Robert Asprin: Ein Dämon auf Achse

Robert Asprin: Ein Dämon auf Achse
(Bastei Lübbe 20198)


Spricht man von humoristischen Fantasyzyklen, so fallen einem wohl drei Namen sofort ein: Terry Pratchetts "Scheibenwelt", Alan Dean Fosters "Bannsänger" und Robert Asprins "Dämonen". Wobei die Reihenfolge hier keine Rolle spielt.
Das vorliegende Buch ist der neunte Band des "Dämonen"-Zyklus, der im Englischen wohl eher als der "M.Y.T.H."-Zyklus bekannt sein dürfte. Wie üblich hat man sich zumindest in der deutschen Titelwahl der Bücher von - scheinbar - verkaufsträchtigeren Bezeichnungen leiten lassen. Wobei hier auch "Dämonen in Aktion" keine schlechte Idee gewesen wäre, denn auf Achse sind die beiden Hauptfiguren nicht gerade.
Den Übersetzern widmete Asprin diesmal dann auch sein Buch. Eine treffende Einleitung, ist es doch tatsächlich schwer, englischen Humor auch noch zu übersetzen. Häufig beruht er ja auf Wortspielen. Bei Asprin sind sogar die kleinen Pseudozitate, die er jedem Kapitel voranstellt, mitunter die witzigsten Stellen. Nicht, daß ich meinte, der Rest sei weniger gut, aber das, was Asprin da in ein paar Worten und einem Namen ausdrückt, das sind oft wahre Hammerschläge. Diesmal hatte ich allerdings den Eindruck, daß für die deutsche Ausgabe besondere "Zitate" ausgesucht wurden. Wer sonst könnte mit Katrin Krabbe oder Hans Moser oder Hella v. Sinnen etwas anfangen? Und manche Wortspiele ergeben nur im Deutschen einen Sinn, nicht aber auf Englisch. Es wäre interessant, einmal mit dem Original zu vergleichen, wo etwas ausgetauscht wurde.
Auf jeden Fall sind diese kleinen Boshaftigkeiten lesenswert. Ob nun E. Honecker in einem früheren Buch der Satz zugeschoben wird "Der Letzte macht das Licht aus." oder ob M. Gorbatschow sagt "Ich habe etwas gegen Aufputschmittel", immer stutzt man eine Sekunde, dann kommt der Lacheffekt.
Der Inhalt der "Dämonen"-Bücher ist ähnlich. Nicht pure Klamotte, durchaus mit interessanter Handlung, aber eben voller Witz und Anachronismen. Wer die Zusammenhänge nicht kennt, die Welt, auf der alles spielt, setzt sich aus verschiedenen Parallelwelten oder -dimensionen zusammen, zwischen denen einige der Bewohner hin und her reisen. Das sind die Dimensionsreisenden, kurz Dämonen genannt. Auf manchen Welten hält man sie deswegen und wegen ihres mitunter bizarren Äußeren tatsächlich für solche. Skeeve, ursprünglich ein Zauberlehrling, avanciert im Laufe der Geschichte fast unfreiwillig zum Magiker Großer Skeeve, der die M.Y.T.H. Inc. bzw. Chaos GmbH gründet, ein eher fragwürdiges Wirtschaftsunternehmen für Aktionen zwischen den Dimensionen. Der Truppe gehören zwei ehemalige Mafiosi an (die Mafia heißt hier der Mob), die Skeeve als Leibwächter zugeteilt wurden. Der Roman ist ihre Geschichte, was beweist, daß Asprin ein Gefühl dafür hat, wann er mal das Thema wechseln muß. Die beiden sind unterwegs, um die Armee eines plötzlich expansionistisch gewordenen Reiches zu bremsen. Dazu treten sie ihr erst mal bei. Nun, was machen zwei Mafia-Profis in der Grundausbildung? Richtig.
Auf alle Fälle klappt natürlich nichts so, wie sie sich das vorstellen. Der Ärger, den sie für ihre verschiedenen Störaktionen kriegen, besteht in Beförderungen. Man muß bemerken, daß die Geschichte nach einer Weile in ihrer Art sehr einer anderen Reihe Asprins zu ähneln beginnt, den Büchern um die Chaos-Kompanie des Hauptmann Narrisch. Das Grundmuster ist dasselbe, wenn auch die Handlung etwas anders gelagert ist. Hier scheint Asprin einfach seine Ideen zweimal verarbeitet zu haben.
Vermutlich war das Buch nicht das letzte in der Reihe. Der Schluß läßt wieder einige weitere Abenteuer mit Skeeve und Firma erwarten. Warum auch nicht, langweilig sind diese Bücher auf keinen Fall. Wie schon in einer Werbeanzeige stand: "Kopfschmerzen? Nimm einen Asprin!"
Bastei-Lübbe gibt sich mit den Asprin-Büchern dieser Reihe sehr viel Mühe. Die Übersetzung ist gut, die Titelbilder (Walter Velez) hervorragend. Und sie sind durchaus auch Lesern zu empfehlen, die sonst von Fantasy nicht allzuviel wissen wollen.

[M.Y.T.H. Inc. in Action, (c) Robert Asprin 1990, übersetzt von Ralph Tegtmeier 1993, 237 Seiten, DM 7.80]

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