Terry Pratchett: Lords and Ladies
Terry Pratchett: Lords and Ladies
(Corgi Books 1992, 382 Seiten, £ 4.99)
Die Scheibenwelt lebt, Oma Wetterwachs lebt, der Erzkanzler Ridcully
und der Bibliothekar auch. Nach "Witches Abroad" und "Small Gods" schließt
sich der Roman direkt an "Witches Abroad" an; alle drei Bücher sind
meines Wissens noch nicht auf Deutsch erschienen, was sie aber sicher noch
tun werden. Terry Pratchett, der unermüdliche Chronist der Scheibenwelt,
hat also wieder einmal einen Roman vorgelegt, der dort handelt (er schreibt
auch andere).
Nachdem die drei Hexen um Oma Wetterwachs eine Mission im Ausland zu
erfüllen hatten, kehrten sie in ihre Heimat Lancre zurück, wo
der ehemalige Hofnarr jetzt König ist und sich in die jüngste
Hexe Margrat verliebt hat. Aber nicht die bevorstehende Hochzeit ist das
Thema des Buches, auch nicht Margrats erneute Verstimmung mit den beiden
älteren Hexen. Von solch bösen Omen wie massenhaft auftretenden
Kornkreisen angekündigt, versuchen die Elfen (die Lords und Ladies)
aus einem Paralleluniversum wieder nach Lancre auf die Scheibenwelt vorzudringen.
So ganz nebenbei führt Pratchett den Gedanken der parallelen Universen
und alternativer Zeitabläufe - eigentlich eher zur Science Fiction
zu rechnen - in den Rahmen der Scheibenwelt ein. Das nervt den Erzkanzler
der Unsichtbaren Universität, Ridcully, sichtlich. Vor allem, daß
ihn seine unzähligen Alter Egos, die glücklich heirateten, nicht
zur Hochzeit einluden. Er und ein paar andere Zauberer machen sich auf
den Weg nach Lancre, wo man bald mit den Elfen Probleme bekommen wird.
Und denkt bloß nicht, daß Elfen nett und edel sind. Das
denken nämlich auch die meisten Bewohner der Scheibenwelt - außer
den Hexen natürlich. Elfen sind böse! Sie verbreiten zwar Stil
und Charme, aber im Kern sind sie grausam und niederträchtig, sie
quälen Mensch und Tier zum Spaß.
Alles klar. Oma Wetterwachs und Nanny Ogg müssen die (Scheiben-)
Welt retten. Und da haben sie auch alle Hände voll zu tun. Der Roman
ist diesmal erstaunlich gewalttätig geraten, was sogar auf dem sparsamen
Rücktitel vermerkt wurde: ". and blood all over the place." Dort steht
auch, daß es Mittsommernacht sei, aber keine Zeit zum Träumen.
Die Anlehnungen an den Sommernachtstraum sind recht geringfügig,
man muß schon genau hinschauen. Und da der deutsche Leser die "Zahnfee"
allenfalls aus englischer Literatur kennt, ist auch diese Anspielung (Die
Feen sind wieder da - aber diesmal wollen sie nicht nur eure Zähne!)
verloren.
Aber nichtsdestoweniger ist es wieder mal ein gelungenes Scheibenweltbuch
geworden, mit vielen kleinen Seitenhieben und humorvollen Einfällen
(und Fußnoten). Die Handlung fügt sich aus ein paar Nebenlinien
zu einem Ganzen zusammen, das wie immer amüsant zu lesen ist.
Man kann nicht viel mehr zu diesem Buch schreiben, ohne die Handlung
nachzuerzählen, und das will ich dann doch nicht. Irgendwann wird
Goldmann ja die Übersetzung herausbringen, dann können sich alle
Pratchett-Fans selbst überzeugen. Es ist schon erstaunlich, wie es
dem Autor immer wieder gelingt, ein neues Abenteuer auf seiner Welt entstehen
zu lassen, ohne sich zu wiederholen oder langweilig zu werden. Insgesamt
sind es jetzt wohl dreizehn Bücher. Und außerdem gibt es nun
die Graphic Novels und Hörkassetten der ersten beiden Teile - bisher
allerdings nur auf Englisch.
Viel Spaß weiterhin!
SX 56
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