Der Cheysuli-Zyklus von Jennifer Roberson
Der Cheysuli-Zyklus von Jennifer Roberson
(Heyne 06/5672 & 5673)
Wie ich bereits in meiner Besprechung zum ersten Band des bisher auf
9 Bände angelegten "Cheysuli-Zyklus" erwähnte, ist Jennifer Roberson
jemand, der (die) es unter einem Zyklus scheinbar nicht schafft auch nur
einen Einkaufszettel zu schreiben. Das war schon beim "Schwerttänzer-Zyklus"
so, der mit 4 Büchern auf den Markt kam. Glücklicherweise machte
ich nicht den Versuch, ihn zu lesen.
Frau Roberson scheint mir aber vor allem jemand zu sein, der (die)
Geld verdienen will. Nach dem, was ich im ersten Teil "Wolfsmagie" und
dem zweiten "Das Lied von Homana" las, hat das Material nichts, was einen
so ausgewalzten Zyklus rechtfertigen würde. Es handelt sich hier um
ausgesprochen konventionelle und kommerzielle Fantasy, nach jedem langweiligen
Strickmuster gewebt, das man nur auskramen kann.
Besonders ärgerlich war es für mich, daß Roberson im
zweiten Teil einen völlig anderen Protagonisten als Hauptperson handeln
läßt, nämlich den Königssohn Sowieso aus dem ersten
Teil. Außerdem schreibt sie nun plötzlich in der Ich-Form, was
stilistisch überhaupt nicht zu überzeugen vermag. Meiner Ansicht
nach hat es Roberson auch nicht annähernd vermocht, dem Charakter
des Protagonisten ein wirkliches Profil zu geben. Ob es daran liegt, daß
sie eine Frau ist, die in der Ich-Form versucht, einen Mann darzustellen?
Wer weiß. Andere vermochten das schon besser, auch wenn sie sich
am Schluß erschossen haben.
Der Plot ist im Ganzen wenig innovativ. Es ist die uralte, bis zum
Erbrechen oft erzählte Geschichte über eine benachteiligte und
- natürlich völlig zu Unrecht - verfolgte Bevölkerungsgruppe,
die passenderweise auch noch in Form ihrer Augen ein äußerliches
Erkennungsmerkmal trägt, so daß so einer nur aufzutauchen braucht,
und man schreit Jude, Indianer, Hexe, Slan oder Nachbar. Hier heißt
das eben Cheysuli. Es mag ja historisch gesehen die Schuld des weißen
Mannes gegenüber den fast ausgerotteten Roten geben, es mag bis in
biblische Zeiten die Verfolgungen der Juden usw. gegeben haben, und noch
unzählige andere himmelschreiende Ungerechtigkeiten, aber die Menschheit
ist nun mal Abfall, findet euch doch damit ab!
Mich nervt es gegenwärtig nur noch, wenn wieder so ein wohlmeinender
Autor in die Tränen-und-Drama-Kiste langt, um alles zum zehntausendsten
Mal aufzubrühen. Und noch nicht einmal mit dem literarischem Können,
das es lesenswert machen würde.
Der Königssohn streift also durch die Lande, rennt seinem Erbe
nach und stellt so im Vorbeigehen beim Kneipenbesuch eine Armee zusammen.
Dabei hängt so ein Barde mit ihm rum, der wohl etwas mit dem Buchtitel
zu tun hat, und er selbst läßt immer mal sein Königsschwert
sehen, was mit dem nächsten Buchtitel zu tun haben mag ("Das Vermächtnis
des Schwertes"). Abgesehen davon, daß es ziemlich irrwitzig ist,
quasi mit einer Erkennungsmarke vom Typ Schwert im Feindesland rumzureiten,
die schreit: Hallo, hier kommt der Stürzer der Ursupatoren, Befreier
von Witwen und Waisen und gleichzeitig der rechtmäßige Herrscher!,
habe ich an dieser Stelle gelangweilt aufgehört, das Buch zu lesen.
Für alle, die seichte Fantasy mögen und außerdem dem
Sammelwahn verfallen sind, ist das eine gute Geldanlage. Für mich
war es ein weiterer Grund, bei Fantasy heutzutage vorsichtig zu sein.
SX 89
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