Simon Hawke: Das Pimpernell-Komplott

Time Wars 3
Simon Hawke: Das Pimpernell-Komplott
(Bastei Lübbe 23175)


Erwischt! Bastei steckt mit Zeitreisenden unter einer Decke! Mitte März halte ich ein Buch in den Händen, in dem steht: "Erste Auflage April 1996".
Das ist also der dritte Teil der Zeitkriege-Serie von Simon Hawke. Die schlampige Übersetzung und der nachlässige Satz konnten nicht den Spaß schmälern, den mir das Lesen diesmal wieder bereitete. Weniger im Sinne von lustig, als von fesselnd. Denn lachen kann man über die geschilderten Ereignisse kaum. Die Zeitreisenden werden durch einen Auftrag ins Frankreich der Revolution geführt. Sie erleben, wie die französischen Aristokraten mitsamt Familien auf der Guillotine massenweise hingerichtet werden. Offensichtlich ein dunkles Kapitel nicht nur der französischen Geschichte.
Ich kenne mich da nicht besonders gut aus, kann also nicht beurteilen, wie authentisch Hawke in diesem Roman war, aber bei der Lektüre fiel mir wieder ein, wie bei uns früher diese Revolution dargestellt wurde. Ich glaube nicht, daß man besonderen Wert darauf legte, die Verbrechen der Revolutionäre besonders deutlich herauszustellen. Komisch, daß Leute, auf die unsere Vorstellung von den Menschenrechten zurückgeht, gleichzeitig in Massenmord verwickelt waren.
Wie es scheint, gab es zu dieser Zeit einen englischen Adligen, der sich den Decknamen Scarlet Pimpernell (eine rote Blume) zulegte. Dieser muß wohl Verdienste dadurch erworben haben, daß er etlichen französischen Aristokraten zur Flucht verhalf. Ich nehme mal an, das ist historisch verbürgt.
Hawke läßt nun einen seiner Zeitsoldaten angesichts der Greuel durchdrehen, wodurch Lord Blakeney, der später zu Pimpernell werden sollte, umkommt. Die Gefahr einer Spaltung des Zeitstromes ist gegeben, weil der Tod einer so wichtigen Person nicht von der Trägheit der Zeit überwunden werden kann.
Übrigens ist dem Buch endlich ein erklärendes Vorwort vorangestellt, in dem der Leser erfährt, was es mit den Zeitkriegen und der Theorie, die sie ermöglicht, auf sich hat. Dieses Kapitel hätte besser im ersten Band stehen sollen.
Priest, Delaney und Andre Cross werden nun in die Vergangenheit gezeitet, um die Störung zu regulieren. Das bedeutet, daß Finn Delaney als Lord Blakeney / Pimpernell einspringen muß, um die Franzosen zu retten. Eigentlich sollte das nicht schwer fallen, aber die Sache ist doch etwas komplizierter, als es zuerst aussieht. Ist sie ja immer.
Zunächst hatte der Lord eine Frau, die getäuscht sein will, was die schönsten Schwierigkeiten mit sich bringt. Dann scheint der Saboteur Mungo wieder seine Hände im undurchsichtigen Spiel zu haben. Wie sich am Ende herausstellt, bleibt es nicht nur dabei, sondern... Aber nein, das darf ich nicht verraten. Mancher wird ja vielleicht die Zeitkriege für sich selber erleben wollen.
Die Handlung ist wie üblich recht detektivisch angehaucht, was nicht nur auf die Komplotte der Zeit der französischen Revolution zurückzuführen ist, sondern auch auf interne Machtkämpfe in der Zeitarmee und dem Nachrichtendienst der Zukunft.
Natürlich hat der Roman auch gewisse Schwächen. Die Zeitabenteuer sind offensichtlich nicht mit einem ausgesprochen hohen Anspruchsniveau geschrieben worden. Die drei Hauptgestalten entwickeln sich bis auf Andre kaum weiter. Ein paar Nebenrollen sind recht interessant, aber eben nur nebensächlich. Der Schluß ist ein wenig verworren, und vor allem die Beziehung Delaneys zu Blakeneys Frau, die ein Potential für weit mehr barg, wird nicht weiterverfolgt, sondern ziemlich banal und unbefriedigend beendet.
Im Ganzen gesehen, ist er allerdings nicht schlecht, sondern sogar empfehlenswert. Besonders für jene mit Interesse für Geschichte. Ich fand es jedenfalls besonders gut, daß Hawke hier nicht wieder literarische, also fiktive Ereignisse hergenommen hat, sondern echte Historie. Oder gibt es da etwa ein Buch über Pimpernell, das ich nur nicht kenne???

The Pimpernel Plot, (c) by Simon Hawke 1984, übersetzt von Bernd Kling und Axel Merz 1996, 284 Seiten, DM 9.90 

SX 74

 

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