Piers Anthony: Chamäleon-Zauber
Xanth 1
Piers Anthony: Chamäleon-Zauber
(Bastei Lübbe 20053)
Der erste Teil, "A Spell For Cameleon", stammt von 1977. Meines Wissens schreibt Anthony auch heute noch gelegentlich einen neuen Band der sehr erfolgreichen Serie (Mit einer Auflage von 400000 Exemplaren die meistgelesene Fantasy-Serie in den USA der 80er Jahre). Ich kann noch nicht viele Zusammenhänge erklären, die sich vermutlich in den späteren Büchern enthüllen werden. Nach der Lektüre des ersten Bandes scheint es, daß Xanth ein Land ist, genauer gesagt eine Halbinsel, die ähnlich wie Moorcocks Tanelorn oder das mystische Xanadu überall und nirgends zu finden sein mag. Man kann es von "angrenzenden" Ländern und Kulturen aus theoretisch erreichen, es ist sogar in einer Vielzahl von Wellen so besiedelt worden. Was es von dem Rest der Welt unterscheidet, ist der Umstand, daß es magisch ist. Und das im buchstäblichen Sinn des Wortes. Das Land selbst ist magisch, seine Tiere und Pflanzen, die Menschen und andere intelligente Wesen sind es. Jeder kann irgendeine Form der Magie wirken. Bei Tieren und Pflanzen, ja, sogar bei scheinbar unbelebten Oberflächenformen wie Felsen, Flüssen und Seen scheint die Magie als eine Art evolutionäre Anpassung aufzutreten. Die der Menschen ist nicht immer besonders nützlich. Wenn einer aber keine Magie offenbart, wird er ausgestoßen und nach draußen, nach "Mundania" ins Exil geschickt. Um sich vor den Mundaniern zu schützen, hat man Xanth seit langem mit einem magischen Schild umgeben.
Xanth - das mag eines jener Wortspiele Piers Anthonys sein, gebildet aus Xanadu und Anthony. Sein ganz persönliches Lieblingsuniversum eben. Er setzt auch sein volles Talent ein, um die Welt gleich im ersten Buch so farbig zu gestalten, wie es nur irgend geht. Piers Anthony ist dazu in der Lage, selbst die abstrusesten Phantasien glaubhaft in einen Plot einzubauen. Man nimmt es ihm einfach ab, daß Schuhe und Brote in Xanth auf Bäumen wachsen. Genauso wie man es ihm abnimmt, daß hier hinter jeder Ecke eine neue Seltsamkeit und Gefahr lauern kann. Diese von Wundern geradezu überfüllte Welt nimmt den Leser schnell gefangen.
Bink ist ein junger Mann, der bisher keine Magie offenbarte und trotz der Versicherung eines Zauberers, daß er eine große, verborgene Magie besitze, ins Exil geschickt wird. Vorher, als er sich bei jenem Zauberer Rat holen will, erlebt er erst mal eine richtige Quest und trifft verschiedene Leute. Kaum in Mundania, werden er und seine Begleiterin von dem Bösen Magier Trent zurückgebracht. Das mit dem "Böse" ist jedoch nicht so eng zu sehen. Weitere Abenteuer folgen, bis sich der erste Teil zur Zufriedenheit auflöst. Bemerkenswert ist vor allem, wie kunstvoll und komplex Anthony die Welt scheinbar auf wenigen Seiten anlegt und bis zum Schluß immer wieder etwas Neues dazu kommen läßt. Bink macht eine gewisse Entwicklung durch, Reisen bildet auch ihn.
Zum Inhalt werde ich hier erst einmal nicht viel mehr sagen. Wenn ich mehr Bücher des Zyklus gelesen habe, kann ich vielleicht auch eine umfassendere Darstellung von Xanth geben.
Etwas ärgerliches muß ich aber anmerken. Der Bastei Verlag hat es nicht nur geschafft, eine Unzahl von Druckfehlern in die Bücher zu bringen, auch die Übersetzung von Tegtmeier ist unglaublich schlecht. Ständig werden Namen von Personen und Orten verwechselt, fehlen Kommata und ist die wörtliche Rede falsch gekennzeichnet. Das trübt doch den Lesegenuß. Man könnte behaupten, dies von Bastei Lübbe inzwischen gewöhnt zu sein, aber an so etwas kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Und ich argwöhne, daß man auch die fast unvermeidlichen Anthony'schen Nachbemerkungen weggelassen hat. Wenn es nicht so aufwendig wäre, würde ich mir auch Xanth lieber im Original beschaffen.
Sieht man aber einmal davon ab, so ist der Zyklus nicht nur ein Objekt für Sammler, sondern offenbar auch ein lesenswertes Stück Fantasy. Ich werde weiter lesen und demnächst sicher auch auf andere Bücher eingehen.
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