Philip José Farmer: More Than Fire

Der letzte Teil der "Welt der tausend Ebenen"
Philip José Farmer: More Than Fire
(Tor Books 1993, 312 Seiten, $ 5.99)


"Die Welt der tausend Ebenen" (Knaur 5766) ist ein Klassiker. Der fünfbändige Zyklus zählt zu den ersten Büchern Farmers, die ich las, und er begeisterte mich. Jedenfalls so lange, bis ich ihn ausgelesen hatte. Da merkte ich nämlich, daß er keinen richtigen Schluß besaß. Gut, die einzelnen Teile sind relativ in sich geschlossen, doch es ist eben ein Zyklus, bei dem gewisse Fragen für das nächste Buch ungelöst bleiben. Sechzehn Jahre nachdem der Held des fünften Teils feststellte: "Es ist Kickahas Welt." folgte nun ein weiterer Teil, der komischerweise mit denselben Worten endet. Und damit soll wohl Schluß sein. Doch wer ist sich dessen schon sicher bei unseren lieben SF-Autoren?
Die Welt der tausend Ebenen, um die es im Zyklus geht, sollte eigentlich besser die der tausend Universen genannt werden, denn wirklich auf der "World of Tiers" spielen nur Teile des Ganzen. Sie ist nur ein "Taschenuniversum" von vielen, welche von den sogenannten Lords geschaffen wurden. Ich weiß nicht, ob in den ersten fünf Bänden der Name im Deutschen nur unterschlagen wurde, Band Nr. 6 nennt die Rasse der Lords Thoan. Aber es sähe Farmer ähnlich, kurz vor Schluß noch so viel Neues wie einen derartigen Namen einzuführen.
Diese Übermenschen haben also alle Welten erschaffen, auch die Erde (Nummer 1 und 2), wonach sie degenerierten. Sie sind extrem langlebig, aber nicht unsterblich. Daher machten sie es sich wohl auch in Highlandermanier zum Hobby, sich gegenseitig auszurotten. Am Anfang des Zyklus begegnen wir Wolff, der sich bald als der Lord Jadawin entpuppt, als Hauptperson. Es war für mich die größte Enttäuschung der Bücher, daß Wolff und seine Geliebte Chryseis von Farmer einfach aus der Handlung geworfen werden. Nach einer Weile sind sie verschollen und sie bleiben es auch! Sie sind am Ende nicht einmal mehr die Frage wert, wo sie wohl sein mögen. Die Hauptperson wird dann der Erdenmensch Finnegan, genannt Kickaha (der Trickreiche). Vielleicht hat er Farmer besser gefallen, aber es ist doch eine merkwürdige Art der Figurenführung.
Die Geschichte dreht sich immer um das gleiche: Man bewegt sich freiwillig oder unfreiwillig durch Tore auf andere Welten, wo man mit den dortigen Gegebenheiten klarkommen muß. Meist trifft Kickaha dabei Lords, die ihn umbringen wollen. Scheinbar sind aber alle Lords von Hollywood-Regisseuren mit Verstand ausgestattet worden, denn sie versäumen es regelmäßig, ihn sofort zu töten, wenn sie ihn in ihrer Gewalt haben. Und das geschieht ständig. Jeder fängt jeden, alle gegen alle und so fort.
Ich muß sagen, auch der sechste Teil bot da nichts Neues. Die Handlung windet sich voran, der große Bösewicht Red Orc ersinnt immer teuflischere Pläne und die Figuren werden durch immer neue Schrecknisse geschleppt. Leute, die überflüssig sind, bringt Farmer einfach und sinnlos um. Unter einem Showdown versteht er offenbar einen überaus brutalen Zweikampf (Auge rausreißen, Eier abschneiden usw.), der jedoch ohne wirkliche Konsequenz bleibt (weil alles nachwächst).
Kickaha gewinnt am Ende die Welt der tausend Ebenen für sich, einfach weil Jadawin verschwunden bleibt und er sie beansprucht. Aber ist das alles? War es das also? Farmer entläßt seine Leser wieder unbefriedigt aus dem Roman, dessen Titel mir übrigens auch unverständlich blieb.
Sicher war in den Siebzigern Farmers Idee der Taschenuniversen sehr innovativ, aber heute benötigt eine Fortsetzung des Zyklus' meiner Ansicht nach doch ein wenig mehr als nur das fortgesetzte Spielen mit dieser Idee. Wenn er sich wenigstens dazu hätte durchringen können, das Buch zu einem echten Abschluß zu machen! Aber nein, es bleibt wieder alles offen.
Das Buch ist zweifellos abenteuerlich und aktionsreich, schließt sich seinen Vorgängern also an, aber irgendwie hätte ich mehr erwartet.

Eine Anmerkung am Schluß. Es existiert ein Buch Farmers mit dem Titel "Red Orc's Rage". Ich befürchtete schon, es sei ein weiterer "World of Tiers"-Roman und kaufte es. Ist es aber nicht. Wenn ich es gelesen habe, werde ich hier vielleicht noch näher darauf eingehen. 

SX 69

 

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