David Weber: Oath of Swords

Schwur der Schwerter
David Weber: Oath of Swords
(Baen Books 1995, $ 5.99, 489 Seiten)


David Weber? Der David Weber? Ja, und ich habe nicht die falsche Rubrik erwischt. Derselbe Autor, den man den neuen King of the Spaceways nennt, hat einen Ausflug in die Fantasy unternommen.
Auf dem Titelbild von Larry Elmore sieht man eine fröhliche Runde von zwei überdimensional großen, spitzohrigen Typen, zwei lachenden Mädels und einem abgezehrten Mann um ein Lagerfeuer sitzen. Bei so einem frohsinnigen Bild wirkt es wie ein Schlag vor die Stirn, wenn gleich auf den ersten Seiten der üble Kronprinz Harnak eine Frau vergewaltigt und dabei ist, sie zu Tode zu prügeln.
Der gerade im Keller vorbeikommende Bahzell mag so etwas gar nicht und mischt sich ein, was den Kronprinzen halbtot zurückläßt. Bahzell, der als eine Art Geisel am Hofe lebt, läßt es jedoch in argen Schwierigkeiten zurück, und er daher seinerseits den Hof, in größter Eile.
Bahzell gehört zur Rasse der Hradani, dem Clan der Pferdediebe. Die Hradani haben das Problem, daß sie zusätzlich zu ihrer gewaltigen Körpergröße und Kraft noch mit der "Wut" (Rage) geschlagen sind, theoretisch unkontrollierbaren Ausbrüchen berserkerhafter Gewalt. Ein Überbleibsel aus irgendwelchen Zauberkriegen vor anderthalbtausend Jahren. Diese Eigenschaft macht sie bei den Nachbarvölkern nicht gerade beliebt, und so haben Bahzell und sein Freund Brandark keine angenehme Wanderung vor sich, als sie abhauen.
Die gerettete Frau wird mit einer anderen in Sicherheit zu Bahzells Vater geschickt, die beiden Freunde machen sich recht ziellos auf den Weg nach Westen. Der böse Harnak jedoch hetzt ihnen mit Hilfe eines geheimen Dämonenkultes scharenweise Killer hinterher.
Bahzell kann es nicht lassen, seine Nase in Sachen zu stecken, die ihn nichts angehen, und so rettet er erneut eine bedrängte Frau vor Angreifern, was zur Folge hat, daß er sie und ihre beiden Begleiter nun nach Süden in das Land ihres Vaters bringen darf...
Als ob das alles noch nicht genug ist, mischen sich auch noch die Götter ein. Es dauert sehr lange, bis der sture Bahzell geneigt ist, das Angebot des Kriegsgottes anzunehmen und dessen Champion im Streit zwischen Gut und Böse zu werden. Typisch Weber, daß der Kriegsgott einer der guten Götter des Lichtes ist! Die lange Wanderung quer durchs Land wird nicht nur für verschiedene Abenteuer genutzt, sondern auch, um Bahzells innere Wandlung ausführlich zu schildern. Er wird nicht etwa zu einem Gläubigen und Anbeter des Gottes, eher widerwillig akzeptiert er schließlich, daß dessen Ziele schon immer auch seine eigenen waren. Seine "Art zu beten ist einzigartig", wie der Gott bemerkt. So etwa in der Art: "Wenn du schon mal da bist, kannst du dich auch nützlich machen!"
Die Reise der beiden Hradani führt sie mit einigen Personen zusammen, von denen sie dann wieder getrennt werden. Und es handelt sich auch nicht um eine einheitliche Quest nach einem einzigen Ziel. Zuerst fliehen sie wegen Bahzells Rettung der Frau, dann wollen sie die zweite Frau nach Hause geleiten, dann verfolgen sie deren Entführer und schließlich versuchen sie, das Land der Purpurlords zu verlassen, in dem sie sich, wie üblich, unbeliebt gemacht haben.
Weber verzichtet ganz darauf, irgendwelche Beziehungskisten ins Spiel zu bringen, allerdings geht er dabei so weit, daß die Charakterisierung der Frauen im allgemeinen sehr blaß bleibt. Er kann auch anders, was er mit seinem Honor Harrington Zyklus hinreichend bewiesen hat. Da die weiblichen Gestalten hier nur Nebenrollen spielen - was sich daran zeigt, daß sie die Tendenz haben, aus der Handlung zu verschwinden - hat er ihnen nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet. Das irritiert ein wenig.
Natürlich gibt es haufenweise Kämpfe, und hier erkennt man den Mann wieder, der so grandiose Raumschlachten zu beschreiben weiß. Die Kulmination ist dabei der titanische Kampf zwischen Bahzell und einem riesigen Insektendämon, in deren Folge er auch endlich seine Bestimmung als Streiter für den um Balance bemühten Kriegsgott annimmt.
Auch in der fast wissenschaftlichen Erklärung von Zauberei, die Bahzell von einem uralten Weißen Magier erhält, kann sich der SF-Autor nicht verleugnen. Aber was alles andere angeht, hat Weber bewiesen, daß er ohne weiteres Sword & Sorcery Fantasy schreiben kann, die nicht im geringsten langweilig ist oder auf abgenutzten Klischees herumreitet. Er benutzt beim Personenensemble zwar schamlos vorhandene Muster aus der Fantasy-Kiste, wie die melancholischen, unsterblichen Elfen, die Halblinge und Zwerge, aber er führt mit den Hradani auch Neues ein. Nicht unbedingt ein Werk, das gleich neue Maßstäbe im Genre setzt, aber ein unterhaltsames Abenteuer, von jemandem geschrieben, der eine Geschichte so erzählen kann, daß sie den Leser fesselt - egal ob in den Tiefen eines Sternenimperiums oder auf den schlammigen Straßen einer mittelalterlich primitiven Fantasy-Welt.
Oh, und bevor ich es vergesse: Am Ende des Buches sind unsere Helden noch immer unterwegs... 

SX 89

 

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