Terry Pratchett: Maskerade
Terry Pratchett: Maskerade
(Corgi Books 1996, 380 Seiten, £ 5.99)
Mit "Maskerade" führt uns Terry Pratchett
in die Welt der Oper. Der scheibenweltlichen Oper natürlich. Die Handlung
dieses neuen Geniestreiches des Meisters baut außerdem auf dem bekannten
Stück "Phantom der Oper" auf, wobei ich zugeben muß, daß
ich das Original nicht kenne. Somit entfallen hier schon mal irgendwelche
Vergleiche. Außerdem ist es eine Oma Wetterwachs / Nanny Ogg - Geschichte,
die beiden Hexen aus Lancre zählen also zu den Hauptpersonen. Das
allein bürgt meistens schon für Spaß.
Granny und Nanny haben ein Problem, nachdem die
Dritte im Bunde, Margrat, Königin wurde. Ihnen fehlt zur Vollständigkeit
einfach eine dritte Hexe. Agnes "Perdita" Nitt wäre eine Kandidatin,
aber die ist fort nach Ankh-Morpork, und zwar als Opernsängerin. Da
hätte sie mit ihrer erstaunlichen Stimme sicher Karrierechancen, wenn
sie nicht, nun ja, recht dick wäre, sozusagen fett. Und gerade sind
eher Star- Qualitäten gefragt. Eine Vision in den Teeblättern
veranlaßt die beiden Hexen, nach Ankh-Morpork zu reisen, wo sich
an der Oper inzwischen einiges ereignet.
Im Opernhaus gibt es anscheinend einen Geist,
für den immer eine Loge freigehalten wird - bisher nichts als ein
weiterer Aberglaube der Mitarbeiter. Doch nun hat sich etwas verändert.
Nachdem ein Käsefabrikant die Oper gekauft hat, muß er schnell
begreifen, daß sie nicht die Investition ist, die er sich darunter
vorstellte. Zu allem Übel beginnt der Geist damit, Leute umzubringen!
Verschiedene Personen werden eingeführt,
die sich alle höchst merkwürdig benehmen, aber das ist halt Oper...
Viel Verwirrung, ein undurchschaubares Riesengebäude, viele Leute
und seltsame Vorgänge. Als die beiden Hexen ankommen, mischen sie
sich natürlich sofort ins Geschehen. Jedenfalls nachdem sie ihr anderes
Geschäft in Ankh-Morpork erledigt haben. Nanny Ogg hatte nämlich
insgeheim ein Kochbuch geschrieben, das offensichtlich ein Bestseller wurde.
Und Granny Weatherwax ist der Meinung, daß ihre Kollegin dafür
mehr als nur einen Dollar verdient hätte. Das Geld brauchen die beiden
dann auch, um sich als feine Dame (Granny) und unauffällige Angestellte
(Nanny) in die Oper einzuschleichen.
Pratchett hat hier eine klassische Kriminalhandlung
geschrieben. Die Hexen untersuchen den Fall des Geistes in der Oper mit
ihren ein wenig unkonventionellen Mitteln und lösen ihn selbstverständlich.
Dabei wird der übliche Pratchett-Humor auch manchmal recht düster
oder makaber. Mord und Totschlag sind an der Tagesordnung, was nur dadurch
gemildert wird, daß auch der Mord eher opernhaft stattfindet. Mit
skalpellscharfer Sicht nimmt der Autor die Welt aufs Korn, wo Schein mehr
ist als Sein, wo die Show weitergehen muß, um jeden Preis. Und damit
meint er nicht nur ein Opernhaus.
Der Autor selbst ist diesmal nicht mit seinem
gewöhnlichen Bild im Buch vertreten, sondern als Opernstar komplett
mit weißer Phantom- Maske abgelichtet.
Man kann zu Pratchetts Scheibenwelt-Romanen inzwischen
nicht mehr viel schreiben, ohne sich zu wiederholen oder Inhaltsangaben
zu machen. Und letzteres möchte ich vermeiden, um den Lesern nicht
den Spaß zu nehmen, wenn das Buch dann auch auf Deutsch erscheint.
SX 91
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