Terry Bisson: Das Fünfte Element

Terry Bisson: Das Fünfte Element
(Heyne 01/11515)

Noch ist der Film nicht in den deutschen Kinos angelaufen, da liegt das Buch schon in den Regalen. Schnell, nicht wahr? Ich habe es auch in etwas mehr als drei Stunden durchgelesen und nun warte ich darauf, daß ich mir den Film ansehen kann. Wird sicher lustig werden.
Ernst gemeint sein kann der Roman des Autors von "Mars Live" (s. SX 65) jedenfalls nicht. Erst war ich ein wenig verwirrt und irritiert, weil doch sicher kein SF-Autor mit Selbstachtung so einen Quatsch von sich geben würde. Aber es ist halt nur Quatsch, keine ernsthafte hard SF. Ein wenig pseudotechnisches Blabla, damit man weiß, daß es Hyperraumflug und -funk gibt, die Zeitangabe auf das 23. Jahrhundert datiert, wo die Computer komischerweise noch genauso zu funktionieren scheinen wie heute. Hätte nur noch ein Windows 2295 gefehlt... Und einen Hauch Fantasy bekommt die Sache auch noch mit. Bisson legt sichtlich keinen Wert auf literarische SF, das ist einfach ein Film, der aufs Papier gebracht wurde, filmische SF also. Und so folgt die Handlung streng den Gesetzen des Hollywood-Films. Sie ist ja auch nach dem Drehbuch von Luc Besson und Robert Mark Kamen geschrieben.
Luc Besson gab uns bereits Filme wie "Nikita" und "Leon - der Profi", was auch für "Das Fünfte Element" auf einen actionreichen, unterhaltsamen Streifen hoffen läßt. Noch dazu wo Bruce "Unterhemd" Willis die Hauptrolle spielt. Obwohl er diesmal sogar ein Hemd von Gaultier trägt!
Korben (Willis) ist ein (natürlich völlig heruntergekommener) Taxifahrer, außerdem ein ehemaliger Kriegsheld. Ihm fällt eines Tages eine Frau durchs Dach des Taxis, nachdem sie aus dem 450 Stock gesprungen ist. Die Gute ist das Fünfte Element, gerade von der Regierung aus einem abgerissenen Arm reanimiert und nach Art von "Species" Natasha Henstridge ausgebüxt. Eigentlich ist die Aufgabe von Leeloo (Milla Yovovich) ja, das ultimate Böse aufzuhalten, das gerade aus seinem 5000 Jahre währenden Schlaf aufwacht und in Form eines schwarzen Planeten durchs All düst, um alles Leben auszulöschen. Was sonst soll das Böse auch machen? Um ihre Aufgabe zu erfüllen, braucht Leeloo aber noch vier heilige Steine, hinter denen passenderweise aus nicht ganz geklärten Gründen alle möglichen Figuren her sind.
Alles klar? Mehr werde ich hier zum Inhalt lieber nicht schreiben, obwohl bei Erscheinen dieses SX der Film schon angelaufen ist. (Da gleichzeitig der neue "Mr. Bean" startet, wird es ein anstrengender Kinotag!)
Das Buch spiegelt offenbar die typisch amerikanisch-filmische Schnoddrigkeit wieder, die man mögen oder hassen kann, je nach Laune. Jedenfalls ist es sehr witzig zu lesen, und da hat man mit Terry Bisson sicher den richtigen Autoren gefunden. Streckenweise schien es mir, als habe sich Luc Besson, von dem die ursprüngliche Story ist, kräftig von Douglas Adams inspirieren lassen. Vor allem die häßlichen und boshaften Aliens, die Mangalore, erinnerten sehr an die Vogonen. Sie besitzen die Fähigkeit zum kurzzeitigen Gestaltwandel, damit sie nicht erschrecken, wenn sie sich im Spiegel sehen...
Wie gesagt, ein am Filmgeschehen orientiertes Buch für alle, die noch mal nachlesen wollen, was in der zweifellos rasanten Handlung nur allzu schnell vorüber geht. Folgerichtig kein tiefgründiger Roman, kein Highlight der SF. Aber das kann die Novellisierung eines Filmes auch selten sein. Andererseits gute Unterhaltungslektüre. 

SX 91

 

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