Terry Pratchett: Only You Can Save Mankind/Johnny and the Dead
Terry Pratchett: Only You Can Save Mankind/Johnny and the Dead
Als "Nur du kannst die Menschheit retten" ist der erste Roman der beiden
Johnny-Maxwell-Abenteuer bereits auf Deutsch erschienen (Bertelsmann Verlag,
DM 24.80, ISBN 3-570-12075). Der zweite Teil ist in England verfilmt worden!
Damit hat es Pratchett auch in dieser Beziehung geschafft.
Die beiden Romane sind ebensolche Jugendbücher wie die "Trucker"-Trilogie,
man kann sie also auch als Erwachsener ruhig lesen und seinen Spaß
dabei haben.
Im ersten Roman lernen wir Johnny und seine Freunde Wobbler, Yo-less
und Bigmac kennen, die auch im zweiten die Hauptrollen spielen. Johnny
ist im Augenblick ein begeisterter Computer-Spieler, der das Spiel "Nur
du kannst die Menschheit retten" einer obskuren tibetanischen (!) Softwarefirma
spielt, eine Raubkopie natürlich. Wie üblich geht es in diesem
Spiel darum, eine angreifende Alien-Rasse, die ScreeWees, als Raumschiffpilot
zu bekämpfen. Doch plötzlich erscheint auf Johnnys Bildschirm
eine merkwürdige Nachricht:
Wir möchten reden. Nicht schießen, wir ergeben uns.
Der Junge geht darauf ein und sein seltsames Abenteuer beginnt. Offenbar
treffen in seinem Kopf Game-Space und echter Weltraum aufeinander. In seinen
Träumen sitzt er tatsächlich in einem Kampfschiff - bald damit
beschäftigt, seine "Kriegsgefangenen" vor den Angriffen anderer Spieler
zu beschützen und nach Hause zu geleiten. Im wirklichen Leben tobt
gerade der Golfkrieg, und es ist interessant, mitzuerleben, wie sich die
Einstellung des Jungen zu diesem anderen Videokrieg ändert. Er befaßt
sich gezwungenermaßen mit Fragen des Krieges und wundert sich darüber,
was er in den Enzyklopädien entdeckt. Die Menschen haben Regeln für
den Krieg aufgestellt, als sei es wirklich nur ein Spiel.
Die Handlung, in der Johnny die ScreeWees schützen und aus dem
Game-Space bringen muß, ist spannend geschrieben - und natürlich
mit den typischen humoristischen Einlagen Pratchetts versehen. Die Aliens
verschwinden aus allen gleichartigen Spielen, was natürlich einen
Skandal auslöst. Johnny lernt im virtuellen (?) Raum auch noch eine
Freundin kennen, die er erst überzeugen muß, den Fremden zu
helfen und sie nicht abzuknallen. Sie nennt sich im Computer nämlich
Sigourney...
Es ist deutlich, daß Pratchett hier vor allem auf "Ender's Game"
von Card anspielt. Aber auch vor üblichen Klischees oder sonst unbeachteten
Dingen macht er nicht halt. Er läßt den Jungen z.B. die Genfer
Konvention konsequent anwenden, d.h. Johnny muß nun für eine
ganze Flotte von Aliens Lebensmittel besorgen.
Der Roman ist nicht nur ein nettes Abenteuer, sondern er dürfte
jugendliche Leser auch zum Nachdenken über gewisse Dinge bringen.
Pratchett ermöglicht hier eine neue Sicht auf den ganz normalen Alltag.
Das zweite Buch "Johnny und die Toten" ist nicht direkt die Fortsetzung,
wenn auch die Personen dieselben sind. Der Junge besitzt aus irgendeinem
Grund die Fähigkeit, die Geister der Toten zu sehen, die sich auf
einem alten Friedhof herumtreiben. Und er kann mit ihnen reden. Die Toten
mögen es nicht, als Geister bezeichnet zu werden, und so erfinden
die Jungens allerlei Umschreibungen wie post-lebende Bürger oder Atmungsbehinderte.
Das Problem, vor dem Johnny steht, sind nicht die durchaus freundlichen
Toten, sondern das Vorhaben einer windigen Firma, den Friedhof plattzumachen
und ein Bürohaus darauf zu errichten. Er entschließt sich, zusammen
mit den Kumpels etwas dagegen zu unternehmen, und tatsächlich gelingt
es ihm auch, die Bürger der Kleinstadt Blackbury aus ihrer Lethargie
aufzurütteln.
Unterdessen haben aber auch die Toten selbst erstaunliche Möglichkeiten
für neue Aktivitäten entdeckt. Am Schluß stellt sich heraus,
daß sie eigentlich den Friedhof gar nicht mehr brauchen - wohl aber
die Lebenden.
Wieder lernen Johnny und der Leser eine ganze Menge interessanter Dinge.
Zwar sind die Toten ganz durchschnittliche Bürger der Stadt gewesen,
keine Berühmtheiten, aber trotzdem waren sie Menschen, die nicht vergessen
werden sollen. Ob nun der eine Mann, welcher das Telefon verbesserte, weil
er zu spät kam, um es selbst zu erfinden, oder der Kommunist, welcher
Karl Marx geworden wäre, wenn es den nicht gegeben hätte, alle
sind sie es wert, daß man sich ihrer erinnert. Nebenbei findet Johnny
übrigens wieder etwas über die Sinnlosigkeit des Krieges heraus,
als er auf die Tradition der sogenannten "Pal's Battalions" stößt,
die es im Ersten Weltkrieg gab.
Die beiden Romane sind, wie gesagt, vor allem für ein jugendliches
Publikum geschrieben, aber sie sollten in keiner Pratchett-Sammlung fehlen.
Sicher wird auch der zweite bald in Deutsch erscheinen, vielleicht werden
wir sogar einmal die Möglichkeit haben, den Film zu sehen.
Only You Can Save Mankind, (c) Terry and Lyn Pratchett 1992, Corgi
Books, 174 Seiten, 3.99 Pfund
Johnny and the Dead, (c) Terry and Lyn Pratchett 1993, Corgi Books,187
Seiten, 3.99 Pfund, verfilmt von LWT für ITV
SX 69
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