinen Mann gefunden hat, was selbige
natürlich sehr erbost. Wesley bekommt von der Braut ein blauhäutiges,
schönes Mädchen geschenkt, nachdem er ihr und dem Bräutigam
geholfen hat. Er verliebt sich nicht etwa in dieses, sondern hat alle Hände
voll zu tun, um ihr noch halbwegs lebend zu entkommen. (Einen Film gibt
es wohl nicht zu dieser Episode, der wäre dann bestimmt nicht jugendfrei.)
Picard und seine Mannen versuchen derweil verzweifelt, den ungebetenen
Gast Q wieder loszuwerden. Insgesamt dreimal geraten dabei verschiedene
Personen ohne Schutzanzug außerhalb des Schiffes, was die Brückenwache
sichtlich nervt.
Da wäre ich schon bei einem Aspekt, der mich sehr positiv überraschte.
Ich hätte nicht geglaubt, daß ST-Romane so witzig sein können.
Die überdrehte Dame Troi ist ja schon eine Art Witzfigur in der Serie,
aber es gab noch viel mehr komische Sprüche und Szenen in diesem Buch.
Dabei ist es kein Slapstick, sondern betrachtet an anderen Stellen durchaus
ernsthaft zwischenmenschliche Beziehungen, einerseits zwischen Eltern und
Kindern; die Trois, die Crushers und das Brautpaar mit seinen Elternteilen;
andererseits auch zwischen Liebenden oder ehemaligen oder scheinbar Liebenden:
das Brautpaar, Riker und Deanna, Q und Troi.
Der Originaltitel, "Q-In-Law", läßt sich leider nicht übersetzen,
wie auch andere Wortspiele mit Q. Er bedeutet soviel wie "Schwieger-Q",
da sich die "in-law"-Endung auf die angeheirateten Teile einer Familie
beziehen. Aber eine Lektion in Liebe bekommt er wirklich verpaßt
- und was für eine!
Als jemand, der zwar die Filme einigermaßen kennt, aber noch
nie ein Buch dazu in die Hand genommen hat - jedenfalls nicht zum Lesen
- bin ich angenehm überrascht. Da man voraussetzen kann, daß
beinahe jeder die Serie mehr oder weniger kennt, kann man diesen Roman
ohne weiteres auch anderen Lesern wie mir empfehlen. Es ist kein Highlight
der SF-Szene, aber gute Entspannungs- oder Unterhaltungsliteratur.
[Q-IN-LAW, © Peter David 1991, übersetzt von Andreas Brandhorst
1994, 269 Seiten, DM 12.90]
SX 55
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