A. C. Crispin: Alien - Die Wiedergeburt
Gute Umsetzung mit Schönheitsfehlern
A. C. Crispin: Alien - Die Wiedergeburt
(Heyne 01/20011)
Ann Carol Crispin hat den Stafettenstab von Alan
Dean Foster übernommen, der die Bücher zu den ersten drei Alien-Teilen
schrieb, und sie hat es gut gemacht. Von Büchern zu "Star Trek" ("Yesterday's
Son", "Time for Yesterday" und "The Eyes of the Beholder") und die Serie
"V" hat sie ausreichend Erfahrungen mit solchen Stoffen.
Laut Buch richtete sich Crispin nach dem Drehbuch
von Joss Whedon, und das war entweder ausführlicher als der Kinofilm
oder sie hat ihre eigene Phantasie geschickt eingebracht, um den Filmstoff
zu erweitern.
Bei einem Buch zum Film erwartet man vor allem,
die Bilder des Filmes noch einmal vor den geistigen Augen zu sehen. Und
man erwartet auch, Dinge vertieft zu bekommen. Gerade bei einer so rasanten
Handlung wie in "Alien" muß man entweder mehrfach ins Kino gehen
oder etwas darüber nachlesen. Schließlich kann man als Leser
gespannt sein auf die Gedanken der Figuren, die ja in einem Film zum großen
Teil außen vor bleiben müssen, wenn die Helden nicht ständig
quasseln oder gar Selbstgespräche führen sollen.
Der Roman von Crispin wird diesen Erwartungen
vollauf gerecht. Die Autorin erzählt nicht einfach nur oberflächlich
die Filmhandlung nach, sie baut auf ihr auf, um einen echten Roman abzuliefern.
Nicht nur die Gedanken und Gefühle der wichtigsten Protagonisten wie
Ripley oder Call werden ausführlich dargestellt, sondern auch die
Aliens kommen sozusagen "zu Wort". Gründlicher als je zuvor dringt
der Leser in die Motivationen und Antriebe, ja sogar die Gedanken dieser
Wesen ein. Dabei spielt es auch eine Rolle, daß durch die genetische
Verschmelzung der Königin mit Ripley und das Erbgedächtnis die
Aliens über gewisse menschliche Erinnerungen und Fähigkeiten
verfügen. Sie können genauso wie Ripley die Schilder im Raumschiff
und an den Uniformen lesen! Und ja, diese strittige Sache mit der Vermischung
der Gene, welche der Film nur andeuten konnte, wird befriedigend erklärt.
Manche Szenen werden im Buch etwas anders dargestellt,
als sie im Film passieren. Zum Teil wirken sie dadurch fast noch unheimlicher.
Ganz wenig ist völlig neu, so ein sehr überraschender Prolog
mit Distephano (der Soldat) und ein kurzer Abschnitt, wo sich Purvis, der
bebrillte Typ, der ein Alien in sich trägt, in seine Hyperschlafbox
begibt. Es wird auch erwähnt, warum es bei ihm als einzigem noch nicht
ausgewachsen ist, als die Gruppe ihn findet.
Zum Inhalt des Buches werde ich hier nicht mehr
schreiben, es hält sich recht genau an den Film, aber man kann es
voller Spannung an einem Nachmittag durchlesen, selbst wenn man gerade
aus dem Kino gekommen sein sollte.
Was für Schönheitsfehler haben mich
nun aber irritiert? Wie üblich handelt es sich um Druck- und Übersetzungsfehler.
Allein schon dadurch, daß wegen der Kürze der Zeit zwei Übersetzer
bemüht wurden, kommt es zu gewissen Unstimmigkeiten innerhalb des
Romanes. Am peinlichsten ist, daß man den Drehbuchautor auf der inneren
Titelseite falsch geschrieben hat. Und am stärksten hat mich gestört,
daß am Anfang des Buches der Ripleyklon vom Chefwissenschaftler Wren
immer als Spezies bezeichnet wird. Dieses Wort bedeutet Art oder
Gattung, und ich habe den Verdacht, daß da im Original specimen
stand, was ein gebräuchlicher Laborausdruck für Muster oder Exemplar
ist. Kaum zu glauben, daß Crispin diese Begriffe verwechselt haben
soll. Da sich die fachwissenschaftlichen Fehler in der ersten Hälfte
des Buches häufen, wird man wohl nur zu fragen haben, welcher Übersetzer
da so inkompetent war...
Na schön, wer nicht so pedantisch ist wie
ich, wird das Buch lesen können, ohne darüber zu stolpern. Es
ist eine hervorragende Ergänzung zum Film, außerdem gibt es
eine Reihe von Filmbildern, die zwar ziemlich chaotisch und ohne Text aneinandergereiht
wurden, aber trotzdem die Szenen wiedererstehen lassen.
Alien Resurrection, © 1997 by Twentieth Century Fox Film Corporation, übersetzt von Thomas Haag und Bärbel Deninger 1997, 272 Seiten, DM 12.90
SX 95
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