Terry Pratchett / Neil Gaiman: Ein gutes Omen
Ein gutes Buch und ein schlechter Rezensent
Terry Pratchett / Neil Gaiman: Ein gutes Omen
(Rogner & Bernhard bei 2001)
Zwar sind inzwischen über dieses neue Buch Pratchetts (und Gaimans)
schon etliche Rezensionen erschienen (z.B. FNL # 43), doch will ich es
ebenfalls unternehmen, darüber einige Worte zu schreiben.
In "Blizz # 1", dem FNL-Nachfolger, erschien im März ein Artikel
mit der Überschrift "Pratchetts Omen - schlechtester Roman 1991".
Nicht etwa, weil das MaHos Meinung zu dem Buch wäre, sondern als Reaktion
auf die Rezension eines Main-Stream-Rezensenten namens Wolfgang Steuhl
in der F.A.Z., der diese überraschende Einschätzung traf.
Mit vielen Zitaten aus der Originalrezension belegte MaHo, daß
es sich bei Herrn Steuhl offenbar um einen besonders extrem humorlosen
Menschen handelt, der absolut keinerlei Ahnung von Pratchett im besonderen
und der SF im allgemeinen hat. Die Aufzählung von Ausdrücken
des betreffenden Herrn ist so peinlich, daß sie schon wieder belustigend
wirkt. Nie hätte ich es mir träumen lassen, daß ein Literaturkritiker
sich zu solchen Beschimpfungen eines Buches hinreißen lassen könnte,
schon gar nicht in einer eigentlich als seriös geltenden Zeitung.
Daraufhin kaufte ich mir natürlich das Buch.
Es ist allerdings recht schwierig, es zu bekommen; doch ein Fan wird
Mittel (30.- DM) und Wege finden. Im Augenblick ist das Hardcover-Werk
nur beim "Zweitausendeins Versand", PF 610637, W-6000 Frankfurt a. M.
60, zu erhalten. Dort kann man es direkt bestellen, in Buchhandlungen
zu fragen, hat sich bei mir zumindest als zwecklos erwiesen. Abgesehen
davon lohnt das Angebot von "2001" tatsächlich mal eine nähere
Betrachtung. Warum für das Werk eine so eigenartige deutsche Erscheinungsweise
gewählt wurde, weiß ich nicht.
Das Buch handelt nicht auf der Scheibenwelt. Es handelt auf der Erde,
und es behandelt die letzten elf Jahre der Menschheit. Jedenfalls mehr
oder weniger. Sein Titel deutet eine wichtige Anlehnung an, auf die sich
die Autoren ausdrücklich beziehen: den Film "Das Omen". Auch Pratchett
und Gaiman gehen von der biblischen Vorhersage des Weltendes aus, daß
der Antichrist geboren wird usw. Allerdings heißt der Knabe nicht
Damien, sondern Adam, und er ist auch nicht - wie von den Mächten
der Finsternis geplant - der "Sohn" des amerikanischen Botschafters. Es
gibt da nämlich eine Verwechselung...
Aber ich will hier auf keinen Fall etwas von der Handlung verraten.
Das Buch muß man einfach selbst lesen.
Welchen Beitrag der Comic-Autor Gaiman zum Inhalt leistete, kann ich
nicht unbedingt sagen, der Stil ist typisch für Pratchett. Ein Feuerwerk
von Gags, das die Handlung spannend und sehr unterhaltsam vorantreibt,
aber nicht vordergründige Blödelei. Wie auch in den Scheibenwelt-Romanen
Pratchetts oft zu bemerken ist, weiß dieser Autor sehr gut ernsthafte
Aussagen in seine Komik einzubauen. Und manchmal kommen diese Aussagen
so scheinbar nebenher, daß einem das Lachen schon mal im Halse stecken
bleibt. Der Erzählrahmen ist ja durch die Bibel schon vorgegeben,
die Geburt des Antichristen, die Vorzeichen und schließlich der drohende
Weltuntergang mit den apokalyptischen Reitern. Der Tod ist übrigens
die einzige Verbindung zur Scheibenwelt, allerdings stimmt seine Charakterisierung
nicht ganz überein. Der Omen-Tod spricht zwar auch in Großbuchstaben,
ist aber viel finsterer als seine Scheibenwelt-Variante.
Es geht natürlich um die Verhinderung des Weltunterganges, jedoch
nicht auf die Weise wie im Film "Das Omen". Der Gestalt und den Motiven
Adams wird dabei breiter Raum gelassen. Armageddon bzw. seine Verhinderung
ähnelt in der Stimmung durch die zwangsläufige Anlehnung an die
biblische Vorgabe etwas der entsprechenden Szene in Piers Anthonys "Wielding
a Red Sword".
Nein, ich will wirklich verhindern, daß ich zu viel vom Inhalt
preisgebe. Das Buch ist als die typische Form eines Geheimtips zu werten,
den man unter Fans ruhig weitergeben sollte. Es handelt sich nicht eigentlich
um Fantasy oder SF, ich glaube, das kann man so nicht definieren. Zwar
kommen gewisse Fantasyelemente vor, aber ebensogut existieren SF-Elemente.
"Ein gutes Omen" steht wohl schon mehr über dieser Unterscheidung
und ist einfach Phantastik. Gute Phantastik!
SX 31
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