Steve White: Legacy

Steve White: Legacy
(Baen Books 1995, 290 Seiten, $ 5.99)

Die U.S. Space Force trifft König Artus... steht jedenfalls auf dem Buch drauf. Zwar stimmt das - im weitesten Sinne jedenfalls - aber auch sonst ist der Klappentext sehr inakkurat, wenn er vermuten läßt, daß man Arthurs Hilfe gegen die bösen Außerirdischen anheuert.
So ist es allerdings nicht. Etwa zweihundert Jahre nach dem ersten Teil hat der irdische Teil der Menschheit die für das Reisen durch den Weltraum nötige Technologie selbst entdeckt. Man ist auf einen Teil des zerfallenen Reiches der Korvaasha gestoßen und befindet sich demzufolge im Krieg mit ihnen - ohne etwas davon zu ahnen, was sich zwischen den Raehan-Menschen und der mit ihnen verbündeten Navy sowie den Feinden abgespielt hat. Das Verschwinden der Flotte ist eines der großen Mysterien der Menschheit.
Bei der Erkundung eines fernen Planeten stoßen die Scouts unverhofft auf den Feind, werden abgeschossen und noch unverhoffter von einem plötzlich erscheinenden Kampfshuttle gerettet - das von einer Nachfahrin der Menschen und Raehan aus dem ersten Teil geflogen wird. Nach abenteuerlicher Flucht durch den Dschungel, Gefangennahme durch die Korvaasha und Befreiung durch die Truppen der hier insgeheim stationierten Raehan-Menschen erfahren Leutnant Sarnac und seine paar anderen Überlebenden vom Schicksal der Navy- Leute aus dem ersten Teil usw. Endlich soll die Verbindung zwischen Terra und dem Rest hergestellt werden.
Nun ja, irgendwie mußte White seine beiden Parteien wieder zusammenführen. Aber so richtig plausibel wurde mir nicht, warum dafür erst ein paar Jahrhunderte vergehen mußten. Und besonders logisch erschien mir dieses Treffen von allen auf einem obskuren Planeten auch nicht. Wahrscheinlich hat White nicht viele Gedanken darauf verwendet, um möglichst schnell zu dem zu kommen, worum es in dem Buch eigentlich gehen sollte. Schließlich wird man als Leser in einem völlig verwirrenden ersten Kapitel oder Prolog darauf vorbereitet. Das handelt nämlich im Jahre 469. Haufenweise werden darin Namen und geschichtliche Details vor einem aufgetürmt, mit denen ich zumindest gar nichts anzufangen wußte.
Der König Arthur, um den es bei White gehen soll, ist nämlich nicht der aus der sattsam bekannten Legende, sondern der "reale" - jedenfalls soweit White ihn sich nach historischen Quellen vorstellt. Kurz gesagt versucht der Autor mit diesem Buch, ein Bild eines möglichen historischen Vorbildes für Arthur zu malen, einschließlich Andeutungen, wie es zur Legendenbildung gekommen sein könnte. Soweit es das betrifft, ist White sehr gründlich und recht überzeugend. Er muß einigermaßen intensiv recherchiert haben.
Fragt sich also nur noch, wie unsere Protagonisten schnell mal ein paar tausend Jahre in die Vergangenheit kommen?
Dazu führt White eine dritte Partei ein. Als die für die Erde vorgesehenen Botschafter um Sarnac und seine Freunde auf der Flucht vor einem Korvaasha-Schiff im Sonnensystem ankommen und wieder mal gefangen werden, erscheint plötzlich eine Raumanomalie, die sie alle weit in die Vergangenheit schleudert, und bald darauf Zeitreisende aus der Zukunft. Die Korvaasha werden ausgeschaltet, und Sarnac sowie seine raehanische Freundin vom Zeitreisenden Tylar eingeladen, ihn bei seiner Mission zu begleiten.
Dieser Tylar hat nicht etwa Sorgen, sich auf den Feldzügen, an denen er teilnehmen will, zu langweilen, seine etwas hinterhältigen Motive, sie als Reisebegleiter anzuheuern, werden erst am Schluß geklärt, übrigens in einem Atemzug mit der Frage, wie die Raehan vor 30000 Jahren von der Erde weggekommen sind...
Nun gut, sobald White seine Helden da hat, wo - bzw. wann - er sie braucht, verliert der Stoff etwas an Wirkung. Genau wie im Prolog fragte ich mich beim Lesen immer, was denn nun wirklich historische Ereignisse sein mochten. So recht kenne ich mich im 5. Jahrhundert nicht aus. Es geht übrigens nicht, wie ich anfangs erwartete, um einen jungen Arthur, der die Tafelrunde erst noch gründen müßte, sondern um seinen Tod bei einem Feldzug in Gallien oder so.
Was hat sich der gute Mr. White nun dabei gedacht? Scheinbar ist er ein weiterer SF-Autor, der insgeheim Artus-Fan ist und mal etwas zu dem Thema beitragen wollte, ohne gleich Fantasy zu schreiben. Das Drumherum aus der SF wirkt stellenweise etwas an den Haaren herbeigezogen und verworren, die Historie dagegen ist lehrreich, wenn auch spekulativ. Insgesamt konnte mich das Buch nicht überzeugen, obwohl es in Teilen ganz gut gemacht ist. Leider weckt der Stoff bestimmte Erwartungen, die allesamt enttäuscht werden. Das kann ein Roman nur schwer verkraften.

SX 86

 

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