Tom De Haven: Der Weltenbote
Tom De Haven: Der Weltenbote
(Bastei Lübbe 20201)
Nach der von Uwe-Michael Witt abgelieferten Besprechung dieses Buches
(SX 32), das er in englischer Sprache gelesen hatte, kaufte ich es mir
natürlich, als es jetzt bei BL erschien. Der zweite Teil der Trilogie,
jedenfalls nennt Uwe-Michael sie eine, soll im August unter dem Titel "Der
Endzeitmagier" herauskommen (BL 20213).
Da wir bereits eine Rezension zu dem Buch veröffentlichten, würde
sich eine zweite eigentlich nur lohnen, wenn sie konträr wäre.
Aber das würde meine nicht sein, und deshalb möchte ich hier
nur einige Bemerkungen aufschreiben. Ich stimme dem Lob "meines Vorredners"
zu, wenn ich auch einige Kleinigkeiten kritisieren könnte. Der Roman
ist spannend, voller Aktion - manchmal ganz schön harte - und mit
einigen Charakteren ausgestattet, die interessant werden könnten.
Für mich sind sie allerdings noch etwas entwicklungsbedürftig.
Wahrscheinlich, weil man sich nicht gut auf einen Haupthelden konzentrieren
kann, sondern zwischen drei oder vier Personen hin und her springen muß,
wirken die Figuren nicht so, wie es gewesen wäre, hätte es sich
nur um Einzelpersonen gehandelt. Der "Böse", der Unternehmer Boman,
ist komischerweise für mich am überzeugendsten dargestellt. Das
Ende ist offen, deutlich auf Fortsetzung hingeschrieben. Etliche Handlungsfäden
flattern nun im Wind und warten auf eine Verknüpfung im nächsten
Band.
Natürlich ist das ganze Konzept von Fantasy-Parallelwelten, in
denen Magie funktioniert, nicht absolut neu. Eine große Reihe von
Autoren haben es für ernsthafte und weniger ernsthafte Fantasyabenteuer
oder -zyklen genutzt. Genausowenig ist es der diesseitige Protagonist,
der auf irgendeine Weise in jene Welten geholt wird, um sie meist zu retten.
Eigentlich ist das ein ungemein cleverer Zug der Fantasyautoren (vielleicht
nicht mal allen bewußt), denn mit diesem Sujet bedienen sie direkt
und ohne Umwege das ursprüngliche Interesse ihrer Leser. Man sagt
der Fantasy und auch der SF ja nach, sie seien eskapistisch und würden
Fluchtwelten für die literarische Verdrängung des Alltags bereitstellen.
Haben Leser wirklich ein solches Interesse - und das kann wohl vorausgesetzt
werden, sonst würden sie Mainstream lesen - dann sind Abenteuer von
Menschen unserer Zeit und Welt in einer Fantasywelt gerade das in Reinform,
was sie eigentlich lesen wollen. In solche Helden sollte man sich am leichtesten
hineinversetzen können. (Daß das nicht immer stimmt, zeigt der
Zyklus um Thomas Covenant.)
Nun gut, gemeinsam mit Uwe-Michael werde ich auf die Fortsetzungen
warten. Es lohnt sich wirklich.
[Walker of Worlds, © Tom De Haven 1990, übersetzt von Eva Bauche-Eppers 1993, 346 Seiten, DM 9.80]
SX 36
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